„Digitale Kompetenz hat viel mit Selbstwirksamkeit zu tun“
Sven Timmermann | Projektkoordinator media:works
Mit dem Tablet einen Kugelroboter steuern, ein einfaches Spiel selbst programmieren, Musik-Videos schneiden: Das geht seit Anfang 2023 in der Bodo-Uhse-Bibliothek am Tierpark Berlin. Donnerstagnachmittags wartet hier das Team vom Future Vision Action Job e. V. (FVAJ) auf junge Menschen, die mehr aus ihrer Medienzeit machen wollen als Videos gucken oder durch TikTok scrollen. „media:works zeigt jungen Menschen, wie sie mit digitalen Medien ihre Welt gestalten“, sagt Projektkoordinator Sven Timmermann. So gibt das Projekt auch Ideen für die spätere berufliche Zukunft.
„Digitale Kompetenz hat viel mit Selbstwirksamkeit zu tun“
Sven Timmermann | Projektkoordinator media:works
Der FVAJ e. V. ist ein Träger der Jugendberufshilfe. Doch media:works will viel mehr, als zu den Möglichkeiten technischer Berufe informieren. media:works ist ein Projekt, das in Friedrichsfelde die digitale Chancengleichheit verbessern will. Angesprochen sind Jungen und Mädchen ab dem Grundschulalter. Jede und jeder darf hier Geräte ausprobieren, die kaum jemand einfach im Kinderzimmer hat. Dazu gehören neben Mini-Robotern auch Virtual-Reality-Brillen oder 3D-Stifte. Sven Timmermann: „Der Ansatz ist spielerisch. Die jungen Menschen entscheiden selbst, was sie machen wollen. Wir begleiten das so, wie sie es wünschen.“
Viele haben so erstmals die Gelegenheit zu entdecken, wie leicht es ist, einen Kugelroboter in die gewünschte Richtung laufen zu lassen oder etwas zu programmieren. Umgekehrt gilt: Wer etwas programmieren will, muss zunächst etwas über sich selbst lernen. Was wünsche ich mir von dem Programm? Was kann ich schon, um das Programm dahin zu bringen? Was verändert sich für mich, wenn ich das schaffe? „Digitale Kompetenz hat viel mit Selbstwirksamkeit zu tun“, sagt Sven Timmermann. „Wenn die Technik macht, was ich will, bekomme ich ein Gefühl dafür, wie viel Einfluss ich auf mein Umfeld und auf mein Leben nehmen kann.“
Berufsorientierung ist der zweite Schritt. Eine Sozialpädagogin ist immer vor Ort. Sie hört zu und schaut hin. Erkennt sie ein bestimmtes Interesse, sagt sie: „Probiere doch dies und das noch aus.“ Wenn es um konkrete Berufswünsche geht, kann sie an entsprechende Beratungsangebote weiterleiten. Perspektivisch will media:works auch mit den umliegenden Schulen kooperieren. Auch das ist ein Ziel von media:works: die Ketten der Berufsorientierung im Bezirk Lichtenberg wieder zusammenzuschmieden, die in Corona-Zeiten abgerissen sind.
Die Idee für das Projekt entstand in Kooperation zwischen dem FVAJ e. V., der HOWOGE und der Bodo-Uhse-Bibliothek. Gemeinsam bewarb sich das Netzwerk um Fördergelder aus dem Programm „Stärkung Berliner Großsiedlungen“ – und die HOWOGE hat noch den Teil dazu geben, der fehlte. Zunächst wird es media:works bis Ende 2023 geben. Sven Timmermann wünscht sich aber schon jetzt, dass das Projekt weitergeht. „Wir glauben daran, dass wir junge Menschen auf diese Weise ins Lernen bringen und in eine gute Ausbildung begleiten können.“ Davon profitiere letztlich die ganze Nachbarschaft. „Studien zeigen sehr klar: Wer eine gute berufliche Perspektive hat, macht weniger Stress auf den Straßen, sondern setzt sich ein, für sich und sein Umfeld.“