Es gibt immer was zu tun, jeder kann sofort einsteigen und man hat schnell ein konkretes Ergebnis.
Dörte Ehrig | Leiterin des Familienzentrums Fennpfuhl
Dörte Ehrig schaut auf die Hochhäuser, von denen sie umgeben ist – und sie wünscht sich, dass hier etwas wächst. Als Sozialpädagogin leitet sie das Familienzentrum Fennpfuhl der AWO Berlin Kreisverband Südost e.V. an der Otto-Marquardt-Straße. Schnell ist ihr klar, mit welchem Angebot sie die Nachbarschaft begeistern will. „Ein Gartenprojekt liegt nahe, um gemeinsam etwas Wertvolles und Nachhaltiges auf die Beine zu stellen. Es gibt immer was zu tun, jeder kann sofort einsteigen und man hat schnell ein konkretes Ergebnis“, sagt sie.
Gedacht, bei der HOWOGE angeklopft, getan. Im Frühjahr stellt Dörte Ehrig die ersten Kübel und Balkonkästen raus, kauft Erde, steckt Blumenzwiebeln und pflanzt Kräuter. Sie hängt große Plakate in einen Aufsteller vor das Haus. „Mitmachen?!“ steht da, und: „Gartenfreunde Groß und Klein sind herzlich willkommen – wir treffen uns an jedem zweiten Dienstag“
Es gibt immer was zu tun, jeder kann sofort einsteigen und man hat schnell ein konkretes Ergebnis.
Dörte Ehrig | Leiterin des Familienzentrums Fennpfuhl
Vor allem Familien sind angesprochen. Das Familienzentrum soll im Kiez eine Lücke im Angebot für Kinder zwischen 0 und 6 Jahren schließen. Die älteren dieser Kinder gärtnern schon richtig mit: Sie graben mit ihren Spaten um, harken Laub, befüllen die Schubkarre, zupfen Unkraut, ernten Tomaten – und sind stolz über jedes neue Blatt, das bis zum nächsten Termin hinzugekommen ist. Die Jüngeren erfreuen sich am Gießen und Buddeln, bestaunen die Käfer und Regenwürmer, malen Bilder von Früchten oder Tieren des Gartens aus, gestalten große Kieselsteine oder basteln zusammen mit ihren Eltern mit Naturmaterialien.
Immer hat Dörte Ehrig konzeptionell etwas Neues vorbereitet. Mal gibt es Kräuter zu erschmecken und auszusäen. Mal organisiert sie über ein befreundetes soziales Projekt selbstgebaute Nistkästen, die sie mit den Kindern schleift und bemalt. Und saisonal gibt es unterschiedlichste Gartenarbeit für alle. „Die Umweltpädagogik und ihre vielfältigen Lernfelder liegt mir sehr am Herzen. Die Kinder sollen im Wortsinn etwas begreifen, Zusammenhänge herstellen und sich einen Ort schaffen, der auch sie wachsen lässt.“ Das Konzept des Gartenprojekts basiert auf 4 Säulen: Vermittlung von Wissen rund um Garten und Natur, praktische Gartenarbeit in der Gemeinschaft, gesunde Ernährung und kreative Bastelangebote für die Kleinsten. Von Anfang an ist die HOWOGE als Unterstützerin mitbeteiligt.
Es gibt schon viele weitere Pläne: Ein riesiges neues Hochbeet soll mit Hilfe eines befreundeten ehrenamtlichen Tischlers maßgeschneidert hinzukommen, an einem Samstag werden gemeinsam mit engagierten Eltern weitere Hochbeete aus Paletten und Aufsteckrahmen gebaut. So können Zucchini, Tomaten, Kürbisse & Co über den Sommer erntereif und dann vielleicht auch gemeinsam verarbeitet werden. Zu Halloween gibt es wieder ein großes Kürbisschnitz-Event und in der kalten Jahreszeit Basteln mit Naturmaterialien.
Aus der benachbarten Kita „Entdeckerland“ kam unlängst eine Gruppe mit ihren Erzieher:innen zum Gärtnern in den Hof-Garten des Familienzentrums: „Die Kinder waren richtig toll bei der Sache und die 2 Stunden vergingen wie im Fluge – ihre selbst eingetopften Pflänzchen durften sie dann zur Erinnerung mit nach Hause nehmen. Ich hoffe, das Projekt spricht sich auf diese Weise im Kiez herum und erreicht noch viele Familien“, wünscht sich Dörte Ehrig.
Ein Familienzentrum auf- und auszubauen, sagt die Koordinatorin, ist auch ein bisschen wie Gärtnern. Der Boden braucht viel Vorbereitung, Zuwendung, Engagement und auch Geduld, damit darauf nachbarschaftliche Gemeinschaft wächst. Manchmal stehen an den Garten-Dienstagen neun Kinder da. Am Anfang war Dörte Ehrig auch mal ganz allein. Dann sprach sie spontan Eltern und ihre Kinder auf dem benachbarten Spielplatz an und lud sie zum Gärtnern ein. „Das hat bislang auch ganz gut geklappt.“
Nachbarschaftliches Engagement würde sich Dörte Ehrig noch viel mehr wünschen. Der Hof-Garten dankt es jeder Hand, welche mithilft ihn zu erweitern und zu verschönern. Ihr Gartenprojekt könnte dann ein richtiger Kiezgarten werden – mit bunten Blumen, leckerem Gemüse und Nachbar:innen, die auf den Bänken Kaffee trinken, die Sonne genießen und dabei zuschauen, wie ihre Kinder Himbeeren vom Strauch naschen. „Ein Treffpunkt in der Natur, eine kleine grüne Oase inmitten von Hochhäusern, das ist eine wunderbare Vision.“