Christoph Neye im Interview:
Mit Pilotprojekten nachhaltige Mobilität anschieben


Die Verkehrswende im HOWOGE Quartier

Im Bereich Mobilität der HOWOGE ist einiges in Bewegung. Für ein nachhaltigeres Verkehrsverhalten setzt das Team der HOWOGE  auf Pilotprojekte. Die ersten Sharing-Dienste für Räder, E-Roller und Autos sind etabliert. Kooperationen werden ausgebaut – und es wird weiter probiert und entwickelt, um Mieter:innen attraktive Angebote zu machen.

Christoph Neye, Leiter Mobilität bei der HOWOGE, erklärt, wie Projekte bei der HOWOGE vorangetrieben werden.

Warum engagiert sich die HOWOGE überhaupt für Mobilität?

Christoph Neye: Als Beitrag zu den Klimazielen wollen wir klimafreundliche Mobilität in unseren Quartieren fördern. Wie wir mit der Unterzeichnung der Charta „Intelligente Mobilität in Wohnquartieren“ bekräftigt haben, wollen wir bei der HOWOGE, dass niemand mehr auf ein Auto angewiesen sein muss, um von A nach B zu kommen. Wir verstehen uns als Akteurin der Verkehrswende. Dazu kooperieren wir im Bereich Mobilität mit den Berliner Verkehrsbetrieben, aber auch mit Startups
 

Abbildung: © HOWOGE | v.l.n.r. Thomas J. Mager (VCD), Meike Niedbal (SenUMVK), Lena Weinert (VdW), Ulrich Schiller (HOWOGE)
Zitat: „Wir werden die Parkflächen der HOWOGE für die Verkehrswende aktivieren.“ Christoph Neye, Beauftragter für Mobilität

Worauf konzentriert sich der Bereich Mobilität gerade?

Christoph Neye: Wir arbeiten verstärkt an der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität. Alle 15.000 Parkplätze der HOWOGE sind kartografiert und auf einer digitalen Karte markiert. Wir möchten diese Flächen für die Verkehrswende aktivieren. Die Karte hilft uns massiv, weil es entscheidend ist, ob diese Flächen in der Nähe von Hauptverkehrsstraßen oder in der Nähe von Gebäuden sind. Das ist auch wichtig für Mobilitätsangebote über Ladeinfrastruktur hinaus.
 

Abbildung: „Wir werden die Parkflächen der HOWOGE für die Verkehrswende aktivieren.“ | Christoph Neye, Beauftragter für Mobilität
 

Was sind die größten Fortschritte bei der Ladeinfrastruktur?

Christoph Neye: Ein großer Schritt war es, die Rechtslage zu klären. Mit der HOWOGE Wärme GmbH produzieren wir eigenen Grünstrom über Photovoltaik-Anlagen. Wir mussten dazu aber erst ein wasserfestes Vertragswerk entwickeln, damit wir den Strom für die Ladesäulen verwenden können. Wir haben mittlerweile 3 weitere Standorte mit Infrastruktur ertüchtigt, wo Ladesäulen aktiv in der Vermietung sind. Zudem werden wir eine Schnellladesäule am Lindenhof installieren, das ist schon vereinbart. 

Wie werden die Sharing-Dienste bisher angenommen?

Christoph Neye: Wir sind noch in der Auswertung. Die ersten Jelbi-Stationen haben wir über eine Gutscheinkampagne bekannt gemacht. Per Postwurfsendung mit HOWOGE-Logo erhielten alle Mieter:innen ein Startguthaben von 20 €, das sie frei verwenden konnten. Am Lindenhof wurden doppelt so viele Gutscheine aus unserer Kampagne eingelöst als woanders. Das ist interessant. Allerdings hat uns eine Umfrage gezeigt, dass die Bereitschaft, neue Angebote auszuprobieren nicht so hoch ist, wie wir dachten. Es gibt da also noch zu tun. Beim Wohnhochhaus LIESE probieren wir, wie ein zweisitziges elektrisches Leichtfahrzeug angenommen wird. Dort kooperieren wir mit Carré Mobility, einem Sharing-Anbieter mit Community für Mitfahren und Mitbringen.

Was macht die HOWOGE, um die Leih-Angebote auszubauen?

Christoph Neye: Unser Weg geht über Pilotprojekte, über Ausprobieren und Lernen. Wir bekommen von allen aktiven Stationen datenschutzkonform Daten. Wie viele Fahrten werden mit welchem Verkehrsmittel gemacht, zu welcher Tageszeit und welchen Zielen? Einfach gesagt, pendeln die Nutzer:innen oder machen sie vielleicht einen Wocheneinkauf? Basierend auf den Erkenntnissen können wir eine Kooperation eingehen oder eigene Angebote machen. Wir planen drei neue Jelbi-Stationen in Neu-Hohenschönhausen, da gibt es hohen Familienzuzug und wir möchten auch dieser Zielgruppe passende Lösungen anbieten. 

Wie will die HOWOGE das Fahrradfahren fördern?

Christoph Neye: Wir wollen sichere Abstellplätze bieten. Dazu arbeiten wir weiter an der Gesamtsicht über unsere Flächen und die aktuelle Nutzung, zum Beispiel was Fahrradstellplätze angeht. Bei Neubauten und Sanierungen denken wir das Fahrrad schon immer mit. Beispielsweise hat die HOWOGE 2022 zusammen mit Wohnbeständen südlich vom Kottbusser Tor direkt beim U-Bahnhof auch eine Tiefgarage mit 170 Stellplätzen auf fast 5000 Quadratmetern übernommen. Im Rahmen anstehender Baumaßnahmenversuchen planen wir, einen Teil davon zu einer Fahrradtiefgarage umzubauen.

Abbildungen: Sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder können HOWOGE-Mieter bereits in der LIESE, am Lauterplatz oder z.B. im Lindenhof nutzen. Eine neue Fahrradtiefgarage wird aktuell am Kottbusser Tor geplant. 

Wie entscheidet sich, wo welches Angebot entsteht?

Christoph Neye: Wir setzen auf Mobilitätsvielfalt. Über das konkrete Angebot entscheiden wir auf Basis unserer Analysen und der Nachfrage durch Mieter:innen. Wir haben eine kollaborative Karten-Software entwickelt, in der unsere Mobilitätsindex integriert ist. Damit erkennen wir sinnvolle Standorte. Zudem arbeiten wir anhand der Karte mit Dienstleistern und Kunden zusammen, wenn beispielsweise ein Logistikanbieter Flächen für einen Mikro-Hub braucht. Wir tauschen uns dazu auch mit anderen Akteur:innen aus.

Dieser Austausch geschieht auch über den „Runden Tisch Mobilität“?

Christoph Neye: Genau, die Zusammenarbeit mit unseren Schwestergesellschaften und anderen Mobilitätsakteur:innen beim „Runden Tisch Mobilität“ ist etabliert und läuft. Seit November 2022 sind wir auch digital über eine Plattform vernetzt. Diese Runde eignet sich besonders, um Ladeinfrastruktur gemeinsam anzugehen. In Zukunft wollen wir sehen, wer wo welche Flurstücke hat, wer an wen angrenzt oder wo beispielsweise Schnellladestationen bestehen, an die man anbauen könnte. Bereits jetzt können wir wichtige Informationen austauschen, auch über Karten und Standorte. Daraus können sich viele weitere Impulse ergeben, wie wir zusammen mehr nachhaltige Mobilität für Berlin schaffen.