AFF Gesellschaft von Architekten mbH

Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag

i. ENTWURFSKONZEPT

LEITIDEE

Das neue Adlershofer Schulgrundstück entfaltet seine Ambivalenz vor allem durch seine Lage zwischen großmaßstäblichen Gewerbe- und Forschungsbauten mit vereinzelten Solitärtypen, kleinteiliger Wohnstruktur und einem zu schützenden Landschaftspark.
Ziel des Entwurfs ist es mit einem kompakten Gebäudeensemble als Schul- und Sporthallenneubau das heterogene Quartier zu ergänzen, und die Qualität- zwischen Natur und Urbanität- mit einer neuen Schuladresse zu definieren. Somit platziert sich der Schulneubau als Abschluss zum südlichen Eisenhutweg. Die städtebauliche Positionierung folgt der Absicht des Zusammenschlusses aller schulischen Freiflächen mit direktem Anschluss zum Landschaftspark Adlershof und einer effektiven Ausnutzung der topografischen Situation. Durch die Positionierung und Ausformulierung des Bauvolumens in der ehemaligen „Kleingartensenke“ werden vorhandene Höhenniveaus genutzt und eine neue öffentliche Adresse zum Eisenhutweg geschaffen. Eine großzügige „Landebrücke“ als Vorplatz überbrückt den schützenden verbleibenden Grünstreifen zum Eisenhutweg.

GEBÄUDE & GEBAUTE LANDSCHAFT

Die Ausformulierung des Baukörpers sieht die Schule als gebauten Organismus, dessen Teile eng miteinander kommunizieren, Übergänge zwischen Aktivität und Rückzug, öffentlichem und geschützten Orten schaffen, ein dynamischer Schulalltag kann entstehen.
Alle Sport- und Gemeinschaftsfunktionen bilden somit einen 1-2 geschossigen Sockel, ein zu bespielendes Plateau für die Compartments der Gemeinschaftsschule. Kleine Schulhäuser von Primar- und Sekundarstufe bilden eine gebaute Landschaft. Die 2-3 geschossigen Schulhäuser wechseln sich mit Freibereichen ab, welche eine gute Belichtung der Foren und ergänzende Lernorte unter freien Himmel ermöglichen. Durch Freitreppen werden die Compartments der Primarstufen direkt mit dem Schulhof verbunden.
Die beabsichtigten Verflechtungsbereiche werden in das Schulhäuserensemble integriert. Somit ist das naturwissenschaftliche Compartment zwischen den Compartments von Primar- und Sekundarstufe platziert. Eine horizontale Verbindung der Schulhäuser gewährleistet eine Interaktion zwischen den Jahrgangsstufen. Die gewünschte Nähe und Verbindung der Primarstufe 5-6 zur Sekundarstufe 7-8 wird erfüllt.

Die innere Struktur des „Sport- und Gemeinschaftsgeschosses“ (Sockels) folgt der benötigten Erschließungsmatrix mit einer durchlaufenden Schulstraße, welche alle Compartments an die Gemeinschaftsfunktionen des Sockels und Freibereiche anbindet. Somit werden geschossweise je 2 Compartments durch Treppen- und Funktionskerne effektiv erschlossen. Die außerschulische Nutzung von Mehrzweckbereich und Sporthalle ist durch ihre zentrale Lage am Eingangsbereich leicht auffindbar und geht auf die geforderten Sicherheitsaspekte ein.
Der Mehrzweck- und Mensabereich ist der zentrale Ort der Schule, durch Einblicke in die flankierenden tieferliegenden Sporthallenflächen sind Interaktionen beabsichtigt. Die Fachräume Musik und Bibliothek sind in unmittelbarer Nähe zum Mehrzweckbereich angeordnet.

COMPARTMENT`S

Die Organisation der Compartments ist auf das Konstruktionsraster abgestimmt. Zentral ist die Erschließung, Garderobenbereich, Lehrmittel und Teambereich angeordnet. Das Forum wird an den Giebelseiten durch eine eigene „Eckkonstellation“ von Räumen des Allgemeinen Unterricht mit Teilungsräumen gerahmt. Die Ausformulierung des Zuganges zum Teilungsraum bestimmt den Charakter des Forums. Je nach Ausrichtung sind unterschiedliche Raumsituationen des Forums möglich. Fenster zwischen den Raumsequenzen gewährleisten zuschaltbare Einblicke, eine Lernlandschaft entsteht.

ii. KONSTRUKTION UND MATERIAL

GESTALT & FASSADE

Mit Gestalt und Verkleidung soll bewusst der Charakter einer modularen Fertigung fortgeschrieben werden. So ist die Fassade, gleich der Fertigung des Tragwerkes, mit vorgefertigten Fassadenelementen in Holzverbundbauweise hochwärmegedämmt hergestellt. Ziegelschindeln bilden das ein langlebiges Wetterkleid und suchen eine Verbindung zu den historischen denkmalgeschützten Nachbarschaften Adlershofs. Gleichfalls gewährleistet das Schuppenkleid eine gute Revisionierbarkeit und ermöglichen flexible Ergänzungen. Die Fassade des Sockelgeschosses wird aus einer elementierten Beton-Vorsatzschale angedacht. Somit erhält der bodennahe Fassadenbereich eine beanspruchbare dauerhafte Materialisierung. Die Compartmentöfe werden mit Lärmschutzwänden aus Holz-Spannbeton in Ziegelfarbe mit selbstklimmender Bepflanzung zum Eisenhutweg abgeschirmt.
Das vorgeschlagene Fassadenmaterial sichert niedrige Unterhaltskosten und eine dauerhafte und gut alternde Schönheit.

KONSTRUKTION

Das Tragwerk für die modularen Schulbaukörper ist in Skelettbauweise geplant. Durch eine stringente Gliederung des Gebäudes kann die tragende Struktur in konstanten Abständen und somit sehr effizient gebildet werden. Die Grundrissaufteilung lässt sich beliebig anpassen und bleibt langfristig flexibel nutzbar. Alle tragenden Bauteile sind als entwickelte Fertigteile vorgesehen, die im Werk vorproduziert und auf der Baustelle zusammengefügt werden. Der hohe Vorfertigungsgrad führt zu einer verkürzten Bauzeit, Terminsicherheit und zu hohen Ausführungsqualitäten der Elemente.
Das Tragskelett wird durch Stahlbeton-Stützen und -Unterzüge in Kombination mit einer Holz-Verbund-Rippendecke (F90) gebildet. Die großen flächigen Bauteile werden dabei aus Holz hergestellt. So kann das Eigengewicht der Elemente, bei gleichzeitiger hoher Tragfähigkeit möglichst gering gehalten werden. Dies erleichtert zum einen Transport und Montage und wirkt sich darüber hinaus positiv auf die Bemessung der darunter liegenden lastabtragenden Konstruktionen aus. Die Stützen und Unterzüge werden als Stahlbeton-Fertigteile geplant, da sie besonders hoch beansprucht werden und eine höhere Robustheit aufweisen. Die weitgespannten Bereiche der beiden Sporthallen werden durch Spannbetonbinder überbrückt. Die Aussteifung des Gebäudes wird durch die massive Treppenhaus- und Aufzugskerne in Verbindung mit der starren Deckenscheibe und Wandscheiben zwischen den Brandabschnitten erreicht.

iii. HAUSTECHNIKKONZEPT

Die Vorgabe lautet ein energie- und kosteneffizientes Gebäude zu planen. Dieser Ansatz lässt sich nur erreichen, indem die drei Möglichkeiten “optimierte Gebäudehülle“, “effiziente Bedarfsdeckung“ und “Nutzung nachhaltiger Energiequellen“ optimal aufeinander abgestimmt werden. Die Ergänzung des hochbaulichen Konzepts des Einsatzes umweltschonender Materialien mit hoher Dämmwirkung wird durch ein effizientes Konzept der Gebäudetechnik ergänzt. Es stellt sich wie folgt dar:

HEIZUNGSKONZEPT

Für die Wärmeversorgung der Schule wird eine Kombination von nachhaltiger Energieversorgung mit modernem und energieeffizientem Heizungssystem angestrebt. Die Energie- und Umweltbilanz des Gebäudekomplexes kann so optimal dargestellt werden.
Mit Blick auf die Wärmequelle wird eine Versorgung mit Fernwärme empfohlen. Mehrere Aspekte sprechen für diese Lösung: Die Fernwärmetrasse des Versorgers – die BTB GmbH – verläuft ca. 6 m an der Grundstücksgrenze entlang, weshalb eine kostengünstige Erschließung möglich ist. Zudem stellt sich die dort verfügbare Wärme als besonders ressourcenschonend und umweltfreundlich dar. Dies spiegelt sich in dem sehr niedrigen Primärenergiefaktor von 0,25 wieder und ist bei der BNB-Zertifizierung von Vorteil. Ebenfalls vorteilhaft ist, dass eine Abgasanlage, wie sie bei der Verwendung von fossilen Brennstoffen notwendig wäre, obsolet wird.
Für die Erwärmung der Compartments (Klassenzimmer, Unterrichtsräume, Neben- und Lagerräume), des Verwaltungsbereichs und der Flure werden robuste Röhrenradiatoren vorgesehen, um eine lange Lebensdauer mit einer konstanten Optik sicherzustellen.
Im öffentlichen Bereich empfiehlt sich die Bestückung der Heizkörper mit Behördenthermostaten, welche manuell nicht reguliert werden können. Die Heizkörper in den Klassenzimmern werden in einer Zonenregelung mit einem Raumthermostat an der Tür gesteuert, jedoch wird die Einstellung der Raumtemperatur auf plus/minus zwei Grad beschränkt.
Das gesamte Heizkörpersystem wird mit einer Spreizung von 20 °C (60°C/40°C) betrieben, um möglichst geringe Rücklauftemperaturen für das Fernwärmesystem zu erzielen. Eine Nacht- und Wochenendabsenkung wird vorgesehen.
Bibliothek, Mehrzweckraum, Mensa und Cafeteria, Sporthallen sowie der Sanitärbereich (Umkleiden, Duschen) im Untergeschoss werden über Fußbodenheizung beheizt.

SANITÄRKONZEPT

Für die Wasserversorgung der Schule wird größtenteils Kaltwasser vorgesehen. Die Ausnahme bilden die im Ausstattungsprogramm ausgewiesenen Räume mit Warmwasserversorgung.
Für eine bestmögliche Trinkwasserhygiene wird eine 100-prozentige Dämmstoffstärke für Kaltwasserleitungen, kurze Leitungswege, Durchschleifen der einzelnen Sanitärobjekte und ausreichend Probeentnahme- und Spülarmaturen vorgesehen.
Grundsätzlich erfolgt die Warmwasserbereitung dezentral über Frischwasserstationen oder elektrische Durchlauferhitzer/Boiler. Eine abschließende Empfehlung wird nach Prüfung der Wirtschaftlichkeit der Varianten gegeben und ist auch abhängig von den jeweiligen Anforderungen in der Nutzung.
Im Duschbereich der Sporthalle empfehlen sich spezielle Duschelemente mit integrierten – oder alternativ einen externen – Wärmetauschern, die über das Heizungssystem versorgt werden, um die Leitungswege so kurz wie möglich zu halten und die Gefahr der Bildung von Bakterien und Legionellen auch bei geringer Nutzung zu minimieren.

iv. LÜFTUNGSKONZEPT

Grundsätzlich wurde für alle Räume die Möglichkeit einer natürlichen Lüftung berücksichtigt bzw. durch eine ausreichende Anzahl zu öffnenden Fensterquerschnitten im Entwurf umgesetzt.
Unter Berücksichtigung der Anforderung an Lufthygiene und thermischen Komfort mit dem Projektziel, den anlagentechnischen Aufwand und die Installationsdichte auf das erforderliche Minimum zu begrenzen, wurden die Räume in den Compartments als Raumverbund im Lüftungskonzept betrachtet.
Besonders mit Blick auf die CO2-Konzentration in den Allgemeinen Unterrichtsräumen ergibt sich eine Optimierung der Luftqualität. Durch die gesamtheitliche Betrachtung des Compartments mit sich nach innen öffnenden Räumlichkeiten und der Integration des Forums wird eine gute Luftbilanz erreicht. (siehe Präsentation Bieterdialog)
Die Kombination wird aus technisch einfacher mechanischer Grundlüftung (Ventilatoren) zwischen den Raumeinheiten Compartment über spezielle dezentrale Lüftungskomponenten umgesetzt, die in Kombination mit einer Stoßlüftung über die Fenster (Hybridlüftung) die Anforderungen an gute Lufthygiene erfüllen.
Die Besonderheit der Hybridlüftung in den Unterrichtsräumen besteht in der Wärmerückgewinnung: In den Außenwänden werden dezentrale Lüftungseinheiten vorgesehen mit integriertem Reversierventilator, Keramikkernwärmetauscher und Schallschutzelement. Zwei Lüftungseinheiten arbeiten im Gegentakt und transportieren jeweils 70 Sekunden lang die verbrauchte Innenluft nach Außen bzw. saugen Frischluft nach innen (Push-Pull-Prinzip). Beim Abtransport der Innenluft wird der in der Lüftungseinheit integrierte Keramikwärmetauscher aufgeladen und gibt die gespeicherte Wärme beim Ansaugen der Außenluft wieder ab. So können bis zu 93 % der Wärme zurückgewonnen werden.
Die Steuerung der Lüftungseinheiten erfolgt raumweise mit Zeitprogramm und Stufen. Zudem können die Lüftungseinheiten zum sommerlichen Wärmeschutz beitragen: Durch eine Querlüftung in den kühleren Nachtstunden (Spülmodus) kann die Raumtemperatur aktiv gesenkt werden.
Im Sporthallenbereich stellen Außenluftdurchlässe und Abluftventilatoren in den Nebenräumen (z.B. Geräteraum) die Grundlüftung dar.
Das Lüftungskonzept beinhaltet zwar auch den Einsatz konventioneller zentraler Lüftungsanlagen, dies jedoch ausschließlich in den Räumen bzw. Bereichen, die zwingend mit Zu- und Abluft versorgt werden müssen.
Bibliothek und Mehrzweckraum
Mensa und Cafeteria (Küche)
Sanitärkern der Sportanlagen
Sanitärkerne des Schulbereichs (evtl. Abluftanlagen)

Die zentralen Lüftungsgeräte werden mit Rotationswärmetauschern inkl. Spülzone ausgerüstet, um eine hohe Wärmerückgewinnungszahl zu erzielen und eine Übertragung der Gerüche aus der Abluft zu vermeiden. Die verschiedenen Bereiche werden über eine Luftqualitätsregelung, z.B. über die CO2-Konzentration oder mit einer Zeitplansteuerung belüftet. Eine Kombination aus beiden Varianten ist möglich. Eine Übernachtauskühlung für Aufenthalts- und Veranstaltungsbereiche (Mensa, Cafeteria, Bibliothek, Mehrzweckraum) wird vorgesehen. Das Lüftungskonzept für die Küche bzw. für den Bereich Mensa/Cafeteria wird nach VDI 2052 geplant und ist abhängig von der Küchenausstattung.

v. BRANDSCHUTZ-UNS RETTUNGWEGKONZEPT

Das Gebäude wird in fünf Brandabschnitte unterteilt, deren maximale Länge 60 m beträgt. Für die beim Brandabschnitt Nr. 5 vorhandene geringfügige Überschreibung der Brandabschnittslänge wird eine Erleichterung beantragt. In den Innenhöfen werden die Fassaden im Bereich der Brandwände einseitig auf einer Länge von 5 m feuerbeständig ausgeführt, so dass ein Brandüberschlag ausgeschlossen ist. Jedes Compartment ist an mindestens einen Treppenraum angeschlossen, der über einen direkten Ausgang ins Freie verfügt. An gegenüberliegender Stelle des Treppenraumzugangs wird entweder ein Ausgang in ein weiteres Compartment / weiteren Treppenraum oder ein Zugang zur einer Außentreppe angeordnet. Zur Maximierung der Grundflächen verfügen die Comparments des Weiteren über zusätzliche Notausgänge bzw. Zugangsmöglichkeiten für die Feuerwehr (dritter Rettungsweg). In Verbindung mit der Anordnung von trockenen Steigleitungen in den Treppenräumen soll dadurch auf eine Brandmeldeanlage bzw. die Aufschaltung von automatischen Brandmeldern zur Feuerwehr trotz großer Compartmentflächen verzichtet werden.
Durch Anordnung einer Feuerwehrzufahrt im hinteren Bereich des Grundstückes sind im Außenbereich ausreichende Bewegungsflächen für die Feuerwehr gegeben.

vi. FREIRAUMKONZEPT

Der in den 1990er Jahren auf dem ehemaligen Flugplatz Johannisthal angelegte Landschaftspark erstreckt sich mit seinen naturnah angelegten Zugangsbereichen, den sogenannten Fugen, bis hinein in die bebaute Umgebung. Die Positionierung und Ausrichtung des Schulbaukörpers hin zum Eisenhutweg ermöglicht es den rund zwei Hektar großen Freiraum der neuen Gemeinschaftsschule als direkte, wenn auch eingefriedete Fortsetzung der Parklandschaft „zu lesen“.
Insbesondere die sich nach Osten hin verdichtenden Baumhaine arrondieren den Landschaftspark optisch in Richtung Hermann-Dormer-Allee. Auch die beiden im Bereich künftiger Retentionsflächen gepflanzten Espenhaine schaffen entlang des Eisenhutweges eine grüne Kulisse, die den auf Straßenniveau nur als 3-Geschosser wahrnehmbaren Baukörper optisch etwas zurücktreten lassen. Und noch etwas bewirken die Espen: mit ihrem permanenten Blätterrauschen tragen sie dazu bei, die Geräuschkulisse der Stadtautobahn etwas in den Hintergrund treten zu lassen. Espen, auch Zitterpappeln genannt, haben statt eines dreieckigen oder herzförmigen Blattes ein eirundes, gezähntes Blatt, das dadurch selbst bei der kleinsten Windbewegung zu Rascheln anfängt.
Für die subjektiv wahrgenommene Lautstärkenminderung ist auch entscheidend, dass Grünräume durch die selbst erzeugte Geräuschkulisse (Blätterrauschen und Vogelgezwitscher) einen positiv bewerteten „Soundscape“ erzeugen. Damit überlagern sie zum Teil den störenden Umgebungslärm, mindern die subjektiv empfundene Lärmbelästigung und steigern so die Aufenthaltsqualität.

ADRESSBILDUNG_ERSCHLIESSUNG

Um bei dem Motiv der Landungsbrücke oder im Sprachgebrauch der Fliegerei zu bleiben, wird durch das „Gate“ am Eisenhutweg eine markante Eingangssituation geschaffen. Neben der originären Aufgabe, die erforderlichen Fahrradstellplätze mit Bezug zum Haupteingang nachzuweisen, entsteht hier ein vielschichtiger Eingangsplatz. Hier kommen nicht nur die verschiedenen Nutzergruppen (Schüler:innen, Lehrer:innen, Eltern, Vereinssportler:innen, Bibliotheksnutzer:innen, Besucher:innen der Cafeteria etc.) zusammen, hier verbinden sich auch die unterschiedlichen Nutzungsebenen zu einem lebendigen Entree. Kreisförmige Öffnungen in dem „Gate“ ermöglichen Blickbeziehungen auf die untere Ebene, sorgen für ausreichend Tageslicht und Niederschlagswasser, auch für die im Bereich der Untergeschossebene geplanten Baumpflanzungen. Anstelle von Geländern laden Bänke mit hohen Lehnen zum Aufenthalt ein.
Mit einer großzügigen am Eisenhutweg andockenden Treppenanlage wird für den Freizeitsport nunmehr von außen eine direkte Zugangsmöglichzeit zu den im Untergeschoss befindlichen Sportanlagen und Umkleiden angeboten. Der Zugang auf die untere Ebene wird durch eine Schiebetoranlage kontrolliert. Treppen, und dies gilt insbesondere für Schulen, werden immer auch als Orte des Aufenthalts und der Kommunikation genutzt. Kombiniert mit Sitzstufen bieten sich den Schüler:innen und Sportler:innen hier vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Im Bereich des Haupteingangs werden insgesamt 240 Fahrradstellplätze angeboten. Weitere 60 der Sekundarstufe zugeordnete Fahrradstellplätze befinden sich längs der Grundstücksgrenze.
Der Zugang zur Grundschule erfolgt über einen separaten Eingang an der Hermann-Dormer-Allee. Auf einen repräsentativen, adressbildenden Eingangsplatz wird hier bewusst verzichtet. Über den zweiten Eingang wird auf kürzestem Weg auch der hier befindliche Müllstandplatz angedient. Zudem dient der Eingang auch als Grundstückszufahrt für die auf der Nordseite des Neubaus erforderliche Feuerwehrtrasse.
Die 90 Fahrradstellplätze für die Grundschüler:innen werden in einer kreisförmigen Anlage angeordnet.
Die erforderlichen sieben PKW-Stellplätze für Menschen mit Mobilitätseinschränkung werden auf eigenem Grundstück im Kreuzungsbereich Eisenhutweg / Hermann-Dormer-Allee verortet. Damit befindet sich der Standort ungefähr in mittiger Lage zu den beiden Schuleingängen. Die Zufahrt erfolgt über eine Gehwegabsenkung an der Hermann-Dormer-Allee. Sämtliche Verkehrsanlagen wie Anlieferung, Feuerwehr, Müllentsorgung und Stellplätze sind in Kombination mit der Nutzung des öffentlichen Straßenlanges vorgesehen.
Das Grundstück wird, ausgenommen des an den Eisenhutweg angrenzenden Eingangsbereiches sowie im Bereich der geplanten Lärmschutzwand entlang des Kleinspielfeldes umlaufend, mit einem 1,40 m hohen Zaun, der partiell durch Heckenpflanzungen ergänzt wird, eingefriedet.

FREIZEIT-UND ERHOLUNGSFLÄCHEN/ SPORTFREIFLÄCHEN

Der Entwurf setzt bei der Entwicklung der Schulfreiflächen auf eine Durchmischung der Funktionen und Raumcharaktere: Freizeit- und Erholungsflächen sowie Sportflächen werden nicht streng voneinander separiert, sondern zueinander in Beziehung gesetzt, im besten Fall „durchmischt“. So wird u.a. sichergestellt, dass ein möglichst großer Anteil der Sport- und Freiflächen von einer „Beschirmung“ durch die vorgeschlagenen Baumhaine und Baumgruppen profitieren. Der z.T. dichte Schatten der Bäume erzeugt eine Art Kühlungsraum. Zudem dienen die Flächen der Baumhaine im Falle besonderer Niederschlagsereignisse als Überflutungsraum.
Die Anforderungen an den Standort des 51 m x 64 m großen Kleinspielfeldes führen dazu, zwecks Vermeidung von Lärmeintrag in den Park sowie Lichtverschmutzung durch die vorgesehene Trainingsbeleuchtung, das Spielfeld an der östlichen Grundstücksgrenze, nahezu mittig in Nord-Süd-Richtung in der Grundstücksfreifläche zu positionieren. Mit der Verortung des Spielfeldes erfolgt eine gewichtige Setzung für die Gliederung des Freiraumes.
Als weiteres den Raum gliederndes und Wetterschutz bietendes Objekt wird ein ca. 30 qm großer Außengeräteraum in Kombination mit einem überdachten Sitzplatz auf der Nordseite des Mehrzweckspielfeldes angeboten. Zudem schlagen wir hier die Integration eines Waschbeckens sowie ggf. einer Außentoilette vor. Dies erfolgt u.a. auch vor dem Hintergrund der großen Distanz zwischen Kleinspielfeld und Umkleide- bzw. Waschräumen. Der lange Weg zwischen Sportumkleiden und außen liegendem Kleinspielfeld wurde im Rahmen des Bieterdialogs kritisch beurteilt. Der Wunsch nach einer direkteren Anbindung ließ sich grundrisstechnisch jedoch leider nicht umsetzen ohne andere Raumzusammenhänge zu beeinträchtigen. Stattdessen wurde die Kritik an der Lage des Schulgartens als Chance genutzt, die Wegeverbindung zwischen dem Umkleiden und den Sportfreiflächen im Sinne eines „Aufwärmpfades“ zu gestalten und neben diversen „Trimm Dich Angeboten“ hier auch die 400 qm große Gymnastikwiese neu zu verorten. Der Entwurf bietet ausreichend Platz und Anlass Bewegung, Sport und Spiel in das alltägliche Schulleben einzubinden.
Das Mehrzweckspielfeld wird als Sport- sowie gleichermaßen als Teil der Freizeit- und Erholungsflächen angesehen. Mit der vorgesehenen Asphaltoberfläche ist die Fläche vielfältig nutzbar: als Sportfreifläche, als Spiel- und Malfläche oder als Veranstaltungsfläche z.B. für Schulfeste.
Freizeit und Erholungsflächen sind grundsätzlich allen Altersgruppen gleichermaßen zugänglich. Nichtsdestotrotz gibt es je nach Altersgruppe unterschiedliche Angebote und Zuordnungen. Neben den Freizeitflächen in denen die Schüler:innen mit speziellen Angeboten wie Tischtennisplatten in verschiedenen Varianten, Trampolin oder Kletternetz zur sportiven Bewegung eingeladen werden, werden auch großzügige naturnahe gestaltete, nutzungsoffene Erholungsflächen angeboten. Hier kann auch einfach mal gefaulenzt werden.
Aus der Gebäude- und Grundrissstruktur heraus ergibt sich eine enge Verzahnung von Innen- und Außenraum. Überdachte, offene Freibereiche stärken den Eindruck fließender Übergänge. Neben den Freiräumen die sich auf der Erdgeschossebene bis in die Tiefe des Gebäudes hineinentwickeln, bietet auch die Dachebene über dem 1. OG einen engen Dialog zwischen Innen- und Außenraum. Vier rund 370 qm große Gartenhöfe laden zur Nutzung als „Grüne Klassenzimmer“ oder kontemplative Rückzugsorte ein.

GRÜNE LERNORTE

Mit den beiden Schulgartenanlagen im nördlichen Grundstücksbereich nahe des Landschaftsparks Johannisthal wird der heutigen gesellschaftlichen Bedeutung von gesunder Ernährung und gärtnerischer Arbeit entsprochen und ein ‚Grüner Lernort‘ geschaffen. Neben gärtnerisch angelegten Flächen (Urban Gardening) werden auch Lernbereiche und Flächen für den Aufenthalt (Rückzugsorte) in den Schulgarten integriert. So wird der Schulgarten zu einem lebendigen Aufenthaltsort. Im Gemüsegarten können die Pflanzenarten und ihre Lebenszyklen kennengelernt sowie verschiedene Anbaumethoden (Mischkultur, Fruchtfolge, Permakultur usw.) erprobt werden. Ein Wiesengarten mit Bienenhaus verdeutlicht die Verbindung von belebter und unbelebter Natur und zeigt die Qualität von Wildkräutern und -pflanzen auf. Ergänzt werden die Gärten mit verschiedenen Obst- und Nussbäumen, z.B. Kirschen, Äpfeln und Birnen sowie Walnuss und Hasel (Prunus, Malus, Pyrus in Sorten).
Neben dem Schulgarten stellen auch die Freiräume unmittelbar am und im Gebäude ‚Grüne Lernorte‘ dar. Als „Grüne Klassenzimmer“ stehen drei der im Obergeschoss des Schulgebäudes liegenden Dachflächen zur Verfügung. Hier können die Klassen während des Unterrichts zur offenen Lehre zusammenkommen. Ebenso können die Schüler:innen sie auch als freie Lernorte aufsuchen. Eine entsprechender Möbelausstattung sowie eine qualitätvolle, zurückhaltende Grüngestaltung bildet den Rahmen der grünen Klassenzimmer. Auch die restlichen Dachflächen bieten Raum zum selbstständigen Lernen.
Eine besondere Rolle kommt den beiden innen liegenden Höfen im Erdgeschoss des Schulgebäudes zu: dem Musik- und Kunsthof. Sie sind eng mit den ihnen umgebenen Räumen verknüpft und lassen den musischen Geist nach außen treten. Der Kunsthof bietet sich als Ausstellungsraum und Präsentationsfläche an. Kreisförmige Hochbeete mit abwechslungsreicher Staudenbepflanzung bilden einen Rundgang; Stelen mit Drahtschnüren dienen als Plattform zur Präsentation von Kunstwerken.
Der Musik- bzw. Klanghof bietet mit seiner kreisförmigen Fläche und der unterbrochenen Rundbank Raum für Übungen und Vorführungen von Chor und Gesangsgruppen.
Als weiteren ‚Grünen Lernort‘ gibt es die Außenflächen der Lernwerkstatt und des Schülerlabors mit Tischen und Bänken, welche zur Außenlehre einladen.

VEGETATION

Bei den großflächigen Baum- und Strauchpflanzungen wird fast ausschließlich mit heimischen Gehölzen wie Stieleiche, Feldahorn, Hainbuche, Kornelkirsche, Haselnuss etc. gearbeitet. Im Bereich des Schulgartens werden zudem verschiedene Sorten Nutzobst gepflanzt.
Als großkronige Bäume werden Ulme Resista (Ulmus resista ‚Rebona‘), Schwedische Mehlbeere (Sorbus intermedia ‚Brouwers‘) und Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia) verwandt. Als mittelgroßkronige Bäume: Feldahorn (Acer campestre ‚Elsrijk‘), Rot-Ahorn (Acer freemanii ‚Autumn Blaze‘), Scharlachahorn (Acer rubrum ‚Red Sunset‘), Zitterpappel /Espe (Populus tremula). Als klein- bzw. schmalkronige Bäume: Blasenbaum (Koelreuteria paniculata), Thüringische Säulenmehlbeere (Sorbus thuringiata ‚Fastigiata‘), Weiße Maulbeere (Morus alba), Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii ‚Robin Hill‘) sowie diverse Obstbäume in Sorten und Nussbäume.
Über das Areal verteilen sich locker Orte Intensiven Grüns. Diese kreisförmigen Inseln und Oasen bieten sinnliche Naturerfahrungen über Stauden, Gräsern und Sträucher mit unterschiedlichen jahreszeitlichen Aspekten und haben verschiedene Ausgestaltung: z.B. das Beet mit Duftkräutern und Gräsern, die Pflanzung mit Hartriegelbüschen und Weidentipi, das kleine Labyrinth mit Blühhecken; die Grünen Klassenzimmer und Höfe oder die an eine Weichholzaue erinnernde Retentionsfläche am Eisenhutweg mit Fettwiese und Espe. „...und vorher wuchsen hier nur Maulbeerbäumchen.“ Um 1750 ließ Friedrich der Große zur Förderung der Seidenproduktion am Adlergestell eine ca. 3000 Maulbeerbäume umfassende Plantage anlegen. Als Referenz an die Geschichte des Ortes schlagen wir im Bereich der geschützten Gartenhöfe die Pflanzung einzelner Maulbeerbäume (Morus alba) vor.

MATERIALIEN

Dem Nutzungsgrad entsprechend werden verschiedene Oberflächenbeläge verwendet: EPDM-Belag auf dem großen Spielfeld, auf dem Mehrzweckspielfeld Gussasphalt mit Farbauftrag, auf den befahrbaren Hauptwegen durchlässiges Betonpflaster, auf den sonstigen Flächen wassergebundene Wegedecke und Schotterrasen sowie Rasen. Die Landungsbrücke wird aus Betonfertigteilen hergestellt. Analog dazu werden die unter der Brücke nicht bewitterten Flächen als Ortbetonflächen hergestellt. Die terrassierten Sitzflächen werden teilweise als Rasenstufen angelegt, teilweise werden Holzdecks aus Robinie oder Douglasie eingelegt.
Wiederkehrendes in der Bodengestaltung ist die Kreisfigur als Trittplatte, eine Markierung, welche die Freiräume vernetzt. Das Motiv der Kreisflächen und Ringe wird auch auf den rund 2.800qm großen Pausenhof angrenzenden Eingangsbereich übertragen. Die eingelegten kreisförmigen Trittplatten ermöglichen die Ausgestaltung fließender Übergänge zwischen befestigten und unbefestigten Flächen, sie federn an stark frequentierten Laufbereichen den großen Nutzungsdruck ab. Im Bereich von Freizeitnutzungen werden die erforderlichen Fallschutzbereiche mit Fallschutzsand oder Hackholzschnitzel ausgelegt.
So ergibt sich aus mineralischen und vegetativen Flächen ein Gewebe und ermöglicht die Verflechtung verschiedenster Raumsituationen und Nutzungsangebote.
An der Ostseite des Kleinspielfelds ist eine mit Kletterpflanzen berankte Lärmschutzwand aus Holzspannbetonelementen eingeplant.

REGENWASSERMANAGEMENT

Nicht zuletzt durch die immer stärker werdenden Klimaveränderungen wird der bewusste offensive Umgang mit dem innerstädtisch anfallenden Oberflächenwasser immer wichtiger. Ein Großteil des auf dem Grundstück anfallenden Regenwassers soll deshalb aufgefangen, zur Luftbefeuchtung und Gartenbewässerung verwendet und Überschüsse verdunstet bzw. versickert werden. Ein Teil des Regenwassers wird in einem unterirdischen Tank gesammelt und steht über ein einfaches, mittels Tauchpumpe betriebenes Rohrsystem zur Bewässerung der Pflanz- und Rasenflächen besonders in den trockenen Sommermonaten zur Verfügung. In Trockenzeiten könnte der Tank durch einen Tiefenbrunnen nachgespeist werden.
Das Regenwasser der Dachflächen mit intensiver Begrünung wird in Dränmatten aufgenommen, gespeichert und bei Erreichen der Einstauhöhe zeitverzögert nach dem Regenereignis in die Rigolen bzw. ins Kanalnetz eingeleitet. Gleichzeitig wirkt sich das in den Dränmatten zurückgehaltene Wasser positiv auf die Bepflanzung aus.
Über das gesamte Gelände verteilt sind mehrere Rasenmulden mit kurzzeitiger oberirdischer Speicherung des Regenwassers möglich. Die Mulden werden zwischen 20-30 cm tief und mit einer mindestens 30 cm starken bewachsenen Oberbodenschicht angelegt.
Am topographischen Tiefpunkt des Schulgeländes am Eisenhutweg, beidseitig des „Gates“, befinden sich zwei größere Verdunstungs- bzw. Versickerungsmulden. Die Lage und Bemessung der ggf. zusätzlich erforderlichen einzelnen unterirdischen Rigole(n) wird u.a. in Abhängigkeit von den Ergebnissen des Bodengutachtens festgelegt.