Architektur:
toa | architectes associés sarl
Landschaftsarchitektur:
Nolte/Gehrke Partnerschaft von Landschaftsarchitekten mbB
Tragwerksplanung:
Lichtenau Himburg Tebarth Bauingenieure GmbH
Technische Gebäudeausrüstung:
solares bauen GmbH
Architektur:
toa | architectes associés sarl
Landschaftsarchitektur:
Nolte/Gehrke Partnerschaft von Landschaftsarchitekten mbB
Tragwerksplanung:
Lichtenau Himburg Tebarth Bauingenieure GmbH
Technische Gebäudeausrüstung:
solares bauen GmbH
Die standortbedingten Einschränkungen durch Außenlärm, Erschütterungen, Abwasserdruckleitungen und das knapp bemessene Grundstück werden als Impulsgeber für die bestmögliche Lösung der Entwurfsaufgabe verstanden. Die Baukörperorganisation wird dabei durch das Leitbild der Lernlandschaft, einer möglichst offenen und flexiblen Raumstruktur bestimmt.
Ein fünfgeschossiger, kompakt bemessener Schulbaukörper wird in maximal möglicher Entfernung zu Schall- und Erschütterungsquelle, parallel zur Straße Am Breiten Luch angeordnet. Die Sporthalle wird näher zur Bahntrasse positioniert und definiert gemeinsam mit dem Volumen der Schule eine winkelförmige Einfassung der zentralen Pausenhoffläche im Norden.
Die lediglich eingeschossige Verbindung der beiden Gebäudeteile unterstreicht die Lesbarkeit und Maßstäblichkeit des Ensembles. Gestärkt wird dieser Ansatz durch die Anordnung der unteren Sporthallenebene im Untergeschoss, wodurch zudem der Bezug zu den Pausenhöfen optimiert und die Besonnung des nördlichen Pausenhofes verbessert wird.
Der eingeschossige Bereich stellt sowohl das funktionale und bauliche Gelenk zwischen Schule und Sporthalle, als auch der beiderseitig angeordneten Pausenhöfe dar. Die Abstandsflächen werden eingehalten.
Der zur Falkenberger Chaussee orientierte Hauptzugang wird durch einen zweigeschossigen Gebäudeunterschnitt markiert. Ein langgestrecktes Foyer flankiert den Pausenhof und bindet alle zentralen Funktionen an. Die für das Schulleben, die Besucher:innen und die Öffentlichkeit zentralen Bereiche werden durch eine rot pigmentierte Betonfassade markiert. Diese Geste unterstreicht auch die Verbindung zur Sporthalle. In Verbindung mit der ‚leicht‘ wirkenden, reflektierenden Schulfassade aus fein strukturiertem Trapezblech wird dadurch die Mächtigkeit des Schulbaukörpers optisch reduziert.
Zwei Lichthöfe leiten Tageslicht bis in das Foyer der Schule, sorgen für komplexe Blickbeziehungen und sichern die Nachtauskühlung des Baukörpers. Über eine zentral im Foyer gelegene Scherentreppe werden Bibliothek und Verwaltung im 1. OG unmittelbar erreicht. Diese an der Außenfassade gelegene Haupttreppe bietet den Ausblick auf die Pausenhoffläche und unterstützt die Orientierung im Gebäude über alle Geschosse. Die vertikale Erschließung ist in dieses Haupt- und drei Nebentreppenräume hierarchisiert aufgebaut. Die Erschließungsflächen in den Obergeschossen sind grundsätzlich als Kommunikations- und Aufenthaltsbereiche ausgebildet. Lediglich vor Treppenhaus Südwest ist ein kurzer notwendiger Flur erforderlich.
Die Nutzungsbereiche sind entsprechend der Vorgaben räumlich thematisch zusammengefasst: Mensa und Mehrzweckraum sind in dem eingeschossigen Verbindungsbaukörper angeordnet und schaffen die visuelle und funktionale Verbindung der beiden Pausenhöfe als auch die Anbindung von Sporthalle und Schule. Neben Mehrzweckraum und Mensa befindet sich auch die Küche, die Schulküche, die Räume für WAT und Musik im Erdgeschoss. Die Anlieferung der Werkstätten und der Lehrküche und die Müllentsorgung erfolgt entlang der südlichen Grundstücksgrenze, unabhängig vom Schulbetrieb.
Die Compartments sind nahezu spiegelsymmetrisch und gleichförmig in den Obergeschossen 1-4 auf der Südwestseite angeordnet. Diese ‚Schulen in der Schule‘ werden durch das jeweils zentral gelegene, zu einem Lichthof orientierte Forum geprägt. Die Teambereiche der Lehrer:innen sind direkt angeschlossen, so auch die überwiegende Anzahl der Stammgruppen- und Teilungsräume. Wahlweise können die Unterrichtsräume zum Forum geöffnet oder geschlossen werden.
In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Compartments sind die Fachräume zum Pausenhof nach Osten orientiert angeordnet.
Das Niveau der unteren Sporthalle liegt, gemeinsam mit Umkleide- und Geräteräumen, im 1. UG. Die dadurch im EG gelegene Galerie öffnet sich zum Pausenhof und ermöglicht sowohl eine beidseitige Belichtung der Halle als auch einen direkten Bezug und Zugang zum Pausenhof. Die obere Sporthalle bildet auf Hallenniveau ein langgestrecktes, zum Pausenhof orientiertes Foyer vor den Geräteräumen aus. Darüberliegend finden sich die Umkleiden. Beide Sporthallen werden über die Nordostfassade (Zugang Wartenberger Straße) auch extern erschlossen.
Die Gebäudeteile wurden typisiert entwickelt und eignen sich dadurch hinsichtlich Planung und Ausführung ideal für eine modulare Bauweise mit hohem Vorfertigungsgrad. Die Sekundarschule ist als konventioneller Stahlbetonskelettbau aus RC-Beton (Recyclingbeton) konzipiert und erhält eine elementierte, vorgesetzte Holzrahmenbaufassade mit integrierten Holz-Alufenstern inkl. Raffstores, Verkleidung außenseitig aus fein strukturiertem Trapezblech. Diese Bauweise erlaubt eine maximale Flexibilität während Planungs- und Nutzungsdauer, stellt eine verkürzte Bauzeit sicher und erreicht am Markt einen breiten Bieterkreis. Die Sporthallen sind als konventionelle Stahlbetonkonstruktion mit Stahlbetonbindern (unten) und Brettschichtholzbindern (oben) geplant. Die Außenwände der im UG angeordneten Nutzungsbereiche werden in WU-Beton erstellt. Die Sporthallen erhalten eine vorgehängte Fassade aus pigmentierten Sichtbetonelementen.
Ein direkter Lastabtrag trägt zur wirtschaftlichen Optimierung der Rohbaukonstruktion bei. Dächer werden als Flachdächer mit extensiver Begrünung ausgebildet, wodurch eine deutliche Senkung des Abflussbeiwertes erreicht wird.
Die systematischen Gebäudestrukturen, die konventionelle Mischkonstruktion des Rohbaus, die funktionsgerecht gewählten Öffnungsanteile der Fassaden und deren Elementierung, die effiziente Gestaltung der Verkehrsflächen in Verbindung mit kompakt organisierten Sanitärbereichen stellen einen wirtschaftlichen Bau und Betrieb sicher.
Das Gebäudeensemble teilt den Freiraum in zwei Schulhofbereiche, den nördlichen, durch eine grüne ‚Linse‘ geprägten Hof mit Eingangsbereich und differenzierten Angeboten zur individuellen Pausengestaltung, sowie den südlichen Hof mit einer der Mensa vorgelagerten Terrasse und Aktivflächen für den leichten Freizeitsport. Das Angebot wird durch einen Schulgarten auf dem Gebäude zwischen Schule und Turnhalle abgerundet.
Die räumliche Trennung der Schulhöfe ermöglicht ein vielfältiges, multifunktionales Raumangebot und vermeidet zugleich Nutzungskonflikte. Der zentrale nördliche Pausenhof bietet durch die großzügige Rasen- und Wiesenfläche, sowie zahlreiche Sitz- und Liegepodeste ausreichend Orte zur Kommunikation, zum Verweilen, Ruhen und Austausch an. Ein Klassenzimmer im Freien, Tischtennisplatten und
Tischkicker verteilen sich frei auf der Grünfläche und schaffen ergänzende Angebote. Durch die Erhaltung eines Großteils des Baumbestands lassen sich hier im Sommer viele schattige Bereiche finden. Die umlaufende Schallschutzmauer aus Sichtbeton wird durch eine Frei-Galerie für Kunst- und Abschlussklassen auf der Innenseite in die Gestaltung des Schulhofs eingebunden. Von der Straßenseite aus strukturieren Segmente aus Vertikalbegrünung im Wechsel mit einer texturierten Betonoberfläche die Wand. In direkter Nähe zum Haupteingang befinden sich 220 Fahrradstellplätze und vier barrierefreien PKW-Stellplätze. Weitere 20 Fahrradstellplätze werden im Bereich des Nebeneingangs der Sporthalle angeboten. Die Anlieferung, Müllentsorgung und -lagerung erfolgen straßennah im südlichen Anschluss an Mensa und Küche.
Östlich der Mensaterrasse bieten multifunktionale Flächen aus Sand und EPDM die Möglichkeit zum Beachvolleyball, Streetball und Basketball auf Kleinspielfeldern an. Ein umlaufender Weg erschließt die Sportflächen und bildet entlang der östlichen Grundstückskante eine Verbindung zum Pausenhof im Norden aus. Um eine Zugänglichkeit der Sporthalle außerhalb der Schulzeiten zu gewährleisten, kann wahlweise der Außenzugang oder die Tore zur Verbindung der beiden Schulhöfe geöffnet werden.
Der Schulgarten befindet sich auf dem Dach zwischen den Baukörpern und wird über die Schule barrierefrei erreicht. Vis-à-vis der Schulbibliothek bietet sich hier die Möglichkeit zur gärtnerischen Betätigung und Theorievermittlung im Außenraum. Sitzstufen bilden zusammen mit frei verteilten Sitzelementen kleine Gruppen aus und schaffen einen repräsentativen, gestaltbaren Schulgarten mit Blick über beide Schulhöfe. Längliche Hochbeete mit ausreichend Abstand und in unterschiedlicher Höhenstaffelung, sowie Obstbäume und -sträucher in Trögen ermöglichen ein inklusives und aktives erleben des Dachgartens.
Die Gestaltung der Außenanlagen verfolgt eine wassersensitive Strategie. Durch sickerfähige Pflasterflächen mit hohem Grünfugenanteil und oberflächennahen Versickerungsflächen können die großzügigen Grünbereiche beider Schulhöfe einen Großteil des anfallenden Niederschlagswassers rückhalten. Der Erhalt und die Ergänzung des Baumbestandes, sowie der niedrige Versiegelungsgrad reduzieren zudem Hitzeinseln und bilden diverse, in ihrer Nutzung differenzierte, schattige Aufenthaltsflächen aus.
Die Orientierung von Stammgruppen- und Teilungsräumen vorwiegend zu lärmabgewandten Südwestseite trägt der vorhandenen Außenlärmbelastung durch Straßen- und Schienenverkehr Rechnung. Die nach Nordosten ausgerichteten Nutzungen weisen zwar den maximalmöglichen Abstand zu den Lärmquellen auf, machen aber dennoch den Einsatz zusätzlicher baulicher Maßnahmen erforderlich. Durch die dort eingeschränkte Möglichkeit der Fensterlüftung wird vom Einsatz einer kontrollierten mechanischen Lüftung auszugehen sein. Eine Hybridlüftung wird auf dieser Grundlage ermöglicht und durch die Kaminwirkung der Lichthöfe baulich unterstützt.
Ruhebedürftige Räume wie Unterrichts-, Aufenthalts- und Pausenräume werden gänzlich jenseits des beschriebenen Abstands von 70m zur östlichen Grundstücksgrenze angeordnet. Dadurch ist davon auszugehen, dass in diesen Bereichen keine deutlich spürbare Schwingungen auftreten werden.
Das Gebäude ist in die Gebäudeklasse 5 einzustufen. Aufgrund der Nutzung handelt es sich zudem um einen geregelten Sonderbau. Die Forderungen der Muster-Schulbau-Richtlinie werden berücksichtigt. Bei dem Mehrzweckbereich handelt es sich um einen geregelten Sonderbautatbestand nach § 2 (4) Nr. 7a BauO Bln, hierfür werden die Forderungen der Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO) berücksichtigt. Das Gebäude wird durch eine innere Brandwand in zwei Brandabschnitte unterteilt. Diese wird zwischen der zweigeschossigen Sporthalle und dem Schulbaukörper angeordnet. Der Brandabschnitt des Schulbaukörpers weist eine maximale Ausdehnung von ca. 74 m x 61 m auf (>60 m), was eine Erleichterung zur MSchulbauR darstellt. Die tragenden und aussteifenden Bauteile sowie Decken werden in feuerbeständiger Bauweise in Stahlbeton ausgeführt. Abweichend hiervon wird das Dachtragwerk der oberen Sporthalle mittels feuerhemmender Brettschichtholzbinder ausgebildet. Wegen der großen Raumhöhe und der vergleichsweise geringen Brandlasten bestehen hiergegen keine Bedenken. Die Fassade des Schulbaukörpers wird als vorgesetzte Holzrahmenbaukonstruktion ausgebildet, welche außenseitig eine Bekleidung mit Trapezblech erhält. Rauminnenseitig wird die Konstruktion raumabschließend und feuerhemmend bekleidet. Die Forderungen nach Anhang 6 (A 2.2.1.6) VV TB Bln für hinterlüftete Außenwandbekleidungen werden berücksichtigt.
Die Schule verfügt über drei notwendige Treppenräume, die das Erdgeschoss mit allen oberirdischen Geschossen in einem Zuge verbinden und im Erdgeschoss direkte Ausgänge ins Freie aufweisen. Das Erdgeschoss des Schulbaukörpers steht über eine offene Treppe (Halle) mit den Obergeschossen im offenen Raumverbund. Bei der Treppe handelt es sich nicht um eine notwendige Treppe i. S. d. Bauordnung, hierüber werden keine Rettungswege geführt. In den Geschossen vom 1. bis 4. OG wird die offene Treppe von den Nutzungseinheiten durch klassifizierte Abschlüsse brandschutztechnisch abgetrennt, sodass für diese Bereiche keine Gefährdung gegeben ist.
Die Unterrichtsräume und internen Erschließungsflächen werden als räumliche Einheit zu Clustern mit max. 436 m² BGF zusammengefasst, wobei die Cluster jeweils eine brandschutztechnische Nutzungseinheit ohne notwendigen Flur darstellen. Trennwände zwischen den Nutzungseinheiten sind mit feuerbeständigen Wänden und klassifizierten Abschlüssen hergestellt. Der erste Rettungsweg jedes Clusters wird über einen direkten Zugang in einen notwendigen Treppenraum oder auf einen notwendigen Flur, mit Zugang in einen notwendigen Treppenraum, sichergestellt. Dabei beträgt die maximale Rettungsweglänge ca. 41 m (>35 m), dies stellt eine Erleichterung zur BauO Bln dar. Der zweite bauliche Rettungsweg führt jeweils über ein benachbartes Cluster, worüber im weiteren Verlauf jeweils ein sicherer Bereich zu erreichen ist.
Zur Kompensation der vorhandenen Brandabschnittsgröße und der geringfügigen Überschreitung der Rettungsweglängen sowie der Größe einiger Cluster ist das Gebäude mit einer flächendeckenden Brandmelde- und Alarmierungsanlage (Kategorie 1 nach DIN 14675-1) auszustatten. Hierdurch werden die anwesenden Personen im Gefahrenfall frühzeitig alarmiert, sodass eine zeitnahe Evakuierung eingeleitet werden kann.
Die zweigeschossige Sporthalle verfügt zur Sicherstellung der Rettungswege ebenfalls über zwei notwendige Treppenräume, welche alle Geschossebenen des Gebäudeflügels miteinander verbinden. Die Rettungswege des Mehrzweckbereiches werden über direkte Ausgänge ins Freie unmittelbar sichergestellt.
Die massive Konstruktion, die Auswahl langlebiger Materialien und natürlich belichtete und belüftete Nutzungsbereiche sichern eine langfristige Nutzungsqualität und einen wirtschaftlichen Unterhalt. Die auf das Wesentliche reduzierten Bauelemente und die modulare Bauweise lassen Unterhaltskosten im unteren Bereich vergleichbarer Bauten erwarten.
Das Gebäude wird nach dem KfW55-Standard und den Anforderungen des BNB-Systems (Silber) errichtet. Durch die optionale Installation einer Photovoltaikanlage auf den Dachflächen kann ein Plusenergiegebäude-Standard erreicht werden, dessen jährliche Energiebilanz einen positiven Wert annimmt. Um diese Gebäudestandards zu erreichen, wird der Energiebedarf durch effiziente Technik minimiert
und gedeckt:
Das gewählte Energiekonzept ist auf optimalen Nutzungskomfort ausgelegt. Der sommerliche Wärmeschutz wird durch den Einsatz von außenliegendem Sonnenschutz und einem hohen Anteil an aktivierten Decken (Speichermasse) optimiert. Durch die Installation von CO2-Sensoren können die Luftmengen bedarfsgerecht verteilt werden und eine optimale Raumluftqualität sparsam gewährleistet werden. Damit trägt die Technik maßgeblich zu einem angenehmen Raumklima bei.