Architektur:
mhb Architekten + Ingenieure GmbH
Landschaftsarchitektur:
Hannes Hamann Landschaftsarchitekten
Tragwerksplanung:
Wetzel & von Seht
Technische Gebäudeausrüstung:
I-TEG Ingenieurgesellschaft für TGA mbH
Architektur:
mhb Architekten + Ingenieure GmbH
Landschaftsarchitektur:
Hannes Hamann Landschaftsarchitekten
Tragwerksplanung:
Wetzel & von Seht
Technische Gebäudeausrüstung:
I-TEG Ingenieurgesellschaft für TGA mbH
Der Bezirk Kaulsdorf ist vor allem geprägt durch Wohnungsbau mit einer gleichförmigen Bau-struktur in Systembauweise mit jeweils 4-6 Geschossen. Gebäude in mäanderförmiger Strukturbilden jeweils Wohnquartiere, diese werden durch Flächen mit Sondernutzung wie Bildung, gewerbliche Nahversorgung oder Kultur unterbrochen. Somit werden die Wohnquartiere nicht nur rhythmisiert, dadurch wird auch erreicht, dass die Wege für die Anwohner:innen zu den entsprechenden Einrichtungen sehr kurz sind.
Das Quartier im Bereich der Erich-Kästner-Straße ist der Bildung vorbehalten – hier befinden sich diverse Schulen unterschiedlichster Ausprägung. Die ursprünglichen Schulgebäude befinden sich hauptsächlich entlang der umliegenden Straßen, so dass die Schulhöfe geschützt im Hofbereich liegen können, Sporthallen schließen das Quartier nach Osten und Westen ab.
Der Neubau des Gymnasiums greift das Prinzip auf und vervollständigt damit wieder das Quartier. Das Gymnasium bildet mit der Sporthalle eine L-Form entlang der Kästner-Straße und der Huchel-Straße. Die Sporthalle ist freistehend, wird aber durch eine Überdachung zwischen Gymnasium und Sporthalle zum Gymnasium hin verbunden. Dadurch ergibt sich eine Spiegelachse zur gegenüber befindlichen Grundschule, die ebenfalls mit ihrer Sporthalle eine L-Form bildet.
Der lange Schenkel Gymnasium/Sporthalle ist entlang der Erich-Kästner-Straße 3-geschossig, wobei die Fuge zwischen Gymnasium und Sporthalle eine Zäsur bildet und damit die Ansicht zur Straße hin auflockert. Der kurze Schenkel entlang der Peter-Huchel-Straße ist 4-geschossig und bildet durch den Rücksprung zum langen Schenkel gegenüber der Peter-Edelstraße einen Platz aus.
Durch die 4-Geschossigkeit und die Platzbildung wird der Haupteingang des Gymnasiums markiert und schafft damit die Adresse und das Gesicht des Gebäudes. Das Gebäude ist über den Platz öffentlich und barrierefrei zugänglich. Die Sporthalle kann bei Bedarf separat erschlossen werden. Der Vorplatz des Gymnasiums dient als Kommunikationszone und Bindeglied zum Wohnumfeld. Er ist offen zugänglich, wobei das restliche Schulgelände mit einem Zaun umschlossen ist.
Der stark begrünte Hof ist als ruhige Zone ausschließlich dem Schulbetrieb vorbehalten. Das Gebäude schließt den Schulhof zum städtischen Umfeld ab, wobei sich der Schulhof gegenüber der Parkanlage im Westen öffnet.
Der Entwurf der Außenanlagen für das neue Gymnasium ist geprägt von den vorhandenen Strukturen. Dies sind die Baumraster westlich des Grundstücks und die straßenbegleitende Allee, sowie die organischen Formen und Wegeführungen innerhalb der Wohnblocks und die Sportflächen der angrenzenden Nutzungen. Städtebauliche Setzungen formen neue großräumliche Bezüge zwischen dem Gymnasium und der bestehenden dreieins Grundschule. Für die Rahmung des Projektgebietes werden die Baumalleen und -raster in der angrenzenden Umgebung aufgegriffen. So entsteht außen eine lineare Fassung mit Bäumen, welche die locker stehenden Gehölze in der Mitte einfasst. Um den Außenanlagen des Gymnasiums eine Identität zu geben, werden raumprägende Großformen aus der Umgebung fortgeschrieben.
Gymnasium
Das Gymnasium ist klar gegliedert: im Erdgeschoss befinden sich die Bereiche, die gemeinschaftlich nutzbar sind bzw. öffentlich Charakter besitzen. Die Obergeschosse sind den Compartments und Fachunterrichtsräumen vorbehalten.
Vertikale und horizontale Erschließung
Über das Foyer im Erdgeschoss, welches vom Vorplatz und vom Hof sehr gut erreichbar ist, gelangt man über die zentrale Haupttreppe in alle Etagen. Die Haupttreppe umschließt im Erdgeschoss auch eine große Sitztreppe, welche damit Erschließungs- und Kommunikationsknoten ist. In den oberen Etagen erfolgt von der zentralen Treppe aus, eine sternförmige horizontale Verteilung der Schüler:innen in die Compartments oder die Fachklassenräume, dabei wird jeder Bereich direkt erreicht.
Die weiteren Treppenhäuser dienen vor allem als notwendige Fluchtwege bzw. als kurze Verbindung zu den unterschiedlichen Etagen.
Erdgeschoss
Das Zentrum im Erdgeschoss bildet das Foyer, welches der Erschließung, dem Aufenthalt, der Kommunikation und der Anbindung der Außenflächen dient. Das Foyer beherbergt neben der Haupttreppe auch differenzierte Aufenthaltsbereiche für Schüler:innen (Sitzblöcke und -treppe) mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Hier können sich ca. 140 Schüler:innen gleichzeitig aufhalten. An das Foyer schließen sich in direkter Abfolge Mehrzweckraum und Mensa mit der Küche an. Diese sind alle bei Bedarf zueinander öffenbar. In direkter Nachbarschaft zum Mehrzweckraum befindet sich der Fachbereich Musik, dieser ist u. A. separat von der Gebäudesüdseite zugänglich und kann bei Bedarf vom restlichen Schulgebäude funktional getrennt werden.
Ebenfalls direkt an das Foyer angrenzend ist die Bibliothek geplant, bei der der Lesebereich mittels Oberlichtverglasung mit Tageslicht versorgt wird.
Der Verwaltungsbereich ist gut für alle erreichbar im Erdgeschoss platziert. Weiterhin befindet sich ein Fachklassentrakt in diesem Bereich.
1. – 3. Obergeschoss
Vom Erschließungskern sind jeweils 2-3 Compartments sowie ein Fachklassentrakt zu erreichen. Im nördlichen Baukörper sind ein Compartment der Sekundarstufe II sowie der Fachklassentrakt um einen Lichthof angeordnet. Durch diesen Lichthof ist es möglich, dass ein großer Teil aller Flächen mit Tageslicht versorgt werden. Der südliche Kubus beherbergt zwei Compartments der Sekundarstufe I, die so angeordnet sind, dass hier Synergien zwischen beiden Bereichen möglichsind. Die beiden Compartments der Sekundarstufe I umschließen ebenfalls einen Lichthof, um auch hier den Tageslichtanteil zu maximieren.
Der Fachklassentrakt befindet sich entlang der Südfassade.
Die Compartments besitzen jeweils ein-L-Form, wobei das Forum als pädagogische Mitte gleichzeitig das Gelenk der Stammgruppenräume bildet, die sich darum anordnen. Alle Foren sind an der Außenfassade angeordnet, sodass sich Blickbeziehungen mit der Umgebung ermöglichen.
Sporthalle
Im Erdgeschoss der Sporthalle befinden sich direkt im Zugangsbereich ein Jugendmehrzweck- sowie ein Krafttrainingsraum, ebenso wie ein Sanitärbereich, Geräte- und Abstellräume.
Alle Ebenen sind schwellenlos und barrierefrei zu erreichen. Gebäudezugänge sind ebenen gleich zugänglich. Ein zentraler Aufzug verbindet alle Geschosse barrierefrei miteinander. In allen Ebenen befinden sich gut erreichbare barrierefrei WCs. Berücksichtigung finden auch Maßnahmen für hör- bzw. seheingeschränkte Personen.
Das Gymnasium wird außer dem Bereich des Haupteingangs vollständig mit einer Zaunanlage umschlossen.
Weiterhin ist das Gebäude im Erdgeschoss durch eine Alarmanlage gesichert.
Das Gymnasium wird über das öffentliche Netz mit folgenden Medien versorgt:
Wasser
Allgemeine Bereiche über städtisches Versorgungsnetz. WW-Bereitung Sporthalle im Durchflusssystem.
Wärme
über Fernwärmenetz Vattenfall
Strom
aus dem öffentlichen Elektroenergieversorgungsnetz
Einsatz alternativer, regenerativer Energien
Die Beheizung der Schule erfolgt über das Fernwärmenetz Vattenfall, Primärenergiefaktor 0,45.Im Rahmen der Planung wird der wirtschaftliche Betrieb einer Wärmepumpe und die Nutzung von Solarthermie für die Flächenheizung und WW-Bereitung in der Sporthalle untersucht, um den Anteil an regenerativer Energie zu erhöhen.
Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Sporthalle liefert Strom für den Eigenverbrauch.
Lüftung
Die Lüftung der Räume erfolgt grundsätzlich über Zuluftelemente unter den Fenstern, die eine kontrollierte Lüftung ermöglichen.
Nur innenliegende Räume wie WC-Anlagen werden mechanisch be- und entlüftet (inkl. Wärmerückgewinnung). Über diese Anlagen wird auch die Abluft der fensterbelüfteten Bereiche erfolgen. Eine Ausnahme bilden der Mehrzweckraum und die Mensa mit der Küche. Hier wird die Lüftung über Fenster und eine mechanische Anlage erfolgen.
Heizung
Als Heizsystem ist eine konventionelle, statische Heizungsanlage geplant mit großflächigen Heizkörpern, die den Betrieb von Niedertemperatursystemen ermöglichen.
Es werden ausschließlich recyclebare und langlebige Baustoffe verwendet, die in Ihrem Lebenszyklus zu betrachten sind.
Das Gebäude hat einen schweren Sockel aus cremefarbenen Sichtbeton mit liegenden Fensterbändern, auf dem eine leichte Lamellenfassade ruht. Diese Lamellenfassade wird durch vertikale Fensterbänder strukturiert.
In den Obergeschossen kommen umlaufend vorgefertigte Fassadenelemente in hochgedämmter Holzrahmenbauweise zum Einsatz. Durch einen hohen Vorfertigungsgrad und großem Wiederholungsfaktor ist diese sehr wirtschaftlich herzustellen und ist schnell zu montieren. Gleichzeitig ist die Holzbauweise sehr nachhaltig und hat einen geringen CO²-Abdruck.
Als Fenster werden Holz-Alu-Fenster in Verbundbauweise verwendet, die mit Zuluftelementen geplant werden, um eine kontrollierte Raumlüftung zu erreichen. Alle Fenster sind öffenbar.
Gymnasium
Als Gebäudegründung kommt, nach statischen Erfordernissen, eine Flachgründung mit Bodenplatte zur Ausführung.
Um eine hohe Flexibilität und dabei ein sehr wirtschaftliches System zu erreichen, schlagen wir eine Stützen-Decken-Bauweise mit Flachdecken weitestgehend ohne Unterzüge vor, im Bereich der Fassaden kommen ebenfalls STB-Stützen zum Einsatz. Zur Aussteifung werden der Treppenhaus- und Aufzugskern sowie teilweise Außenwände genutzt, die mittels STB-Wände hergestellt werden. Im Erdgeschoss bestehen die Außenwände aus Stahlbeton.
Die Attiken werden in Stahlbeton hergestellt.
Sporthalle
Als Gebäudegründung kommt, nach statischen Erfordernissen, eine Flachgründung mit Bodenplatte zur Ausführung.
Die Außenwände sowie zwei längs zur Sporthalle verlaufende Wände, die Treppenhäuser und der Aufzug werden tragend in STB-Bauweise hergestellt. Alle weiteren Wände sind nichttragend geplant.
Die Decken im Bereich der kleinteiligen Räume werden als Stahlbetonflachdecken gebaut, die Sporthalle erhält weitspannende Fachwerkbinder aus Holz mit einem Stahltrapezdach sowie Flachdachaufbau.
das gesamte Projektgebiet ist in ein umgebendes Grün eingebettet, in dem Pflanzflächen, Heckenpflanzungen und Gehölze sowohl einen geschützten Schulhof als auch eine grüne Zone zu den Straßen hin bilden. Der Vorplatz markiert die Hauptadresse und besteht aus Plattenbelagstreifen, in denen Intarsien aus Granitkleinsteinpflaster liegen. Diese laden mit Sitzmöglichkeiten und Fahrradständern zum Treffen und Verweilen unter Bäumen ein. Das Zusammenspiel aus Plattenbelag und Granitkleinsteinpflaster zieht sich von dem Vorplatz bis über die neu entstandene Begegnungszone zwischen dem Gymnasium und dem gegenüberliegenden Gebäude an der Peter-Huchel-Straße. Hier ergeben der Wechsel aus Belagsstreifen und Grünflächen eine attraktiven Aufenthaltsfläche ohne motorisierten Verkehr. Es sind neben Bänken und Fahrradständern auch die PKW-Stellplätze für Mobilitätseingeschränkte verortet. Weiterhin sind Aufstellflächen für die Feuerwehr vorgesehen. Die Peter-Huchel-Straße endet am neuen Wendehammer südlich des Gymnasiums. Das ermöglicht eine sichere Fußgängerzone und Eingangssituation für die Schülerinnen und Schüler. Die neuen Gebäude liegen in einer Fläche aus hellgrauem Granitkleinsteinpflaster. Dieses bildet sich im Schulhof zu Platzflächen aus, in denen der Außenbereich der Mensa mit Bestuhlung und große Sitzinseln zum Arbeiten und Entspannen unterm Dach verortet sind. Im Zentrum des Schulhofs liegt eine Grünfläche, die viel Raum zur freien Bespielbarkeit gibt, aber auch ein grünes Klassenzimmer und Rückzugsorte beinhaltet. Ein umlaufendes farbiges Band, das in seiner Höhe variiert, fasst die Grünfläche ein. Das Band bildet zur Mensa und zum Schulgarten eine Sitzkante von circa 50cm nach innen aus, auf den gegenüberliegenden Seiten ragt es 40cm heraus und bietet so Sitzmöglichkeiten. Zwischen Turnhalle und Schulgarten wird ein Weg durch einen ebenerdigen Verlauf des Bandes geformt. Der Schulgarten ist am südlichen Rand des Grundstückes verortet. Er bietet eingefriedete Bereiche für Beete und Hochbeete, sowie für Beerensträucher und Obstbäume. Ein Wasseranschluss bietet Zugang zu Trinkwasser und Bewässerung. Außerdem laden Bänke und Lümmel netze zum Aufenthalt unter Bäumen ein. Gegenüber der Anlieferung sind ein Gerätehaus und Müllflächen verortet.
Sportanlagen
Die geforderten Sportanlagen werden alle auf dem Schulhof untergebracht. In einer Fläche aus Kunststoffbelag sind im Westen des Grundstücks das Kleinspielfeld und die 100m-Laufbahnmit integriertem Weitsprung und eine Fläche für Kugelstoßen mit Tennenbelag eingebettet.
Eine Gymnastikwiese aus Rasen schließt an die Südseite der Turnhalle an. So sind alle Sportflächen leicht von der Sporthalle aus erreichbar und gebündelt in die Außenanlagen integriert.
Gehölze
Die lockere Baumsetzung auf dem Schulhof ermöglicht es, insgesamt 10 Bestandsbäume zu erhalten. Diese befinden sich südlich der Sportanlagen, auf der zentralen Schulhoffläche und in der Begegnungszone. Für die zahlreichen Neupflanzungen auf dem gesamten Gebiet werden einheimische Gehölze verwendet.
Sowohl auf dem Schulhof als auch auf dem Vorplatz und in der Begegnungszone sind viele Sitzgelegenheiten verortet. Entlang des zentralen Bandes ergeben sich aufgrund der verändernden Höhensituation verschiedene Sitzecken, mit ebenerdiger Sitzkante oder als Sitzblock ausgeformt.
Das in den Entwurf integrierte Regewasserkonzept sieht eine dezentrale Regenwasserversickerung ohne Einleitung in das öffentliche Kanalnetz vor.
Die Vorgaben der BNB Zielvereinbarung werden in allen Aspekten erfüllt. Es werden eine Vielzahl an Möglichkeiten und Angeboten für Aufenthaltsmerkmale im Außenraum geplant. Auch die Sicherheit im Außenraum ist durch eine ordnungsgemäße Beleuchtung und eine Übersichtlichkeit der Flächen zu jedem Zeitpunkt gewährleistet. Die Merkmale und Ausstattungselemente sind im Textteil „Ausstattung“ beschrieben.