Architektur:
Glass Kramer Löbbert Ges. v. Architekten mbH
Landschaftsarchitektur:
Luc Monsigny
Tragwerksplanung:
Martin Meier
Technische Gebäudeausrüstung:
Winter Gebäudetechnik Engineering & Service GmbH
Architektur:
Glass Kramer Löbbert Ges. v. Architekten mbH
Landschaftsarchitektur:
Luc Monsigny
Tragwerksplanung:
Martin Meier
Technische Gebäudeausrüstung:
Winter Gebäudetechnik Engineering & Service GmbH
Das Baugrundstück, zurzeit noch eine große Brachfläche inmitten des vorstädtisch grün geprägten Wohnviertels, ist in Lage Größe und Zuschnitt prädestiniert für den Neubau des fünfzügigen Gymnasiums. Mit den südlich und östlich angelagerten Einrichtungen wie Schule, Kita und Jugendclub wird das Schulareal zukünftig eine schlüssige Einheit bilden, westlich gesäumt durch den attraktiven Grünzug für Sport und Erholung entlang der U-Bahn-Linie.
Parallel zur einzigen das Grundstück begleitenden größeren Verkehrsader, der nördlich verlaufenden Erich-Kästner-Straße, entwickelt sich der Neubau als Aneinanderreihung verschieden proportionierter Quader. Die so gegliederte Baukörperformation bildet einerseits die Funktionen der Sporthalle und der einzelnen Compartments ab, schafft andererseits eine Serie von differenzierten Außenräumen. Die Hauptadresse des neuen Schulstandortes liegt sinnig im Norden an der Straße und wird durch einen einladenden Eingangshof definiert.
Der stadtplanerisch gewünschte umlaufende 5m breite, von Bebauung freizuhaltende Streifen bildet entlang der Straßen im Norden und Osten einen begrünten vorgartenähnlichen Bereich.
Neben dem Eingangshof definiert die raumgreifende Baukörperfigur einen weiteren teilweise befestigten zentralen Schulhof im Süden sowie drei den Compartment-Volumen zugeordnete Grünbereiche.
Entlang des zurzeit noch von Ost nach West querenden Fußweges grenzt die neue Laufbahn die Sportanlagen in der südwestlichen Ausbuchtung des Grundstücks vom Rest des Außenraums ab.
Ein Naturgarten mit zahlreichen Bäumen umgibt das Gymnasium und bildet eine landschaftsräumliche Einheit mit den bestehenden angrenzenden Grünanlagen und vervollständigt so den Bildungscampus. Aus der Positionierung und räumlichen Anordnung des Gebäudes entstehen klar differenzierte und selbstverständlich verteilte Freiräume:
Der Eingangshof öffnet sich großzügig zur Erich-Kästner-Straße. Er ist ein einladender, multifunktionaler öffentlicher Raum, ein bevorzugter Treffpunkt und Aufenthaltsplatz für Schüler:innen und Eltern als begrünter Vorraum des Foyers. Sein Pendant ist im Süden der Spielhof als Auftakt zu den Freizeit- und Erholungsflächen. Zu diesem Raum öffnet sich auch die Mensa mit sonniger Terrasse.
Die Sportanlage mit allen geforderten Einrichtungen wird kompakt im südwestlichen Bereich angeordnet. Drei informell getrennte Gartenbereiche sind direkt aus den Compartments durch Treppen zu erreichen. Sie können differenziert und altersgerecht gestaltet werden. Sitznischen, Liege- und Spielwiesen, multifunktionale Kommunikations- und Lernplätze sowie Rückzugmöglichkeiten in naturbelassene Ecken lassen viele Aneignungsmöglichkeiten für Schüler:innen und Lehrer:innen offen. Im Osten liegen die Schulhochbeete neben einem gläsernen Gartenpavillon. Rasen und Wiesenflächen, gesäumt von Solitär- und bodendeckenden Sträuchern werden als Mulden sanft modelliert, um das Regenwasser vom Dach und befestigten Freiflächen breit in die Vegetationsfläche zu verteilen und zu versickern. Die bestehenden Bäume werden teilweise erhalten und durch Neupflanzungen ergänzt. Der Belag für Plätze und Wege setzt sich aus belastbaren Rasen- und Drainfugensteinen sowie Tenne zusammen. Ein wasserdurchlässiger strapazierfähiger Kunststoffbelag wird für die Sportfläche verwendet. Sitzelemente sind aus Betonfertigteilen und Holz vorgesehen, Sport und Spielgeräte aus Stahl.
Das westlich äußere, niedrigste der vier aufgereihten Volumen mit seiner räumlichen Nähe zu den Außensportanlagen nimmt die Sporthalle samt ihren Nebenräumen auf. Es wird sowohl innenräumlich vom östlich angelagerten Hauptfoyer der Schule als auch für Sportvereine direkt von außen an der Erich-Kästner-Straße erschlossen. Der in Nord-Süd-Richtung durchgesteckte Umkleidentrakt stellt eine direkte Verbindung zu den südlichen Außensportflächen her.
Das sich östlich anschließende, von der Straße zurückweichende Volumen, öffnet sich mit seinem Foyer einladend großflächig zum Eingangshof. Eine parallel zur Eingangsfront verlaufende breite einläufige Treppe stellt sehr offensichtlich den Bezug zu den oberen Geschossen her und gliedert als raumhaltiges Möbel gleichzeitig das Erdgeschoss in das Eingangsfoyer und den Mensa-/Mehrzweckbereich. Dieser öffnet sich dahinter als doppelthoher Raum und wird zu beiden Seiten der raumteilenden Treppe betreten. Im geteilten Zustand betritt man dabei vom Foyer aus den Mehrzweckbereich rechts, die Mensa links, die großen Räume öffnen sich nach West und Ost und die Mensa erhält somit einen bestuhlten Außenbereich an der zentralen Schulhoffläche. Erforderliche Nebenräume wie Küche, Fundus und Vorbereitung sind in der südlich das Volumen abschließenden Raumspange untergebracht.
Das Foyer setzt sich als fließender Raum im Erdgeschoss des nächsten sich östlich anschließenden Volumens fort und schafft über Eck eine schon beim Eintritt in das Gebäude visuell sehr starke und reizvolle Durchlässigkeit zwischen Eingangs- und Schulhof.
Die restlichen Flächen im Erdgeschoss dieses und des äußeren östlichen Volumens stehen den Fachräumen zur Verfügung. Dabei sind die Musikräume in der Nähe des Mensa-/Mehrzweckbereichs gelegen und können in ihrer Nutzung durch die Musikschule abgetrennt und separat außen vom Schulhof erschlossen werden.
Die Haupttreppenanlage startet im östlichen Bereich des Foyers im Herzen des eigentlichen Schulgebäudes und verbindet hier in einer fließenden Geste alle Geschosse miteinander. Von dieser Treppenhalle werden in den oberen Geschossen die kleeblattartig um die gemeinsame Mitte gefächerten Compartments betreten, die sich jeweils um einen zentralen Lichthof gruppieren. Am Eingang zu jedem Compartment befinden sich dabei die dienenden Funktionen wie Spinde und Sanitärräume. Die Unterrichtsräume rahmen das zentrale Forum, das über eine breite Loggia Außenbezug und Tageslicht erhält.
Der Teambereich erhält jeweils einen sehr direkten Bezug zum Forum und den umgebenden Lernräumen. Brandschutztechnisch in Nutzungseinheiten gegliedert verfügen die Compartments jeweils über zwei bauliche Rettungswege, nämlich ein in der Gebäudemasseliegendes Fluchttreppenhaus und einen außen angefügten Treppenturm mit Zugang zur Loggia. Der Treppenturm kann auch der dezentralen direkten Erschließung des Compartments dienen und verbindet dieses mit dem ihm zugeordneten Grünraum.
Das Konzept der technischen Gebäudeausrüstung beruht auf einer einfachen Anlagenstruktur, robuster Bedienbarkeit, geringem Primärenergieverbrauch und ausgezeichneten Wartungseigenschaften.
Neben dem Einsatz von Solartechnik zur Stromerzeugung wird dem Konzept der Nachhaltigkeit durch die Nutzung von Regenwasser Rechnung getragen. Dieses wird anteilig zur Bewässerung der Grünflächen zurückgehalten und gesammelt und ansonsten vollständig versickert und in den Kreislaufzurückgeführt.
Besondere Bedeutung kommt der Be- und Entlüftung der Klassenräume zu. Eine Fensterlüftung ist zu allen Zeitenmöglich. Zur Unterstützung eines behaglichen, hygienisch einwandfreien und energetisch optimierten Raumklimas kommen RLT- Anlagen zum Einsatz, die als Teilklimaanlagenkonzipiert sind. Diese sind platzsparend auf dem Dach des jeweiligen Gebäudemoduls angeordnet. Hierdurch wird wertvollste Gebäudefläche gespart und die Leitungswegewerden druckverlustarm auf ein Minimum reduziert. Die Luft wird den Klassenräumen zur Verfügung gestellt, wenn dort der Bedarf besteht. Die entsprechende Steuerung übernimmt eine CO2-Sensorik. So bleibt z.B. bei einem geöffneten Fenster die Anlage aus. Befinden sich nur wenige Personen im Raum, wird auch nur ein Teil der verfügbaren Luft eingeblasen. Mit dieser bedarfsgerechten Luftmengenverteilung wird der Strombedarf gegenüber konventionellen Anlagen deutlich reduziert. Die Luft der Klassenräume enthält immer genug Sauerstoff, um die physiologische Behaglichkeit sicherzustellen. Straßenlärm, Luftschadstoffe und Pollen werden durch Schalldämpfer und Filter wirksam zurückgehalten.
Der Ausbreitung von Sporen, Bakterien und Viren wird entgegengewirkt, da die Lüftungsanlagen nur im Außenluftbetrieb und nie im Umluftbetrieb gefahren werden. Die Zuluft wird über für diesen Anwendungsfall bereits entwickelte Auslässe in den Klassenraum nahezu geräuschlos und zugluftfrei eingeblasen. Eine Kanalführung in den Klassenräumen ist dafür nicht erforderlich. Die Konzeption der raumlufttechnischen Anlagen beruht neben vielen praktischen Erfahrungen im Schulbau selbstverständlich auf dem aktuellen Stand der Technik, Energetik und Lufthygiene.
Energetisch sinnvoll ergänzt wird das Anlagenkonzept durch den Einsatz von LED-Leuchtmitteln, die eine Ausleuchtung der Räume im Tageslichtspektrum ermöglichen. Direkter und indirekter Lichtanteil sorgen für eine gesunde Arbeitsatmosphäre. Zur Reduzierung des Strombedarfs passen sich die Leuchten über eine Tageslichtsensorik an die benötigte Lichtstärke an. Eine Präsenzschaltung sorgt zudem für eine Abschaltung der Beleuchtung, wenn sich keine Personen im Raum aufhält.
Im vorgeschlagenen Konzept kommt den sanitären Einrichtungenbesondere Bedeutung zu. Eine robuste und auf das wesentliche reduzierte Ausstattung, die sich leicht reinigen und warten lässt, soll eine hohe Aufenthalts- und Nutzungsqualität gewährleisten. Wassersparende und zum Teil selbstauslösende Spülarmaturen stellen einen hohen hygienischen Standard sicher. Die Be- und Entlüftung für Duschen, Umkleiden und WC- Räume liegt im oberen normativ möglichen Bereich.
Für den Neubau kommt eine Holz-Hybrid-Bauweise zum Einsatz, die Verwendung von Beton wird auf ein geringes Maß reduziert, dieCO2-Bilanz dadurch optimiert. Holzstützen mit Dimensionen von 30x 30cm (Erdgeschoss) bis 24 x 24cm (oberstes Geschoss) tragen Betonunterzüge, die als Auflager für die Holz-Hybrid-Deckenelemente dienen. Durch deren Aufbeton-Schicht werden die bauphysikalischen Eigenschaften, insbesondere Schwingungsverhalten und akustische Werte verbessert. Der Brandschutz wird für die tragenden Teile aus Holz durch einen Aufschlag für Abbrand und eine entsprechende Überdimensionierung gewährleistet.
Das mit einem entsprechend dimensionierten Tragwerk konstruierte Dach wird als Retentions-Gründach ausgebildet, so dass durch Abstandshalter eine erhöhte Regenwasseraufnahme unterhalb des Begrünungsaufbau und eine gezielt verzögerte Abgabe des Wasserserfolgen kann. Die entstehende Verdunstungskühle wirkt der Erhitzung des Stadtraums entgegen und steigert die Leistungsfähigkeit der oberhalb der Begrünung angeordneten PV-Module. Letztere wiederum sorgen für eine Verschattung der Gründachfläche.
Die Fassade wird passend zur Konstruktion aus hochgedämmten Holzelementen ausgebildet, die äußere Schicht bildet robust und dauerhaft eine vertikale Verschalung aus unbehandeltem Holz. Breite Fenster mit mehreren Anschlusspunkten für Innenwände gewährleisten hohe Flexibilität in der Planung und auch hinsichtlich eines möglichen späteren Umbaus.