Marvin Schmerge und Sven Schründer

Entwurfsidee und städtebauliches Konzept

Durch einen möglichst kompakten Baukörper mit geringer Nord-Süd-Ausbreitung gelang es uns die beiden Gewässer mit einem Grüngürtel zu verbinden. Hierbei grenzt eine Promenade rücksichtsvoll den Schulhof vom Bodendenkmal ab. Das Schulgebäude selbst nimmt die Flucht der Woelckpromenade auf, schließt an jener jedoch nicht direkt an. Das Denkmalensemble soll für sich stehen, wobei die Brandwand architektonisch durch ein Fassadenrelief aus geometrischen Linien der bestehenden Bebauung ergänzt wird. Durch das Abrücken und Zurückspringen von der Woelckpromenade bildet sich ein Vorplatz mit der Haupterschließung. Dieser steht in direkter Beziehung zum Raum vor dem Primo-Levi-Gymnasium und verbindet beide Baukörper.
Die Außenraumgestaltung sieht ein großzügig vegetiertes Gebiet angrenzend an den Neubau vor. Durch gezielt gesetzte Wege entlang wichtiger Achsen bilden sich verschiedene Räume mit unterschiedlichen Nutzungen.
So können Außensportanlage, wie der Allwetterplatz, sowie Tischtennisplatten o.ä. durch kleinere Wege erschlossen werden. Zusätzlich zu den Sportanlagen lassen sich auch der eigene Schulgarten, sowie ein mit Sonnensegel überdachtes Klassenzimmer im Äußeren wiederfinden. Der Spielplatz am Goldfischteich bleibt aufgrund der möglichen Nutzung von umliegenden Wohnbauten bestehen und bietet somit auch einen schonungsvollen Umgang mit dem Bestand. Um eine öffentliche Durchwegung um das Gebäude zu ermöglichen und die denkmalgeschützte Woelckpromenade in ihrer ursprünglichen Form wirken zu lassen, haben wir uns entschieden, mit dem Neubau nicht an jener direkt anzuschließen.
 

Räumliche Organisation

Um die Brandwand als gewollten Schnitt architektonisch aufzuwerten, war unsere Idee die Form und geometrische Linien der bestehenden Bebauung aufzugreifen und neu zu interpretieren. Durch den horizontalen Linienverlauf entsteht ein Relief mit verschieden tiefen Schattenfugen und einem lebendigen Schattenspiel.
Das Raumprogramm des Erweiterungsbaus umfasst knapp 8.000 m2 plus Vierfachsporthalle. Die Sporthalle ist in zwei Doppelsporthallen gestapelt und befindet sich zur Hälfte im Erdreich. Eine Abböschung an der Ostseite sorgt für die notwendige Belichtung. Mittelpunkt der Schule ist die Schulstraße. Im Bebauungsplan von 1911 war an selber Stelle eine Straße geplant, welche an der Ostseite des Primo-Levi-Gymnasiums endet. Diese geplante Sichtachse haben wir transformiert. Die Schulstraße wird im Innern mit Klinkerriemchen geziert, um das Gefühl einer Straße zu erzeugen. 

Compartments

Von dieser Schulstraße sind die einzelnen Compartments zu erreichen. Lichthöfe sorgen hier für eine hohe natürliche Belichtung und bieten ein hohes Aufenthaltspotenzial für die Foren. Auch eine Querlüftung ist hierdurch trotz kompaktem Baukörper möglich. Weitere wichtige Aspekte bei der Grundrissordnung waren die Verbindung von Mensa und Mehrzweckraum, die kurzen Wege für die Primarstufe und die gesonderte Position des Primo-Plus-Bereichs mit Schaufenstern zur Straßenseite.
Um unseren Neubau in das Gesamtensemble einzufügen, haben wir roten Backstein als Verkleidung gewählt. Das Thema des Sockels vom Bestandsbau haben wir mit einer eingeschossigen Trasskalkverkleidung beantwortet. Die Fenster werden durch leichte Lisenen getrennt und setzten sich aus den vorgefundenen Formaten zusammen. So wird durch die Kombination der gegenüberliegenden Fensterformate des Gymnasiums mit denen der Woelckpromenade ein modernes schultypisches liegendes Format erreicht.
Abschließend kann man sagen, dass es unser Anliegen war, rücksichtsvoll mit den Baudenkmälern umzugehen und mit jenen ein Ensemble zu erzeugen. Trotzdem sollte sowohl das moderne Schulkonzept (Compartment), als auch der Nachhaltigkeitsaspekt nicht zu kurz kommen. Eine geringe Bodenverdichtung, die Dachnutzung durch Photovoltaik und Dachterrassen, und ein natürliches Lüftungskonzept (Querlüftung) wurden bei der Entwurfsfindung mitgedacht.