Architektur:
hirner & riehl architekten und stadtplaner partg mbb
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Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag
Der Ort
Was wir vorgefunden haben: nicht Stadt sondern „Vorstadt“.
Geprägt von durchgrünten Wohnbaustrukturen. Die Grundstimmung des Viertels : Wohnen im Grünen. Raumbildung durch strassenbegleitende Bebauung an der Eisenacher Strasse.
Im Bereich unseres Baufeldes, nördlich der Eisenacher Strasse dominieren L-förmige Baustrukturen - Wohnungsbauten deren offene Höfe nach Süden oder Südosten orientiert sind.
Frage der Masse
Mit der Compartmentschule kommt ein neuer Gebäudetypus in das insgesamt homogene Umfeld. Gekennzeichnet ist dieser Typus durch Konzentration einer grossen Baumasse auf relativ engem Raum. Die Aufgabe war deshalb diesen Baukörper hoher Dichte und grosser Abmessungen in das locker bebaute Umfeld städtebaulich verträglich zu integrieren.
Das Stichwort der Lösung ist Gliederung. Die bestehende Bebauung liefert uns dabei mit ihren L-förmigen Strukturen eine Bezugsmöglichkeit. Durch die Positionierung im nördlicheren Bereich des Grundstücks werden die umliegenden Hofstrukturen räumlich gefasst.
Schule als Punkthaus
Unsere Referenz fanden wir in den Punkthäusern am Steinhellenweg. Es handelt sich dabe um siebengeschossige Hauptgebäude mit viergeschossigen Seitenflügeln.
Unser Schulentwurf setzt sich aus ähnlichen Grundelementen zusammen: Das hohe Hauptgebäude ist dabei der Kubus, in welchem die Compartements zu finden sind. Der niedrigere „Anbau“, mithin der kleinere Kubus beherbergt die Sporthallen.
Hinzugefügt haben wir allerdings einen zweigeschossigen Sockel, der die übergeordneten, z.T. halböffentlichen Nutzungen aufnimmt.
Schulplatz
Die Kleingartenkolonie ist derzeit als Lücke in der strassenbegleitenden Bebauung der Eisenacher Strasse erfahrbar. Unsere Idee ist es aber, diese Lücke nicht zu schließen, sondern einen kleinen Eingangsplatz, den Schulplatz zu schaffen. Damit schaffen wir eine räumliche Adresse der Schule und zugleich Stadtraum an der Eisenacher Strasse.
Der mächtige Schulbaukörper nimmt sich zurück in die zweite Reihe. Ganz nebenbei bleibt so eine, zumindest stadträumliche Erinnerung an die „Lücke“ der Kleingartenkolonie erhalten.
Orientierung
Die innere Struktur der Schule ist denkbar einfach entworfen: Man betritt eine zweigeschossige Halle, an dieser liegen Mehrzweckraum, die Mensa und der Musiksaal. Die Verwaltung findet man im Obergeschoss. Von hier aus erschließt die Haupttreppe alle Compartements.
Geht man weiter, dann erreicht man im EG die WAT-Räume, die sich um einen Innenhof gruppieren. Östlich der inneren Magistrale kommt man in die Sporthallen. Im Obergeschoss, ebenfalls um den Innenhof gruppiert , finden sich die naturwissenschaftlichen Räume.
Freianlagen
Die Schulfreiflächen bieten mit ihrem hohen Grünanteil einen großen biologischen und stadtökologischen Wert. Sie schaffen nachhaltige, vielfältige, gesunde und naturnahe Lebensräume und attraktive Aufenthaltsbereiche für Schüler:innen.
Der Haupteingang als wichtiges Aushängeschild der Schule erfolgt im Süden von der Eisenacher Straße über einen repräsentativen Vorplatz mit Wasserbecken. Der Vorplatz ist flexibel und multifunktional nutzbar. Er bietet Platz für Feste, Aufführungen, Theater, Tanz, Musik und für temporäre Aktivitäten. Wir sehen diesen Bereich als halböffentliche Fläche, welche auch der Nachbarschaft zur Verfügung stehen kann.
Dem Mehrzweckraum vorgelagerte Sitzgelegenheiten schaffen für die Mensa ausreichenden Aufenthalt. Zusätzlich bieten Freizeitflächen mit Spiel und Bewegungsangeboten wie Streetball, Tischtennis und ein Bolzplatz Angebote für Spiel und Bewegung für die Schüler:innen. Ergänzend schaffen Sitz- und Liegepodeste Möglichkeiten für Aufenthalt und Treffpunkte.
Der Zugangsplatz wird im Osten und Westen durch Nebengebäude für Fahrräder und Müll gefasst.
Die Anlieferung erfolgt westlich des Gebäudes. Über diese Zufahrt werden die 2 nachzuweisenden Stellplätze erschlossen und weitere Fahrradstellplätze dezentral angeboten. Weiterhin findet man auf dieser Seite den Hauptauftenthaltsbereich der Mensa. Sitzen unter Bäumen entlang des Grünzuges ist eine weitere Qualität der Außenbereiche.
Westlich des Gebäudes befindet sich der Pausenhof, der Zugleich durch ein intuitives Wegeleitsystem Verbindung der einzelnen Nutzungen ist. Die Übergangsbereiche zur Grundschule werden als kleine Plätze mit Begegnungszonen ausformuliert.
Um den großen Bestandsbaum positionieren sich grüne Ruhe- und Erholungszone. Die Bereiche gliedern sich in baumüberstellte, schattige Aufenthaltsflächen, freie Wiese, Rasenflächen, Strauchpflanzungen, Rückzugsorte und Aneignungsflächen, die die Schüler:innen frei gestalten können. Lose Möblierungen bieten unterschiedliche Sitz- Liegemöglichkeiten, geschützte Treffpunkte und Rückzugsräume im Grünen.
Der Schulgarten wird zur Wohnbebauung mit einer Fruchtwand aus Spaliergehölzen eingefasst.
Im Anschluss an die Turnhalle werden der Allwetterplatz und die Laufbahn mit Weitsprunggrube positioniert. An der Fassade der Turnhalle bietet eine Boulder- und Kletterwand weitere Bewegungsangebote.
Die Gymnastikwiese sehen wir als verbindendes Element der Sporthallen und Compartments. In der Verbindung mit einem Skulpturengarten wurde diese auf der privateren Schulterrasse im 2.OG positioniert.
Vor den Fachklassen werden Werk-, Leseterrassen und Freiluftklassen als erweiterter Innenraum angeboten.
Das Dach- und Belagswasser versickert dezentral im Osten und Westen über bepflanzte Sickermulden.
Umlaufend dem Geltungsbereich bieten Baumreihen, lockere Baumgruppen und ein kleiner Ökowald eine grüne Umrandung der Schulfreiflächen.
Statik / Tragwerk / Tragkonstruktion
Das Gebäude ist als vorelementierter Skelettbau konstruiert. Die holzsichtigen Massivholzwänden, Holz- bzw. Stahlstützen und die Holz-Beton-Verbunddecken sind auf ein statisch notwendiges Minimum hin reduziert und ermöglichen so eine nachhaltig hohe Flexibilität in der Nutzung. Unverrückbar werden lediglich vorab die Treppenhaustürme, die Installationsschächte und Bodenplatte aus Faserbeton vom Baumeister betoniert. Die Außenfassade und ein hoher Anteil der Innenwände sind wirtschaftlich als nichttragend vorgesehen und somit leicht veränderbar.
Die Regeldecke aus sichtbaren Buche-Rippen 18/30, e=100 cm werden mittels Filigranplatten als tragende Schalung und mit 5 cm Aufbeton zu einer wirtschaftlichen Rippendecke vergossen. Die hochfeste Buche erlaubt CNC-gefrästete Schwalbschwanz-Steckverbindungen (Auflager) und nur Kerven für den Verbund Holz/Beton und greift damit alte zimmermannmäßige Verbindungstechniken wieder auf.
Bei großen Spannweiten (Turnhalle/Mehrzweck- und Foyerbereich) wird das Deckenprinzip durch eine aufgeleimte Brettsperrholzplatte auf der Unterseite als „außenliegende Zugbewehrung“ verstärkt. Der entstehende leichte, aber hoch tragfähige Hohlkasten wird durch ein gezieltes Lochbild und weicher Dämmmatten akustisch als Resonanzkörper aktiviert und bietet gleichzeitig einen zugänglichen Raum für Installation. So entsteht eine ruhige, mit bis zu 21,5 m weit gespannte Loch-Holzflachdecke, ohne störende Unterzüge oder Unterspannungen.
Die dünne 10 cm (Regeldecke) bzw. 15 cm (Hohlkasten) dünne Betonplatte des Hybridtragwerks trennt die Stockwerke sicher in Brandabschnitte und liefert gleichzeitig hinreichend Masse für den Schallschutz und Speichermasse für eine 12 h-Temperaturgangverschiebung.
Die Außenwand ist generell nichttragend und wird als fertige Holzwand mit integrierten Glaselementen und Fassadenverkleidung ebenfalls im Werk vorgefertigt und nur vorgestellt.
Die Nachhaltigkeit und die Co2 Ersparnis der Holzbauweise ist dabei nur ein Aspekt unseres Vorschlages.
Mindestens genauso wichtig ist die Ästhetik und Haptik eines Holzgebäudes: Sichtbare Holzbauteile schaffen ein optimales Lern- und Lebensumfeld.
Praktisch im Betrieb und pflegeleicht sind Holzoberflächen auch, da sie „hart im nehmen“ sind - will sagen sie bleiben im Gebrauch ansehnlich.
Brandschutz
Aufteilung der Flächen in brandgeschützte Bereiche von ca. 400 qm Grösse. Diese Bereiche werden mit Trennwänden und Feuerschutzabschlüssen gesichert und separiert.
Zwei bauliche Rettungswege
Es stehen in jedem dieser Bereiche zwei gesicherte bauliche Rettungswege zur Verfügung.
Die mehrgeschossige Halle
Der zweigeschossige Eingangsbereich - Foyer, Mehrzweckraum und Mensa inklusive Haupttreppe ist als „Halle“ im Sinne des Artikels 2.4 der Muster-Schulbau-Richtlinie aufzufassen. Die Abschlüsse der Halle zu den brandgeschützten Bereichen sind dem entsprechend zu sichern.
TGA
Heizkonzept
Die Heizwärme wird über ein Hybridkonzept abgebildet. Dabei werden 80% des Heizwärmebedarfs mittels Hackschnitzelkessel gedeckt. Für die Spitzenlasten wird ein Erdgaskessel vorgesehen. Der Erdgaskessel dient auch als Redundanzanlage.
Vorteile des Hybridkonzepts:
- Carbon Footprint
- Versorgungssicherheit
- Brennstoffe aus der Region
- Hochtemperaturwärmeerzeugung auch für Warmwasserbereitung geeignet.
Heizwärmeverteilung im Gebäude
Aufgrund der Nutzungsart des Gebäudes wird ein Konzept mit schnell reagierenden Heizflächen vorgesehen. So kann schnell auf die Änderung der inneren Lasten reagiert werden.
Versorgung Elektro
Im Bereich der Eisenacher Strasse wird eine Kompakttrafostation zur Einbindung der Schule in den Mittelspannungsring des Energieversorgers errichtet.
Aus der NSHV werden in übereinanderliegenden Elektroräumen die Jeweiligen Brandabschnitte mit el. Energie versorgt.
Die IT Infrastruktur wird über eine zentrale USV Anlage versorgt.
Regenerative Energieerzeugung mittels PV-Anlage
Auf den Dachflächen werden größtmögliche Flächen mit PV-Modulen belegt. Der dabei erzeugte Strom wird wo möglich selbst verbraucht. Überschüsse werden ins öffentliche Netz eingespeist.
IT-Infrastruktur
Im Bereich der gesamten Schule wird ein WLAN-Netz eingerichtet. Zusätzlich werden IT-Festanschlüsse in allen Räumen vorgesehen. Hier soll eine robuste Infrastruktur der aufkommenden Digitalisierung des Unterrichtsgeschens zu Grunde gelegt werden.
Lüftung Turnhalle
Die Turnhalle wird auch für Vereinssport genutzt. Hinsichtlich Lärmemission wird eine maschinelle Lüftung vorgesehen, um die Nachbarschaft nach 16:00 Uhr und an Wochenenden nicht durch Lärm bei geöffneten Fenstern zu stören.
Lüftung Mensa / Küche
Die Mensa sowie die Küche sind über zwei getrennte Lüftungsgeräte maschinell zu entlüften.
Lüftung WC Kerne
Die WC Kerne werden über separate Lüftungsgeräte auf dem Dach maschinell entlüftet.
OPTIONAL Lüftung Klassenzimmer nach Hygienekonzept
Die Erfahrungen der Pandemie zeigen, dass Unterricht ohne maschinelle Entlüftung der Klassenzimmer in Pandemiezeiten nicht umsetzbar ist. Das Gebäude wird so konzipiert, dass eine NACHRÜSTUNG einer MASCHINELLEN LÜFTUNG möglich ist. Die Aufstellung der Lüftungsgeräte (violett) für die Umsetzung eines Hygienekonzepts erfolgt dabei auf dem Dach. Wesentliche Steigschächte zur Aufnahme der Lüftungskanäle werden im Gebäude bereits vorgedacht.