Numrich Albrecht Klumpp Gesellschaft von Architekten mbH

Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag

Städtebauliche Einbindung

Die gegliederte Gebäudefigur verzahnt sich mit der Umgebung. Die verschiedenen Außenräume werden durch die Gebäudewinkel räumlich gefasst und eindeutig definiert. Richtung Falkenberger Chaussee entsteht ein einladender Vorplatz als Entree mit klarer Adressbildung. Richtung Süden werden die Pausen- und Sportflächen angeordnet und die außenräumliche Verbindung zur Martin-Niemöller-Grundschule hergestellt.

Die unterirdische Abwasserdruckleitung und das knapp bemessene Grundstück erfordern eine passgenaue Einfügung des Neubauten. Die Staffelung der Gebäudeteile sorgt für eine optimale Ausnutzung des Grundstücks. In der Höhenentwicklung vermittelt der Neubau zwischen den großformatigen Wohnblöcken und flacheren Schul- und Sportbauten entlang der Wartenberger Straße.

Die sensiblen Lernbereiche der Compartments werden in maximaler Entfernung zu den durch die Bahnstrecke verursachten Erschütterungen und Lärmemissionen angeordnet. Die Sporthalle erzielt mit ihrer Anordnung Richtung Bahnstrecke eine schallschützende Wirkung für das Schulgebäude.

Gebäudeorganisation

Im Inneren ist der Neubau kompakt und übersichtlich organisiert. Die gut auffindbare zentrale Erschließung sorgt für eine leichte Orientierung und kurze Wege. 

Im Erdgeschoss werden die gemeinschaftlich genutzten Funktionen angeordnet. Die Mensa, der Mehrzweckbereich und die Musikräume bilden eine Raumgruppe, die vielfältige Verknüpfungen und Nutzungsoptionen ermöglicht. 
In den Obergeschossen gruppieren sich die Compartments um die offen gestaltete und gut belichtete Mitte des Gebäudes. Die einzelnen Lernbereiche und Fachräume sind in eigenständigen Gebäudeteile angeordnet und als solche im Baukörper ablesbar.

Compartments

Die Räume des allgemeinen Unterrichtsbereichs sind in Compartments organisiert. Die Stammgruppenräume mit zwischengeschalteten Teilungsräumen gruppieren sich um eine gemeinsame Mitte, die als Forum für differenzierte Lern- und Betreuungsangebote genutzt werden kann. Der Bereich für Lehrerarbeitsplätze hat einen guten Überblick über die gesamte Raumgruppe und die Flurbereiche. Mobile Trennwände und transparent gestaltete Teilungsräume sorgen für eine offene Raumatmosphäre und gute Belichtung. Zugeordnete Loggien betonen die Bezüge zum Außenraum. 

Sporthalle

Die Sporthallen werden als Doppelsporthallen übereinander angeordnet und trocken und warm an das Schulgebäude angebunden. Die Absenkung um ein Geschoss sorgt für eine maßstäbliche Einordnung in die Gebäudefigur und schafft eine Galeriesituation mit Blickbeziehungen aus dem Erdgeschoss. Die Sporthallen werden über Lichtbänder an den Hallenlängsseiten ausreichend belichtet und über eine Aufzugsanlage über alle Ebenen barrierefrei erschlossen.

Tragwerkskonzept

Das kompakte, klare und funktionale Schulgebäude mit angeschlossener Doppelsporthalle mit zwei übereinander angeordneten Dreifach-Sporthallen ist als ressourcenschonende und dauerhafte, wirtschaftliche, fugenlose, hocheffiziente, nahezu doppelsymmetrische Stahlbetonkonstruktion konzipiert.

  • Interne Nutzlasten von 5 kN/m² auf allen Geschossdecken bieten nachhaltige Traglastreserven zukünftiger Umnutzungen. Alle Dachdecke sind für mindestens 2 kN/m² Nutzlast ausgelegt und ermöglichen somit extensive Dachbegrünungen sowie die Aufstellung von Photovoltaikmodulen. Eine bereichsweise Nutzlasterhöhung für die Nutzung als grünes Klassenzimmer ist ebenso mit der gewählten Konstruktion möglich.

Die teilweise verschiedenartigen Nutzungen zwischen dem Erdgeschoss und den Obergeschossen führen zu komplexen Anforderungen und Wechselwirkungen zwischen Architektur, Haustechnik und Tragwerk, dessen Lösung eine integrale Planung verlangt. An die Deckenkonstruktion werden hohe Anforderungen gestellt, da zum einen die freie und flexible haustechnische Medieninstallation und zum anderen eine großzügige Grundrissgestaltung und entsprechende Anpassungen im Laufe des Lebenszyklus gewährleistet werden muss. 

Das Tragsystem bilden daher unterzugslose und für den Eigengewichtszustand überhöhte i. M. 28cm hohe Flachdecken in Halbfertigteilbauweise (System Filigran), welche entlang der Außenfassade durch die tragend ausgebildeten Brüstungen linienförmig gelagert sind. Über diese werden die Geschossdeckenlasten sowie die Lasten aus der Fassadenkonstruktion in die im Systemabstand angeordneten lastabtragenden Stützen eingeleitet und ein verformungsfreier Deckenrand für die Anbindung der Fassade geschaffen. Die statisch erforderliche Deckenstärke bietet die notwendige Speicherfähigkeit im Hinblick auf die konzipierte Nachtauskühlung. 

Im Inneren des Gebäudes liegen die überwiegend unterseitig roh=fertig geplanten Geschossdecken im Raster von ca. 8,5m auf aufgelösten über alle Geschosse durchlaufenden Tragglieder wie Stahlbetonstützen oder alternativ auf den nutzungsbedingt erforderlichen Flurtrennwänden auf, womit der geforderten maximalen Flexibilität in der Grundrissgestaltung Rechnung getragen wird.

24cm schlanke Wände in den Obergeschosses oberhalb des kombinierten Mensa- und Mehrzweckbereiches des Erdgeschosses werden hier ausnahmsweise als wandartige Träger konzipiert und ermöglichen somit die freie Grundrissgestaltung im Erdgeschoss, in der in ihrer Lage und Größe optimierten Stahlbetonstützen den Lastabtrag bis in die Gründung übernehmen. Die Wandartigen Träger können so geplant werden, dass auch in Zukunft die Herstellung nahezu beliebiger Türöffnungen möglich ist. 

Räumlich trennende Elemente sind somit nichttragend konzipiert und können flexibel gestellt, nachträglich ergänzt, umgesetzt bzw. rückgebaut werden. Dies kann als Trockenbaukonstruktion als auch in Mauerwerksbauweise erfolgen.

Die Aussteifung des Schulgebäudes übernehmen regelmäßig angeordnete und bis zur Gründung durchgehende massive Aussteifungselemente wie Treppenhauswände, Aufzugs- sowie Installationsschächte sowie systemisch angeordnete, geschlossen geplante Klassenraumaußenwände der Gebäudeenden. 

Die Gründung des nicht unterkellerten Gebäudeteiles erfolgt in der Konsequenz des anstehenden Baugrundes auf wenigen hochausgenutzten Einzelfundamenten auf den gut tragfähigen sandigen Böden. Die dortige Bodenplatte hat eine Stärke von 24cm.

Das Untergeschoss wird mittels 28cm starken Filigranwände als WU-Konstruktion geplant, so lassen sich die Zwangskräfte aus abfließender Hydratationswärme und somit die notwendige Bewehrung stark reduzieren und gegenüber einer Schwarzabdichtung wirtschaftlich gut darstellen. Die regelmäßigen Wandstöße werden bei dieser Bauweise mit Fugenblechen versehen. Die Gründung des Untergeschosses erfolgt mittels einer elastisch gebetteten Stahlbetonplatte in einer Stärke von 40 bis 60cm. Die Herstellung der Baugrube für das Untergeschoss erfolgt konventionell geböscht.

Die Dach- und Zwischengeschossdecken der Doppelsporthalle bestehen aus 16cm starken, ebenfalls in Halbfertigteilbauweise geplanten längsspannenden Stahlbetonflachdecken, welche im regelmäßigen Abstand von 5m auf querspannenden Stahlverbundträgern aufliegen. Zur Gewährleistung der Gebrauchstauglichkeit werden die Träger der Zwischendecke mit Tilgern zur Optimierung des Schwingungsverhaltens ausgestattet, die konzipierte Durchlaufwirkung der Träger ermöglicht eine Reduzierung der Querschnittshöhen. 

Der Lastabtrag innerhalb der Längsaußenwände wird über regelmäßig angeordnete Stahlbetonstützen gewährleistet, zwischen denen zur Beschleunigung des Bauablaufes vorgefertigte Stahlbetonelemente eingestellt werden. Die Giebelwände bestehen ebenfalls aus vorgefertigten geschosshohen Fertigteilelementen, welche durch entsprechende Fugenausbildung als aussteifende Scheiben wirken.

Die Gründung der Sporthalle erfolgt über Ausbildung von Streifenfundamenten (gebettete Balken) unterhalb der über alle Geschosse übereinander angeordneten lastabtragenden Bauteile. Die Bodenplatte sowie alle Untergeschosswände werden ebenfalls als WU-Konstruktionen errichtet, wobei aufgrund der hochwertigen Nutzung die Anordnung einer zusätzlichen Schwarzabdichtung empfohlen wird.

Brandschutzkonzept

Schulgebäude und Sporthalle liegen mehr als fünf Meter auseinander. Der Verbindungsgang zwischen den beiden Gebäudeteilen ist im Wesentlichen aus nichtbrennbaren Baustoffen hergestellt, somit kann auf eine innere Brandwand verzichtet werden und es werden lediglich zwei Bauabschnitte gebildet.

Da das Schulgebäude länger als 60 Meter ist, wird dieses durch eine innere Brandwand in zwei Brandabschnitten unterteilt. Im weiteren Verfahren ist zu untersuchen, ob durch das zentral angeordnete Foyer/Treppe das Gebäude in drei Lernbereiche und somit brandschutztechnisch in mehrere Abschnitte untergliedert werden kann bzw. ob hier dann auch auf eine Brandwand zu verzichten ist.

Das zentrale Foyer/Treppe ist feuerbeständig zu den angrenzenden Bereichen abgetrennt. Die untergeordneten Räume wie WC-Räume usw. sind brandlastarm und müssen daher nicht unbedingt vom Foyer-Treppenhaus feuerbeständig abgetrennt werden.

Die drei gezeigten Lernbereiche, ohne notwendigen Flur, mit einer Größe von ca. 600 m2, führen jeweils in das außen liegende Treppenhaus bzw. in das brandschutztechnisch abgetrennte Treppenhaus Foyer. Zur größeren Sicherheit ist hier eine teilautomatische Brandmeldeanlage erforderlich.

Alle tragenden Konstruktionen bzw. Wände sind überwiegend aus nichtbrennbaren Baustoffen wie Betonziegelmauerwerk, vorgehängten Betonfassadenplatten, Alu-Türkonstruktionen usw. ausgeführt.

Rettungswegekonzept

Das Grundkonzept beruht darauf, dass jeder Lernbereich sowie jeder sonstige Aufenthaltsraum auf zwei voneinander unabhängig baulichen Wegen ins Freie verlassen werden kann. Innerhalb der Lernbereiche führen beide Wege zunächst über die Foren, die abweichend von den bauordnungsrechtlichen Vorgaben, als nicht notwendige Flure geplant sind. Dies wird mit Sichtverbindung zu den Foren und durch eine Größenbeschränkung der Lernbereiche auf max. ca. 600 m2 wieder kompensiert.

Die nächsten Rettungswege ins Freie sind die Außentreppen, die über die Loggien erreicht werden können bzw. über die Treppe des zentralen Foyers, die im Erdgeschoss ebenfalls unmittelbar ins Freie führen.

Die Sporthalle führen jeweils an den Stirnseiten angelagerte Treppenhäuser unmittelbar ins Freie. Die Wände und Decken sind aus nicht brennbaren Materialen geplant.
Im weiteren Verfahren werden in Abstimmung mit dem bereits gebundenen und zu Rate gezogenen Brandschutzgutachter weitere Details geklärt.

Fachtechnikkonzept

Zur Verringerung des Primärenergieverbrauchs, sowie der Betriebs- und Unterhaltskosten, werden regenerative Energien in das architektonische Konzept integriert. Hierfür werden folgende Anlagensysteme in den Vordergrund gestellt:

  • Minimierung des Lüftungswärmebedarfs durch maschinelle Be- und Entlüftung mit ca. 85% Wärmerückgewinnung in den Hauptnutzungsflächen
  • Nachtauskühlung der Hauptnutzungsflächen in den Sommermonaten mittels mechanischer Hyprid-Fensterlüftung
  • Verwendung von Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung des örtlichen Versorgers
  • Deckung des Wärmebedarfs mittels Flächenheizsysteme
  • Beheizung der Sporthalle mit einem Flächen-Sportbodenheizsystem
  • Verwendung von energetisch hochwertigen Komponenten und nachhaltigen Baustoffen
  • Einsatz einer Photovoltaikanlage
  • Dimmbare tageslichtabhängige Beleuchtung mit Präsenzmeldern mit integrierten Helligkeitssensoren
  • Einsatz von LED-Leuchtmitteln

 

Freiraumkonzept

Die Schulfreiflächen sind als Grünanlage konzipiert und erfahren eine starke teilräumliche Ausdifferenzierung mit einer großen Bandbreite an Nutzungsmöglichkeiten. Die zentralen Erschließungs- und Bewegungsflächen werden durch zahlreiche Aufenthalts-, Bewegungs- und Kommunikationsangebote gegliedert. Auf Grundlage des zu entwickelnden Baumbestands entsteht der „Waldgarten“, ein intensiv begrünter, kleinteiliger Raum mit Ruhe- und Rückzugsorten.

Das vielfältige Bewegungsangebot ist dezentral organisiert und umfasst Tischtennisplatten, Tisch-Kicker, Fitness-Rack, Slackline sowie Sprossen- und Boulderwand. Südlich der Sporthalle sind ein Beachvolleyball- und ein Multifunktionsspielfeld angeordnet.

Der Außenbereich der Mensa hat dank des Baumbestands und der grünen Kulisse den Charakter eines Gartenhofs. Der Schulgarten mit Beeten und Obstbaumwiese als Raum für Naturerfahrung und Kontemplation ist südexponiert in küchennähe verortet. Hier befindet sich auch ein grünes Klassenzimmer.

Das auf dem Grundstück anfallende Regenwasser wird in Versickerungsmulden in Pflanzflächen und in Rigolen unterhalb befestigter Flächen versickert. Die begrünte Lärmschutzwand entlang der Falkenberger Chaussee und der Wartenberger Straße ist auch von ökologischem und stadtklimatischem Wert.

Erschließung 

Der Hauptzugang zur Schule erfolgt über einen großzügigen Vorplatz an der Falkenberger Chaussee. Hier werden 230 Fahrradstellplätze vorgesehen, am externen Zugang zur Sporthalle weitere zwölf Stellplätze. Vier barrierefreie PKW-Stellplätze sind unmittelbar neben dem Haupteingang verortet. 

Direkt vor dem Haupteingang wird die Einrichtung einer Kiss & Ride-Zone für bis zu drei PKW vorgeschlagen. Hierzu sollte der Gehweg entsprechend des westlich der Straße "Am Breiten Luch" bereits vorhandenen Profils umgebaut werden.

Die Anlieferung und die Zufahrt für Pflegefahrzeuge für den südlichen Schulhofbereich erfolgt über die Stellplatzanlage „Am Breiten Luch“.