Anerkennung Wettbewerbsbeitrag - reicher haase associierte GmbH

reicher haase associierte GmbH
1. Preis – PPAG architects ZT GmbH

Stadtplanungs- / Architekturbüro: 
reicher haase associierte GmbH

Christia Reicher, Joachim Haase, Philip Spahr, Frauke Greve, Marcel Schacht, Melanie Großkunze, Melissa Waldau

Landschaftsarchitekturbüro: 
Hager Partner AG

Guido Hager, Monika Schenk, Catarina Eirich, Lisa Dittrich

Auszug aus dem Erläuterungsbericht

Das neue Stadtquartier bildet den Abschluss der baulichen Entwicklung am Landschaftspark Johannisthal entlang der Hermann-Dorner-Allee und formuliert eine geschlossene Raumkante zu den gewerblichen Nutzungen an der Karl-Ziegler-Straße. Entlang der Karl-Ziegler-Straße und der Hermann-Dorner-Allee entstehen insgesamt fünf kompakte Wohnhöfe, die mit geschlossenen, raumbildenden Gebäudekanten (IV – V+) das Rückgrat des Quartiers bilden und die Innenbereiche vor Schallemissionen schützen. Die Wohnhöfe werden durch Erschließungshöfe gegliedert, öffnen sich kammartig zum Quartiersinneren und bilden entlang des Alexander-v.-Humboldt-Wegs eine lockere Bebauung mit abwechslungsreicher Silhouette. Eine offene Bebauung mit fünfeckigen Solitären entlang der Tramtrasse verwebt sich mit dem Quartierspark und bildet ein spannungsvolles Pendant zu den Solitären auf der gegenüberliegenden Seite.

Eine abwechslungsreiche Dachlandschaft mit extensiver Dachbegrünung, Dachterrassen und Dachgärten verspricht attraktive private Freiräume und ermöglicht insbesondere den Wohnungen an der Herman-Dorner-Allee (V+) einen Blick in die Landschaft. Im Kreuzungsbereich von Hermann-Dorner-Allee und Karl-Ziegler-Straße entsteht eine zum Wohnhof begrünte Quartiersgarage, die einen Großteil der erforderlichen Stellplätze abdeckt und somit die Entstehung eines weitgehend autofreien Quartiers ermöglicht.

Jurybewertung

Die Arbeit bringt die abgebildete Dichte in einer grundsätzlichen nachvollziehbaren Struktur unter. Die konsequente Schließung zum Gewerbelärm mit eigener Gebäudetypologie wird anerkannt, allerdings ist die Orientierung der Grundrisse mit Aufenthaltsräumen zum Gewerbe hin nicht die geforderte Antwort aus der Wettbewerbsaufgabe.

Das Alternieren der Wohnhöfe zu den Erschließungshöfen ist ein robustes Gerüst, insbesondere zur Adressbildung und Differenzierung der Außenräume. Die Rhythmisierung der Blöcke durch zwei Öffnungen zur Herman-Dorner-Allee stellt eine gute Maßstäblichkeit der Straßenfront her, wird aber insbesondere aus schallschutztechnischer Sicht kritisch gesehen. Das Aufbrechen der Gebäudekante zur Straßenbahn durch Einzelbaukörper zeigt eine nachvollziehbare Geste. Durch die angebotene, aus dem Entwurfskontext nicht begründete Varianz der Solitäre wirkt das Gesamtkonzept typologisch überladen. Die Staffelung der Geschossigkeit der Gebäude und die Ausformulierung der Staffelgeschosse sind vordergründig unwirtschaftlich. Die Notwendigkeit ist nicht überzeugend.

Die innere Erschließungsstruktur mit teilweise zweispännigem Lösungsansatz entspricht nicht dem wirtschaftlichen Gebäudeansatz preisgünstigen Wohnraums. Ebenso hätte die Jury städtebauliche Ansätze zum Schutz gegen Außenlärm gegenüber einem Angebot von verglasten Loggien hin zur Tramtrasse bevorzugt. Teilweise wird der 2. Rettungsweg für hofseitige Wohnungen nicht nachgewiesen und würde den Wohnhof in seiner Gestaltung stark beeinflussen. Die Lage des Parkhauses wird von der Jury als nicht optimal bewertet.

Die Jury schätzt den konzeptionellen Ansatz der Arbeit, der über das engere Wettbewerbsareal hinausreicht. Die Intensität, mit der über die Freiräume entwerferisch nachgedacht wird, ist anerkennenswert und es wird gewürdigt, dass Vorschläge zur Gestaltung der Quartiersränder gemacht werden. Allerdings wirkt die Vielfalt der freiraumplanerischen Maßnahmen und Motive überladen, was die Orientierung des Areals erschwert. Auf den kleinteiligen Freiflächen sind die sogenannten Quartierparks nicht entwicklungsfähig. Der Pflegeaufwand wird als sehr hoch erachtet und das Gelände ist übererschlossen. Die wohnungsnahen Freiräume schließen nicht sinnfällig an die Wohnungsgrundrisse an. Parkende Autos im Inneren der Anlage auf den Erschließungshöfen stören den ruhigen Freiraumcharakter.