Architektur:
Gina Barcelona International Architects Group A.I.E.
SHA Scheffler Helbich Architekten GmbH
Landschaftsarchitektur:
Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH
Architektur:
Gina Barcelona International Architects Group A.I.E.
SHA Scheffler Helbich Architekten GmbH
Landschaftsarchitektur:
Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH
Das Gymnasium in der Rhenaniastraße ist ein wichtiger Baustein in dem neu entstehenden Stadtquartier Wasserstadt-Oberhavel. Aus diesem Grund hat das Gebäude nicht nur eine funktionale Bildungsfunktion, sondern leistet auch seinen Beitrag zur formalen und nachhaltigen Entwicklung des gesamten Stadtentwicklungsgebiets.
Der funktional optimierte und äußerst kompakte Baukörper der neuen Schule ist zugleich als grünes Gebäude nachhaltig ausgelegt. Eine Holzbauweise mit hohem Standardisierungs- und Vorfertigungsgrad ermöglicht die Optimierung des Bauprozesses und reduziert signifikant den CO2-Fußabdruck. Zusätzliche Maßnahmen, wie Regenwassernutzung zur Bewässerung der Fassadenbegrünung und Freianlagen sowie Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung, tragen zur Nachhaltigkeit des Gebäudes bei.
Die neue Schule entsteht an der Schnittstelle des neuen Stadtquartiers, das geprägt ist durch homogene, urbane Wohnbebauung im Westen, und der kleinteiligen, heterogenen Bestandsbebauung im Osten. Das Gebäude bildet den östlichen Abschluss der Wohnbebauung entlang der Rhenaniastraße und leitet mit seinem deutlichen Rücksprung von der Straßenflucht in den locker bebauten, grüneren östlichen Bereich über. Die Kompaktheit des Baukörpers lichtet sich in den oberen Geschossen und vermittelt so ebenfalls zwischen den urbanen und suburbanen Strukturen im direkten Umfeld.
Die Fassaden reagieren je nach Ausrichtung und Funktion auf die Umgebung. Während die Fassade zur Rhenaniastraße einen eher urbanen Charakter hat, zeigen sich die übrigen Fassaden mit den feingliederigen und begrünten Balkonzonen im Bereich der Unterrichtsräume, die zugleich als Erschließung und Rettungsweg dienen, transparent und vielschichtig. Die unterschiedlichen Funktionen und Bereiche des Gebäudes sind somit auch von außen ablesbar.
Im Erdgeschoss befinden sich die öffentlichen und gemeinschaftlichen Bereiche, die im Wesentlichen aus zwei Teilen bestehen. Zum einen der schulische Teil mit Mensa, Multifunktionsraum, Musikräumen und Verwaltung, und zum anderen der Sportbereich mit der Dreifeldhalle.
In den oberen Geschossen nimmt die Öffentlichkeit ab und die Nutzergruppenspezifität zu. Im ersten Obergeschoss befinden sich die von allen Schülern genutzten Fachräume und die Bibliothek. Das zweite und dritte Obergeschoss sind den Kompartments mit den allgemeinen Unterrichtsräumen vorbehalten.
Die Sporthalle ist als zweigeschossiges Volumen in den Baukörper integriert. Im Erdgeschoss sind neben dem Dreifachfeld die Geräte- und Lagerräume angeordnet.
Die Umkleide-, WC- und Duschbereiche befinden sich über ein separates Treppenhaus und Aufzug barrierefrei erschlossen im ersten Obergeschoss. Der Erschließungsgang dient zugleich als Galerie für Zuschauer und bietet einen Einblick in die Sporthalle.
Die Sporthalle ist auf beiden Ebenen direkt mit den Flächen der Schule verbunden und somit optimal für die Schulsportnutzung angebunden. Gleichermaßen ist ein unabhängiger Betrieb außerhalb der Schulzeiten für externe Nutzer gewährleistet.
Die Gemeinschaftsbereiche im Erdgeschoss, wie Mensa und Multifunktionsraum, öffnen sich nach Süden zum grünen Freibereich des Schulhofs. Entsprechend gestaltete Außenbereiche mit hoher Aufenthaltsqualität erweitern diese Räume bei schönem Wetter bis nach außen.
Im ersten Obergeschoss befinden sich sämtliche jahrgangsübergreifenden Fachräume sowie zentral angeordnet die Bibliothek, die somit zu einem weiteren wichtigen Treff- und Kommunikationsort für die Schulgemeinschaft wird.
Die drei Kompartments jeder Ebene haben ihre Adressen an dem kompakten, aber gleichermaßen großzügigen zentralen Erschließungskern. Durch die Konzentrierung der Haupterschließung entsteht eine nach Norden geöffnete Aufenthalts- und Kommunikationszone, die neben einer Reduzierung der Verkehrsfläche bestmögliche Orientierung innerhalb des Gebäudes und einen direkten Bezug zum Außenraum bietet.
Alle Klassenräume befinden sich in Kompartments organisiert im zweiten und dritten Obergeschoss. Die allgemeinen Unterrichtsräume sind von der Rhenaniastraße im Norden abgewandt orientiert, so dass eine natürliche Belüftung ohne Lärmbeeinträchtigung ermöglicht ist. Die Lernbereiche gruppieren sich um die Kompartment-Foren als Herz und Zentrum jeder Einheit. Alle Foren sind großzügig belichtet und haben – genau wie die Klassenräume - einen direkten Austritt ins Freie auf einen vorgelagerten Balkon oder Dachterrasse. Über diese Balkonzone und die integrierten Treppen werden die Rettungswege aus allen Bereichen der Obergeschosse sichergestellt.
Die Dachflächen über dem ersten Obergeschoss bieten sowohl die Möglichkeit als grüne Klassenzimmer den Unterricht unmittelbar ins Freie verlegen zu können als auch ein zusätzliches Angebot für geschützte Freibereiche zum Aufenthalt in unmittelbarer Nähe zu den Klassenräumen.
Die funktionale Optimierung sowie die Integration der Sporthalle in das Gebäudevolumen resultieren in einer maximalen Kompaktheit des Baukörpers. Darüber hinaus ermöglicht die kompakte Funktionsanordnung eine optimale Orientierung und Barrierefreiheit innerhalb des Gebäudes.
Als Baustoffe kommen hauptsächlich nachwachsende und ressourcenschonende Materialien zum Einsatz. Die Primärkonstruktion in Holzskelettbauweise mit Holz-Beton-Verbunddecken ermöglicht nicht nur eine wirtschaftliche Errichtung des Gebäudes, sondern reduziert Signifikant den CO2-Fußabdruck im Vergleich zu einer massiven Konstruktionsart.
Auch für den Ausbau werden möglichst natürliche Baustoffe verwendet, die zum einen nachhaltig sind und zum anderen zu einer behaglichen und angenehmen Aufenthaltsqualität beitragen.
Alle Flachdächer werden im Sinne der fünften Fassade begrünt bzw. im Bereich der Dachterrassen gärtnerisch gestaltet. Dies trägt sowohl zur Drosselung des Regenwasserabflusses als auch der Reduzierung der Oberflächentemperatur und Verbesserung des Mikroklimas bei. Geeignete Blühpflanzungen fördern zudem die Biodiversität. Die bodenständige Fassadenbegrünung trägt ebenfalls zur mikroklimatischen Behaglichkeit, Verschattung und allgemeinen Aufenthaltsqualität bei.
Zusätzlich zur Begrünung werden die Dachflächen mit Photovoltaik zur Stromerzeugung belegt. Mit diesem Strom können die Wärmepumpenanlagen für die Gebäudetemperierung betrieben werden. Solarthermie-Elemente unterstützen die Warmwasserbereitung für die Duschbereiche der Sporthalle.
Vorgesehen ist eine weitestgehend natürliche Belüftung, die auch zur Nachtauskühlung genutzt werden kann. Alle mechanisch belüfteten Bereiche werden mit energieeffizienten Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung versehen.
Eine Zertifizierung im BNB-Standard Silber oder höher erscheint mit vorliegendem Konzept äußerst realistisch.
An den Rändern des Schulgeländes wird ein durchgängiger grüner Rahmen mit der Pflanzung heimischer Bäume geschaffen. Im Zentrum des Schulgeländes befindet sich das kompakte Schulgebäude mit einem großzügigen Schulpark, der vielfältige Nutzungsmöglichkeiten bietet. Durch den Erhalt der Bestandsgehölze wird eine baumgeprägte und parkartige Atmosphäre erzeugt, die sich bis zum öffentlichen Park im Westen durchzieht. Außer der Unterrichtszeit stehen der Schulpark und die Sportanlagen für die Anwohner zur Verfügung.
Der grüne Rahmen im Süden des Schulgeländes entwickelt sich aus den dichten Bestandsgehölzen mit Ergänzung standortgerechter Gehölze und biodiverser Pflanzungen, in dem ein Lernpfad mit Lernstationen für Naturbeobachtung und Wissensvermittlung vorgesehen wird.
Der mittlere Bereich des Schulparks wird gegliedert, um darin unterschiedliche Freizeitangebote, Open-Air-Lernflächen und Sportangebote zu integrieren. Weitere kleine Sport- und Spielgeräte werden im gesamten Schulpark verteilt. Der neue Schulgarten mit vielfältigen Möglichkeiten wird nördlich vor dem Schulgebäude platziert.
Die Dächer werden als Retentionsflächen ausgebildet, wo das Regenwasser gesammelt und zur Bewässerung eingesetzt werden kann. Die Oberflächen der befestigten Flächen der Freianlagen werden so geneigt, dass das Regenwasser in die umgrenzende Grünfläche geleitet wird. Die leicht abgesenkten Wiesen als Versickerungsmulden übernehmen die Funktion der Versickerung im Fall des Starkregenereignisses. An den Rändern der Versickerungsmulden werden zusätzliche Pflanzbeete als Verdunstungsflächen angelegt. Für die Fahrrad-Stellplätze am Haupteingang werden Rasengitterplatten verwendet, um die Versickerung des Oberflächenwassers zu ermöglichen.