Kiezleben Treffpunkt Welseclub: Kiez. Werk. Stadt.

An warmen Sommernachmittagen steht schon mal der halbe Kiez vor der Jugendfreizeiteinrichtung Welseclub auf der Vincent-van-Gogh-Straße in Neu-Hohenschönhausen. Dann holt Markus vom Welseclub tief Luft, bevor er die Türen zur Fahrradwerkstatt öffnet und er holt tief Luft, wenn er sie am späten Nachmittag wieder schließt. Dazwischen hat er dutzenden Menschen erklärt, wie sie Ketten tauschen, Reifenschläuche wechseln oder Beulen aus dem Rahmen ziehen – jungen Menschen, alten Menschen, einfach allen, die mit seiner Hilfe ihre Fahrräder wieder flottbekommen wollten.

„Wir sind hier ein richtiger Kieztreff geworden“

Markus | Leiter der Fahrradwerkstatt

Über Fahrräder kommt leicht ein ganzer Kiez zusammen

Das Angebot gibt es, weil den Sozialarbeiter:innen vor etwas mehr als acht Jahren aufgegangen ist, wie viel sich über Fahrräder in so einem Kiez zusammenbringen lässt. Egal woher, egal wie alt: Die Mehrheit der Menschen haben ein Fahrrad oder wünschen sich eins. Einige rüsten ihre Drahtesel mit allerlei technischen Spielereien auf. Bei anderen Familien muss ein einziges Rad über viele Jahre für mehrere Geschwister halten. Wieder andere lieben es, die Mechanik zu begreifen und begeistern sich für die Idee, beruflich in diese Richtung zu gehen. „Eine offene Fahrradwerkstatt greift viele Bedarfe auf und schafft Möglichkeiten, selbst etwas zu tun“, sagt Max Albrecht, der den Welseclub leitet. 

In einem Hinterraum mit Außenzugang richtete der Träger, die pad gGmbH, die Fahrradwerkstatt ein. Nun hängen hier die Räder dicht an dicht an den Wänden, dazwischen Reifen und Werkzeug. Der Duft ist unverwechselbar; nach Gummi, Metall und ein bisschen nach Öl. „Da weiß man sofort, wo man ist“, sagt Markus.

Wer will, behält ein geliehenes Rad zwei Jahre lang

Stets gleich geblieben ist auch das Prinzip der Werkstatt: Markus erklärt alles und legt auch mit Hand an. Es gibt einen Grundstock an neuen und gebrauchten Ersatzteilen, die gegen eine kleine Spende verbaut werden können. Wer will, kann sich zudem ehrenamtlich einbringen. „Hier sind alle willkommen, die mitmachen wollen.“ 

Seit einigen Jahren gibt es eine Art Verleihsystem. Irgendwann nämlich fingen die Nachbar:innen an, gebrauchte Räder am Welseclub abzugeben. Diese Räder arbeitet Markus wieder auf und stellt sie gegen Pfand Menschen zur Verfügung, die kein Fahrrad haben. „Das geliehene Rad dürfen sie behalten, so lange sie wollen. Das sind auch schon mal zwei Jahre.“ Das Pfand soll ein Anreiz sein, die Räder in dieser Zeit selbst in Schuss zu halten – zum Beispiel in der Fahrradwerkstatt – sowie sie wieder zurückzubringen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.

Warum die HOWOGE die Förderung übernahm 

Doch trotz aller Erfolge wäre Ende 2022 fast Schluss gewesen. Die Förderung über den bezirklichen Integrationsfonds lief aus. Da sprang die HOWOGE ein. Ihr gehören viele der Hochhäuser im Wohngebiet. Ihre Förderung deckt nun wie bisher die Honorarkraft sowie Ausgaben für Werkzeug und Ersatzteile für das gesamte laufende Jahr. Max Albrecht: „Im Gegenzug trägt unsere Fahrradwerkstatt weiterhin dazu bei, dass die Nachbarinnen und Nachbarn zusammenkommen und sich gut verstehen.“  

Aktuelle Angebote und weitere Informationen finden Sie unter:

JFE Welseclub


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