Anerkennung Wettbewerbsbeitrag - ARTEC Architekten

ARTEC Architekten
1. Preis – PPAG architects ZT GmbH

Stadtplanungs- / Architekturbüro: 
ARTEC Architekten

Bettina Götz, Richard Manahl, Josef Schröck, Gül Cakar, Sandra Crisafulli, Alexander Marinov, Melanie Aichinger

Landschaftsarchitekturbüro: 
Auböck + Kárász Landschaftsarchitekten

Maria Auböck, Ivana Kucircova, Ivan Rinaldi

Auszug aus dem Erläuterungsbericht

Entsprechend der angestrebten, gemäßigten Gesamtdichte wird für die Wohnbebauung eine Gartenstadttypologie entwickelt: Eingeschossige, jeweils ost-west-belichtete, quergelüftete Wohnungen mit vorgelagerten Gartenhöfen nach Osten oder Westen werden nach Norden terrassenförmig übereinander gestapelt. Jede Wohnung erhält einen gut nutzbaren, privaten Gartenhof, der individuell begrünt werden kann und so eine positive Identifizierung der Bewohner:innen mit ihrem Quartier begünstigt.

Die Baukörper selbst sind äußerst ökonomisch und kompakt. Zur Hermann-Dorner-Allee wird die Struktur terrassenförmig zu sechs Geschossen gestapelt. So entsteht eine akzentuierte Bebauungskante zum großen Park, die entlang der Karl-Ziegler-Straße viergeschossig weitergeführt wird. Für Erdgeschoss und 1. Obergeschoss entlang dieser Kanten werden zweigeschossige Sonderwohnformen entwickelt, die im EG Arbeits- oder Geschäftsflächen enthalten und mit einem darüber liegenden Wohnbereich verbunden sind = Wohnen und Arbeiten in Maisonettenform. Als Puffer erhalten diese Wohnungen zweigeschosshohe Wintergärten, die auch als Schaufenster genutzt werden können. Entlang der Karl-Ziegler-Straße bietet eine vorgelagerte „Aneignungszone“ Gestaltungsspielraum für die zukünftigen Bewohner:innen. (Gastgärten, urban gardening Flächen, Werkstatt…)

Jurybewertung

Das Projekt 103 nimmt innerhalb der eingereichten Arbeiten eine radikale städtebauliche Position ein. In Referenz zu Gartenstadt- und Teppichbebauungen wird eine stark verdichtete Zeilenbebauung parallel zur Karl-Ziegler-Straße vorgeschlagen. Der größtenteils zweigeschossig ausgebildete Blockinnenbereich wird von einer Randbebauung von vier Geschossen an der Karl-Ziegler-Straße und bis zu sechs Geschossen an der Herrmann-Dorner-Allee umschlossen. Dadurch entsteht eine wohltuend kompakte städtebauliche Figur in deutlichem Kontrast zu den weitläufigen Flächen des Landschaftsparks. Der Schallschutz zur südwestlich angrenzenden Gewerbefläche sowie zum Autoverkehr auf der Herrmann-Dorner-Allee wird durch die große Geschlossenheit suggeriert funktioniert aber nicht wohnungsbezogen.

Im Inneren der Wohnanlage wird ein System aus extrem reduzierten Erschließungsflächen und minimierten, privaten „Grünhöfen“ vorgeschlagen. Während die Verknappung der Außenräume die räumliche Kompaktheit der Bauvolumen unterstützt, entspricht die bauliche Ausnutzung des Grundstücks nicht den geweckten Erwartungen. Mit einer GFZ von 1,2 erreicht das Projekt das geforderte Minimum, bleibt aber im Vergleich zu den anderen Arbeiten weit unterdurchschnittlich.

Die gewählte städtebauliche Typologie benötigt aufgrund der großen Nähe der Bewohner:innen eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Abstufung von privaten zu gemeinschaftlichen Bereichen. Die Arbeit kann mit ihrer extremen Minimierung dieser Bereiche nicht überzeugend nachweisen, dass die Qualitäten des nachbarschaftlichen Zusammenlebens gewährleistet sind. Die Diversität an Wohnformen wird nur bedingt erreicht. Das Gebäude an der Karl-Ziegler-Straße enthält Erdgeschosseinheiten zum Wohnen und Arbeiten, ein breites Angebot vielfältiger Wohnformen wird aber vermisst. Diese städtebauliche Typologie mit eingeschossigen Wohnungen zu füllen ist eine zweifelhafte Entscheidung. Insbesondere die einseitig belichteten Wohnungen im Erdgeschoss leiden unter den engen Gassen. Diese sind auch als Erschließungsräume für die Wohnungen insbesondere im Erdgeschoss als problematisch zu bewerten. Die Wohnungsgrundrisse werden durch die Festlegung auf die Zeilenbebauung in ihrer möglichen Ausdifferenzierung eingeschränkt. Der große Dachflächenanteil und der Mangel an Versickerungsflächen machen die Arbeit aus ökologischer Sicht bedenklich.

Die Argumentation der Verfasser, „durch eine prägnante botanische Setzung“ eine attraktive Atmosphäre zu erzeugen, ist für die Jury nicht nachvollziehbar. Die wohnungsnahen Freiräume sind zu knapp bemessen und häufig schlecht belichtet. Die sogenannte „grüne Mitte“ kann landschaftsarchitektonisch nicht überzeugen. Eine gute räumliche Gliederung kann mit der vorgeschlagenen Bepflanzung nicht erzeugt werden. Die Zone entlang der Bahntrasse wirkt in ihrer Freiraumgestaltung eher schwach ausgebildet und zu diffus begrünt. Auch wenn das Prinzip der Arbeit beeindruckt, kann sie in der Ausarbeitung nicht überzeugen. Dieses mutige und diskussionswürdige Konzept scheitert an den selbstgestellten Herausforderungen.