1. Preis – PPAG architects ZT GmbH

3D Render des Entwurfs der Alle der Kosmonauten
1. Preis – PPAG architects ZT GmbH

Architektur:
PPAG architects ZT GmbH, Wien

Landschaftsarchitektur:
EGKK Landschaftsarchitektur M. Enzinger | C. Kolar GBR, Wien

Tragwerksplanung:
FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH, Wien

Technische Gebäudeausrüstung:
Bauklimatik GmbH, Wien

Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag

Ausgangspunkt
Im Schulbau findet zurzeit ein Paradigmenwechsel statt. Man erkennt und achtet heute die Individualität jede:r Schüler:in. Dementsprechende Unterrichtsmethoden (Projektunterricht und Freies Lernen) beschränken den bekannten Vortrag auf ein sinnvolles Maß (ca. 25 %). Diese neuen Lernsettings brauchen neue, flexible Raumstrukturen. Die Schule will nicht länger Aufbewahrungs- und Zuchtanstalt, sondern in vielen Belangen unterstützender Lebensraum für eine heterogene, heranwachsende Generation sein.

Städtebau
Alleinstehende Sporthallen stellen meist einen fragwürdigen städtebaulichen Wert dar. Gesucht ist der Ausdruck eines Bildungsbaus in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts. Wie treten unsere bildungspolitischen Werte in der Stadt in Erscheinung. Wie sieht Fragelust aus?

Das Gebäude ist idealtypisch konzipiert. Die Compartmentarme entwickeln sich von den zentralen Sporthallen aus unter größtmöglicher Erhaltung der Bäume in die Natur. Schulgebäude und Freiraum verzahnen sich miteinander. Im Zentrum liegt im Erdgeschoss unter den Sporthallen die PIAZZA (Mehrzweckbereich der Schule, Außerschulische Nutzung als Veranstaltungsstätte…).

Campus – Kompakt
ISS, Gymnasium und Sporthalle – in einem Gebäude zusammengefasst – können auch völlig getrennt genutzt und versperrt werden. 3 Zugänge, 3 Erschließungen mit Aufzug. Durch Versperren von vier Türen entsteht ein autarker, abgeschlossener Sportbereich mit getrenntem Treppenhaus und Aufzug. Die beiden Schulen funktionieren völlig autark, sind getrennt erschlossen und versorgt, können aber jeden Grad der Kooperation und Synergie jederzeit leben.

Die Angst vor der großen Schule ist unbegründet. In der Compartmentschule sind Dörfer überschaubarer Größe angelegt. Nicht zuletzt bleibt viel Freiraum.

Piazza
Die Piazza ist im Erdgeschoss das Herz des Campus rundum orientiert. Sie wird von beiden Schulen als Veranstaltungszentrum, Theaterraum, Werk‐ und Bauraum, Allzweckraum genutzt. Sie ist so groß wie eine große Sporthalle (ca. 900 m²). Lüftung für Veranstaltungszwecke, Bühnentechnik und flexible Wände, wenn zwei oder mehr getrennte (Mehrzweck-)Räume gebraucht werden. Ob warmes oder kaltes Wetter, unter tags oder bei einbrechender Dämmerung. Die Piazza kann im Sommer auch weitgehend geöffnet werden und dann wie ein überdeckter Freiraum genutzt werden. Maximal synergetische Anordnung für schulische und außerschulische Nutzung.

Schule = Community-Center
Die Schule ist Bereicherungs‐, Identifikations‐ und Kommunikationspunkt für das erweiterte Umfeld. Der Bereich der Piazza ist je Schule mit eigener Infrastruktur (Garderobe, Toiletten, Stuhllager, Fundus…) ausgestattet. Dadurch sind auch geteilte Räume und kleinere Nutzungen möglich. PIAZZA (Mensen, Mehrzweckräume), Sport und Bibliotheken sind unabhängig vom Schulbetrieb öffentlich und barrierefrei nutzbar. Sport mit eigenem Treppenhaus/Aufzug.

Compartments
Das schulische „Zuhause“ der Jugendlichen ist räumlich klar formuliert und systematisch im Gebäude verortet (Orientierung). Am Eingang jedes Compartments Garderobe und Toiletten. Jedes Compartment getrennt versperrbar. Die Räume der Compartments sind vielfältig schaltbar, das Forum ist querbelichtet und belüftet. Alle Räume, auch der Teamraum, wenden sich dem Forum zu. Die Lehrmittelsammlung ist im Schulalltag präsent, eine mit Spannendem gefüllte Vitrine, an der man schon am morgen vorbeikommt.

Flächeneffizienz
BGF/Raumprogrammfläche = 1,46 bei höchster Nutzungsqualität. A/V‐Verhältnis = 0,23

Silber – Gem. Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen
wird erreicht, die Punkte 1–15 weitgehend erfüllt

1 Erschließung
ISS, Gymnasium und Sporthalle – in einem Gebäude zusammengefasst – können auch völlig getrennt genutzt und versperrt werden. 3 Zugänge, 3 Erschließungen mit Aufzug. Durch Versperren von vier Türen entsteht ein autarker, abgeschlossener Sportbereich mit getrenntem Treppenhaus und Aufzug. Die beiden Schulen funktionieren völlig autark, können aber jeden Grad der Kooperation und Synergie jederzeit leben.

Die Angst vor der großen Schule ist unbegründet. In der Compartmentschule sind Dörfer überschaubarer Größe angelegt. Nicht zuletzt bleibt viel Freiraum.

Der gemeinsame Zugang vom nördlichen, trambegleitenden Geländestreifen erfolgt gedeckt unter einem der Compartmentarme. Die Schüler:innen gehen weitgehend gemeinsam in die Schulen. Dieser gedeckte Bereich ist gemeinsamer Vorbereich und Raum zum Verweilen (Hol‐ und Bringdienste). Von hier sind die ISS, das Gymnasium, die Sporthallen, die Bibliotheken und in die PIAZZA (außerschulische Abendnutzung) auch getrennt erreichbar.

Anlieferung, Hol‐Bring-Dienste vom Hauptzugang und von westlicher Zufahrt. Feuerwehrwehrumfahrt vorhanden.

2 Öffentliche Zugänglichkeit
Die Schule ist Bereicherungs‐, Identifikations‐ und Kommunikationspunkt für das erweiterte Umfeld. Der Bereich der Piazza ist je Schule mit eigener Infrastruktur (Garderobe, Toiletten, Stuhllager, Fundus…) ausgestattet. Dadurch sind auch geteilte Räume und kleinere Nutzungen möglich. PIAZZA (Mensen, Mehrzweckräume), Sport und Bibliotheken sind unabhängig vom Schulbetrieb öffentlich und barrierefrei nutzbar. Sport mit eigenem Treppenhaus/Aufzug

3 Barrierefreiheit
Barrierefreie Zugänglichkeit aller Bereiche innen und außen, Hol‐ und Bring-Dienste berücksichtigt, barrierefreie Sanitäranlagen in erforderlicher Anzahl, Inklusionsbereich nahe Fachräumen und oberer Turnsaalgruppe. Evakuierung von mobilitätseingeschränkten Personen in einen übernächsten Brandabschnitt mit eigenem Aufzug bzw. Warteräume.

4 Kommunikationsfördernde Flächen und Räume
Sequenz sehr unterschiedlicher Raumangebote mit unterschiedlicher Qualität und unterschiedlichen Blick‐ und Funktionsbeziehungen. Unterrichtsraum zu Forum, Compartment zu ISS bzw. GYM, Schule zu Sporthalle, Schule zu Schule, Schule zur Stadt (Bibliotheken, PIAZZA, Sport…).

Überdeckte Freibereiche, Terrassen für einzelne Nutzergruppen (Verwaltung, Inklusion etc.), kleinere direkt von den Compartments SEK I und II erreichbare Terrassen in den Obergeschossen, regensichere Freisitze im Erdgeschoss, ganzjährig besonnte Terrassen, Sonnen‐, Windschutz.

5 Sicherheit
Gemeinsamer großer übersichtlicher, gut ausgeleuchteter Vorbereich vor dem Eingang/soziale Kontrolle durch Bündelung der Eingänge, Sicherheit durch hohe Frequenz. Außentreppen im bodennahen Bereich vor Zutritt geschützt.

6 Schallschutz (Straßenbahn)
Optimiert balancierte Akustik in den Lernbereichen für laute und leise Tätigkeiten, erhöhter Schallschutz und – falls erforderlich – Hybridlüftungssystem für den straßennahen Klassenraum, Gebäudelage in Grundstücksmitte mit rundum‐Orientierung, Situierung des Sportplatzes in min. 60 m Abstand zu Wohnbebauung – ergo keine Nutzungsbeeinträchtigungen.

7 Tageslicht
Ausgewogene Versorgung mit Tageslicht und Sichtbeziehungen, auch Foren sind ausreichend direkt von mehreren Seiten natürlich belichtet und belüftbar, Filterung von Kontrasten u.a. durch weitgehende Erhaltung des Baumbestandes, außenliegender Sonnenschutz mit Tageslichtlenkung und Blendschutz mit individueller Regelung.

8 Raumklima
Das Gebäude wird mit geringstmöglicher einfacher technischer Ausrüstung ausgestattet.
Die auf den ersten Blick zerklüftete Fassade ist den inneren Qualitäten geschuldet. Sensationelles A/V‐Verhältnis (0,23) durch die Tiefe des Gesamtkomplexes, die durch das Umbauen der Turnsäle entsteht.

Heizung:
In Schulen besteht auf Grund der dichten Nutzung bzw. der vielen heizenden Jugendlichen von März bis November aus bauphysikalischer Sicht ein Überwärmungsproblem. Die Kombination von Träger Fußbodenheizung und schnell reaktivem Radiator ermöglicht die pädagogische Nutzung der Bodenfläche trotz zeitweiser Abwesenheit der heizenden Jugendlichen.

Lüftung:
Die Übereinstimmung von Geschosshöhen von Compartments und Sport erlaubt etwas höhere Raumhöhen, was sich günstig auf den Lüftungsbedarf auswirkt. Für die Lernbereiche ist automatisierte, natürliche Fensterspaltlüftung vorgesehen. Pro Bildungsraum und pro Forum sind zwei bis drei Oberlichtfenster mit – schon handelsüblicher – präziser automatischer Kippöffnung versehen. Je nach Außen‐, Innentemperatur, CO2‐Gehalt und Druckdifferenz werden diese Fenster genau soweit gekippt, dass die Behaglichkeitskriterien (Zugluft) erfüllt sind.

Die bekannten CO2‐Grenzwerte (1.000/1.400 ppm) sind sichergestellt. Die Steuerung kann manuell in beide Richtungen (AUF/ZU) für eine Stunde übersteuert werden. Zusätzlich sind – ebenfalls über Eck wenn möglich, pro Bildungsraum zwei raumhohe normale Lüftungsflügel mit Geländer vorhanden (Stoßlüftung Pause). Akustisch wirksame Überströmöffnungen (Akustikschlitze) ermöglichen das Durchlüften über das Forum.

Belüftung der Sporthallen über Zuluftöffnungen von unten bzw. oben‐seitlich, Abluft über Oberlichten der Hallen.

Mechanische Lüftung in der PIAZZA samt Küchen, den Sportgarderoben und Sanitärräumen.

Akustik / sommerliche Überwärmung/ Sommernachtslüftung:
Weitgehender Erhalt des Baumbestands liefert positiven Beitrag zum Mikroklima. Außenliegender Sonnenschutz. Speichermassen (Tragplatten der Decken, Estrich, speicherwirksame Möbel) werden zur Pufferung der Wärme maximal aktiviert. Akustisch wirksame Hohlträgerelemente aus Holz sichtbar (z.B. Lignatur). Die automatischen Kippfenster werden in der Sommernacht zum Ablüften der Wärme herangezogen und die Speicher entleert. Der Nutzungsalltag im Lerncluster verlangt Akustik auf höchstem Niveau. Der Großteil des Unterrichts erfolgt bei offenen Klassentüren.

9 Flächeneffizienz
Optimierung der pädagogisch nutzbaren Flächen durch innovatives Brandschutzkonzept, keine leeren Gänge, keine reinen Verkehrsflächen. Kompaktheit und sehr gutes A/V-Verhältnis (0,23) durch Kombination von ISS, GYM und Sport.

10 Nutzungsflexibilität
Die Raumstruktur ist Ausdruck der Anforderungen des Schulraumqualitätenkatalogs. Flexibel nutzbare Compartmentbereiche. Grundkonfiguration, Raumhöhen und Stützensystem erlauben hohe Nutzungsflexibilität bei späteren Anpassungen, konstruktiv Stützen/Trägersystem in Holz‐ oder Holz‐Hybridbauweise. Nutzungsneutrale Raumstruktur durch leicht überhöhte Geschosshöhen (Sporthallenniveaus), belichtbare Gebäudetiefen, weitgehend Stützen‐Balkenkonstruktion, Leichtbaufassade.

11 Lebenszykluskosten
Trennung von konstruktiven und hüllenden Bauteilen, Holz‐ oder Holz‐Hybridbauweise, innovatives High‐End‐ Low‐Tech‐Haustechnikkonzept, leichte Rückbaubarkeit aufgrund Modulbauweise und trennbarer Komponenten, hohe Flächeneffizienz. Robuste, bequeme Materialien in der Innenausstattung, einfaches Konstruktionssystem.

12 Flächenversiegelung
Weitgehender Erhalt der bestehenden Bäume, niedrige Flächenversiegelung – siehe Formblatt, geringe bebaute Fläche (kompaktes Gebäude), Dachbegrünung, umgebender „Wald“ zur Verbesserung des Mikroklimas.

13 Baustoffe
Holz‐ oder Holz‐Hybridbauweise. Die nicht tragenden Wände (Innen‐/Außenwände) werden in den Lernbereichen dem Anspruch einer „Werkstatt der Sinne“ gerecht: Regalwände, Pinnwände, Kreidetafeln, Beamerflächen, eine Wasserstelle pro Forum (?), warme Flächen, weiche Höhlen …, Urban Mining aus dem Bestand, wenn vom Auftraggeber gewünscht. Minimierte Untergeschossflächen.

14 Endenergiebedarf
A/V‐Verhältnis = 0,23, KfW55‐Standard, angemessener Fensterflächenanteile, außenliegender Sonnenschutz (Reduktion Wärmelasten), statt mechanischer Lüftung großteils automatisierte Fensterspaltlüftung, welche auch für die Sommernachtslüftung herangezogen wird. Keine aktive Kühlung erforderlich, optimierte Tageslichtnutzung.

15 Energiebedarfsdeckung
Fernwärme. Photovoltaik am Dach nach detaillierteren Planungsergebnissen.