Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag
Zusammenfassung
Das neue Gymnasium in der Rhenaniastraße fügt sich gut in sein städtebauliches Umfeld ein, denn der dreigeschossige Baukörper reagiert auf den Maßstab der umgebenden Bebauung. Durch Einschnitte gegliedert, erscheint die erhebliche Baumasse zierlich und entspricht in etwa der Volumetrie der Bebauung an der Rhenaniastraße. Lediglich die Sporthalle überragt das Grundvolumen (auf Grund der lichten Höhe) und signalisiert so die Bedeutung der Schule als Quartierstreffpunkt.
Der Entwurf sieht eine sehr kompakte, klar gegliederte Gebäudestruktur vor, die einen Großteil des Grundstücks unbebaut lässt und somit auf der Südseite des Hauses einen großzügigen Schulgarten möglich macht. Durch die Kompaktheit entsteht einerseits eine Schule mit kurzen Wegen und viel Kommunikationspotential andererseits eröffnet sich die Möglichkeit – trotz der Modularität und Übersichtlichkeit der Klassenstruktur – vielfältige und interessante Räume auszubilden.
Das Gebäude ist als Demonstrationsobjekt konzipiert, das den Schülern die praktische Erfahrung eines nach Nachhaltigkeits- Gesichtspunkten geplanten Schulhauses bietet. Die Stichpunkte dazu sind: ein geringer Grad von Versiegelung, Begrünung aller Dächer, ein günstiges A/V Verhältnis, sinnvolles Verhältnis von transparenten und opaken Fassadenelementen, Hochisolierte Außenhaut mit Einsatz von festem und flexiblem Sonnenschutz; Sparsame TGA, Einsatz von CO2-freundlichen, nachwachsenden oder recyclefähigen Baustoffen, offene Konstruktionsart mit hohem Grad an Flexibilität sowie Ernte und Nutzung von erneuerbaren Energien.
Städtebauliche Einbindung
Nähert man sich dem neuen Gymnasium zu Fuß oder mit dem Fahrrad von der Rhenaniastraße, fällt direkt neben dem Haupteingang die große „Quartiersterrasse“ auf. Unter der 8m auskragenden Sporthalle befindet sich hier eine Treppen- bzw. Rampenanlage sowie eine großzügige Terrasse, die eine Verbindung zu dem Niveau von ca. 1,40m über der Straße herstellen, auf dem die Aula und die Mensa der Schule liegen. Der Bereich der Loggia bietet den täglichen Ankunfts- und Abschiedsraum für die Schüler, den Ort, an dem man noch ein paar Worte wechselt, wo man gemeinsam auf den Sitzstufen miteinander (und mit der Welt) kommuniziert. Die überdachte Terrasse ermöglicht einen (vor Regen und vor Sonne) geschützten Außenbereich für das tägliche Mittagessen, die Rampen und Treppenanlage sorgt für den direkten großzügigen Zugang zur Aula für entsprechende Veranstaltungen, und dient als Tribüne für die klassischen Fotoaufnahmen der Abiturientenjahrgänge.
Unter der Terrasse – mit Zugang von der Rhenaniastraße – liegen überdachte Fahrradstellplätze. Direkt neben der Terrasse ebenfalls an der Rhenaniastraße steht ein direkter Zugang zur Sporthalle im 2. OG für die Öffentlichkeit zur Verfügung. An der Westgrenze des Grundstücks ist die Lieferzufahrt für die Küche verortet. Auf der Südseite der Schule befindet sich ein sehr schöner, baumbestandener Park, der sich ideal als Erweiterung der Innenräume anbietet. Eine große Freitreppe verbindet jede Etage direkt mit diesem Gartenbereich.
Landschaft
Landschaftsarchitektonisch-freiraumplanerisches Konzept
Der Außenraum des neuen Gymnasiums wird als fließende Parklandschaft zur Einbindung des Umgebungsgrüns vom Hohenzollernkanal bis zur Havel hin verstanden. Durch die Bildung von Sichtachsen werden wechselseitige Bezüge hergestellt und eine identitätsstiftende Adressbildung geschaffen. Die begrünten Dachebenen und Innenhöfe bindet sich in den Landschaftsraum ein, so dass ganz selbstverständlich ein Dialog zwischen Architektur und dem landschaftlichen Kontext entsteht. Durch die Verzahnung von Innenraum und den korrespondierenden Außenräumen wird durch die großzügigen Blick- und Wegebeziehungen ein ganzheitlich anmutendes Ensemble geschaffen.
Funktionale Bereiche
Ein großzügiger barrierefreier Entréebereich am Haupteingang schafft eine barrierefreie, übersichtliche Eingangssituation an der Rhenaniastraße, und einen Ort des Treffens und Sammelns. Die neue Quartiersterrasse, als adressbildendes Element des neuen Schulgebäudes bietet überdachte Sitzstufen und ermöglicht gleichzeitig witterungsgeschützt die Unterbringung von 125 Fahrräder im Souterrain. Des Weiteren werden jeweils 50 Fahrradabstellplätze eingangsbezogen am südlichen sowie westlich Zugang der Schulhoffläche verortet. Der Nachweis dreier barrierefreier PKW-Stellplätze wird an der nordöstlichen Grundstücksecke erbracht. Die gering frequentierte Andienung des Küchenbereiches/Mensa erfolgt an der nordwestlichen Grundstücksecke.
Der Gebäudeorganisation folgend werden der Sekundarstufe I und II korrespondierende Freiflächen mit einem altersspezifischen Nutzungsangebot zugeordnet. In der Schnittstelle entwickeln sich altersübergreifende Angebote als Begegnungsorte, Orte des Austausches mit informalen Spielangeboten und Lerninseln (Outdoor-Learning-Spaces).
Im Übergang zur öffentlichen Grün- und Freifläche des B-Plans 5-98 werden die geforderten Freizeitflächen angeordnet, um die Verzahnung des Pausenhofbereiches als Parklandschaft mit waldartigen Lichtungen, Wiesen und Rasenflächen weiter zu entwickeln. Im Sinne von Spiel- und Bewegungsarealen finden sich hier eine vielfältige Bewegungslandschaft als Parcours- und Calisthenics Anlage, die geforderte Bolzfläche, Streetball Körbe sowie Tischtennisplatten.
Neben den eingebundenen intensiven Spiel- und Bewegungsangeboten gibt es extensive ruhige Erholungsflächen mit Rückzugsmöglichkeiten innerhalb der naturnah gestalteten Bereiche, die gemäß B-Plan der Pflanzbindung unterliegen. Im Gegenüber zum Schulgebäude bildet das grüne Klassenzimmer mit multifunktionalem Holzdeck einen besonderen Ort des jahrgangsübergreifenden Zusammenkommens und Austausches. In Ergänzung finden sich hier Sitz- und Liegepodeste beidseitig zur südlichen Erschließungsachse. Daran anschließend befindet sich der mit Hecken eingefriedete Schulgarten, mit ebenerdigen Beet- und Hochbeet Flächen sowie kleinem Gerätehaus. Aufgrund der begrenzten Grundstücksfläche sowie der Priorisierung des
Baumschutzes wird als Außensportfläche ein Kleinspielfeld mit den Abmaßen von 47x 29m berücksichtigt. Durch die Verortung an der südlichen Flurstücksgrenze besteht die Möglichkeit zur Öffnung des Spielfeldes außerhalb der Schulzeiten über einen zusätzlichen separaten Zugang. Die ebenfalls nachzuweisende Gymnastikwiese von 400m² befindet sich auf der Dachebene. Weiterhin findet sich hier eine ergänzendes Kleinspielfeld welches das Sportangebot im Rahmen der schulischen Nutzung ergänzt.
Nachhaltigkeitskonzept Baumbestand /Regenwasser /Dachbegrünung
Bestandswahrend erfolgen in Bezug auf die funktionalen Anforderungen behutsame Eingriffe in die bestehende Vegetation. Der vorhandene Baumbestand bleibt weitestgehend erhalten und wird durch eine dem Standort typische Pflanzengesellschaft, ergänzt und weiterentwickelt.
Die jahreszeitlichen Aspekte in Blüte- und Fruchtbildung sowie in Herbstfärbung und Habitus der Gehölze finden ebenso Berücksichtigung wie die Vielfältigkeit aus heimischen und nicht-heimischen Arten zur Steigerung der Resilienz und Biodiversität.
Anfallendes Niederschlagswasser wird zur Verbesserung des Mikroklimas in die angrenzenden Vegetationsflächen zur Versickerung gebracht. Durch die Verdunstung (Evapotranspiration) kann dadurch die sommerliche Aufheizung gemindert werden. Es entstehen unterschiedliche Vegetationsstandorte (trockene bis wechselfeuchte Standorte), die als naturnaher Anschauungsraum für die biologische Betrachtung und Lehre erfahrbar sind.
Im Bereich der Dachbegrünungen werden für die extensiven Bereiche artenreiche Kräuter- und Sedum-Pflanzungen vorgeschlagen, für die intensiv begrünten Bereiche sind strukturreiche Driftpflanzungen aus Gräsern, Stauden und Kleinsträuchern vorgesehen. Diese dienen mit ihrem breitgestreckten Blütenflor als wichtige Nahrungs- Futter- und Trachtpflanzen für Insekten. Das nachhaltige vegetative Konzept verfolgt auch einen pädagogischen Ansatz als naturnaher Anschauungs- und Erlebnisraum und lässt sich in Verbindung mit Hochbeeten zu einem Schulgarten für Pflanzenkunde und -beobachtungen, je nach Betreuungskapazitäten, individuell weiterentwickeln. Vorstellbar sind hier auch Projekte wie Essbare Landschaften.
Materialkonzept
Für die befestigten Flächen werden hochwertige Werksteine vorgeschlagen. Zur Verminderung der Abflussbeiwerte und Erhöhung der Versickerungsleistung wird weitestgehend eine ungebundene Bauweise vorgeschlagen. Die Nebenflächen u.a. Fahrradabstellanlagen und teilweise in den Übergangsbereichen der Vegetationsflächen sind mit einem Rasenfugenpflaster geplant. Die Flächen der Naturerlebnisräume sind über Wege mit wassergebundener Deckschicht angebunden.
Gebäudekonzept
Der kompakte, in seinen Maximalausdehnungen quadratische Baukörper gliedert sich in vier „Häuser“, die um einen grünen Innenhof gruppiert sind, der als zentraler Raum ein „fünftes Haus“ bildet, das sich nach Süden zum Park hin öffnet:
Im Nordwesten steht das Haus 1 der Dreifachsporthalle (mit 7m LRH zweigeschossig), welche über dem darunter liegenden transparenten Mehrzweckbereich (mit 4m LRH anderthalbgeschossig) schwebt. Dieser gliedert sich in Aula und Mensa und befindet sich – leicht über Geländeniveau angehoben (1,40m) – auf einem Sockel aus Technik- und Nebenräumen (mit 2,5m LRH leicht gegenüber dem Geländeniveau abgesenkt). Mit diesem Haus repräsentiert sich die Schule an der Rhenaniastraße, nicht nur ihren Schülern gegenüber, sondern dem ganzen Quartier, das hier – in dem unabhängig nutzbaren Haus im Haus - einen Ort der Begegnung für Veranstaltungen (Aula), Gastronomie (Mensa) und Sport (Dreifachsporthalle mit Multifunktionsbereich und Grün-/Sport- und Erholungs-Dachlandschaft mit Blick auf die Havel) findet. Die Quartiersterrasse vor dem Aula-Mensa-Doppelsaal fungiert hier -geschützt von Sonne und Niederschlag- neben dem Haupteingang quasi als offenes Foyer. Schon dieses erste Haus (von insgesamt vier bzw. fünf Häusern) repräsentiert den Anspruch der Schule, wegweisend im
Umgang mit Ressourcen und Energieeinsparung bzw. sein. Das Shed-Dach der Dreifach-Sporthalle bietet - als höchster Punkt des Gebäudes -von der Nachbarbebauung unverschattet- mit seiner Orientierung nach SSW über 1.000 qm Grundfläche für Photovoltaik-Paneele die zur Deckung des Strombedarfs der Schule beitragen werden.
Das Haus 2 im Nordosten rahmt den Haupteingang in die Schule an der Rhenaniastraße. Hier sind alle Verwaltungsfunktionen (EG) und die gemeinsam genutzten Fachbereichsräume, die Bibliothek und die Lernwerkstatt (1.-2.OG) beherbergt. Man passiert den in doppelter Geschosshöhe eingeschnittenen und geschützten äußeren Entrée-Bereichs, an dem auch die Pförtnerloge mit den dahinter liegenden Hausmeister- und Wirtschaftsräumen liegt und betritt das zweigeschossige Foyer. Hier fällt bereits die Lernwerkstatt, die Bibliothek und der Fachbereich Kunst im 1.OG ins Auge. Vor allem öffnet sich aber in diagonaler Sichtachse der Blick in den grünen Park hinein. Im Hof (dem 5. Haus) erschließt sich der Blick auf die dort zentral befindlichen, diagonal gegenüber liegenden, großzügigen Treppen, die in die oberen Geschosse und bis auf die Dachlandschaft hinauf führen. Im 2.OG +7,0m OKF befindet sich der Fachbereich Naturwissenschaften (FB-NW).
Zwei der insgesamt vier Häuser sind nach Südosten und Südwesten orientiert: Hier befinden sich alle Klassenräume der Jahrgänge 7.-12., organisiert nach dem Prinzip der Compartment-Schule. Insgesamt 6 Compartments liegen in den Häusern 3 und 4. Sie sind über eine große kaskadenartige Außentreppe und breite Stege, die über das in den Innenhof fließende Grün spannen, miteinander verbunden sind: vier Compartments für die Sekundarstufe I (7.-10. Kl.) im EG und 1.OG, und zwei für die Sekundarstufe II (11.-12. Kl.) im 2.OG und damit bereits obersten Geschoss des durchweg nur 3-geschossigen Gebäudes. Die einzelnen Compartments sind um ein zentrales L-förmiges Forum herum organisiert. Dieses Forum öffnet sich mit seinen beiden “Schenkeln” – und großzügigen Verglasungen - auf der einen Seite zu einem der in die quadratische Grundgebäudevolumetrie eingeschnittenen Pocket-Gärten, auf der anderen Seite zum dem oben beschriebenen nach innen fließenden Grünraum und der Kaskaden-Außentreppe. Der kommunikative, von unterschiedlichen ineinander fließenden Raumzonen geprägte Innenraum des Forums setzt sich nach außen auf teilweise überdeckte Loggien teilweise offene Balkon- bzw. Laubengangartigen Außenbereichen fort. Ebenfalls L- förmig sind dann am Gebäude-Außenperimeter die Klassen- und Teilungsräume angeordnet. An der Längsseite in alternierender Reihenfolge je zwei Klassen- und zwei kleinen Teilungsräume, an der Schmalseite zwei Klassenräume mit einem dazwischen liegenden großen Teilungsraum, der das zentrale Forum quasi verlängert. Eingeschlossen von den
einzelnen “L”s aus Foren und Unterrichtsräumen auf der einen Seite liegen zum zentralen Innenhof hin orientierte Blöcke für alle weiteren Compartment-Räume (Lehrmittel-archiv, Kopierraum, Pflege-/ Ruheraum, Garderobe, WCs etc.). Dabei lassen sich vom Pivot point (im Innenwinkel des “L”) angeordneten Team-Raum nicht nur alle Klassen- bzw. Teilungsräume und das Forum überblicken, sondern auch die sich darüber hinaus fortsetzenden Außenbereiche.
Der Teamraum selbst hat ebenso Innen- wie Außenraumbezug. Direkt mit internen Verbindungstüren an den Teamraum (mit Schrank-Teeküche) anschließend befinden sich die Lehrkräfte-WCs, der Pflegeraum inklusive Behinderten-WC /-Dusche auf der einen Seite (Zugänglichkeit auch vom Ring-Gang um den zentralen Innenhof) und der direkte Zugang zum Lehrmittel Archiv und Kopierraum auf der anderen Seite (Zugänglichkeit auch vom Forum).
Die Compartments werden durch die dienenden” Räumen hindurch - von den verglasten Ring-Gang des zentralen Innenhof erschlossen und sind damit nicht nur erschließungstechnisch, sondern auch brandschutz- und klimatechnisch separiert.
Brandschutz
Das Schulgebäude lässt sich - insbesondere wegen seiner insgesamt geringen Höhe (OKF </= 7m) und seiner Unterteilung in durch die Feuerwehr beherrschbare Brandbekämpfungsabschnitte (max. 800 qm) in die Gebäudeklasse III einordnen. Die Dusch- und Umkleideräume der Sporthalle auf der Galerieebene OKF + 10,50m werden im Sinne der Bauordnung nicht für die Gebäudeklassifizierung maßgebend, da nur zum vorübergehen Aufenthalt bestimmt.
Die Dreifach-Sporthalle mit rund 1.000 qm wird - unter Annahme eines potentiellen gleichzei-tigen Aufenthalts von > 200 Pers. – als Versammlungsstätte eingestuft. Der darunter liegende Mehrzweckbereich – der Doppelsaal aus Aula und Mensa - verfügt erdgeschossig direkt über unabhängige Rettungswege ins Freie. Damit sind die baulichen und anlagentechnischen Brandschutzanforderungen für das Schulgebäude signifikant und kostensparend beschränkt, und zwar auf: Ausführung aller tragenden und/oder raumabschließenden Bauteile als maximal feuerhemmend (R)EI 30), den Einbau einer Alarmierungsanlage nach EN 50849 (keine BMA nach VDE 0833-4) und übliche Sicherheitskennzeichnung der Rettungswege sowie ausreichende Ausstattung mit Handfeuerlöschern Die Compartments sind, wie oben beschrieben, auf eine Fläche von 800qm beschränkt und verfügen jeweils über mindestens zwei entgegengesetzt liegende und voneinander unabhängige Rettungswege zu Treppen(-Räumen), die direkte Ausgänge ins Freie haben. Zusätzlich verfügen die Compartments über die oben beschriebenen beiden Außenraumverbindungen zu den Loggien bzw. Laubengängen, die als weitere Rettungswege sowie Angriffswege der Feuerwehr herangezogen werden können. Somit können die 800qm-NE quasi in zwei Brandbekämpfungsabschnitte à max. 400qm geteilt werden, jeder mit einem Treppenraum- und einem “Laubengang”- Angriffsweg. Im “Gelenk” des “L”’s aus Klassen- und Teilungsräumen befindet sich in jedem Haus eine außenliegende Fluchttreppe.
Dieser 1. Rettungsweg über die Außentreppe wird ergänzt über den diagonal gegenüber lie-genden 2. Rettungsweg über den Ring-Gang. Vom Ring-Gang aus führen wiederum diagonal gegenüber liegend zwei voneinander unabhängige Treppen ins Freie: entweder gelangt man über die “Kaskade” der Außentreppen - vom Dach über die Geschossebenen direkt auf den Schulhof; oder man gelangt über die zweite Treppe (außenliegend, jedoch temperiert) über den Innenhof und dessen Südöffnung auf den Schulhof. Das Rettungswege-Prinzip von zwei unabhängigen und entgegengesetzt angeordneten Fluchtwegen wird somit für sämtliche Brand-Szenarien gewährleistet. Die Treppen bzw. Treppenräume und die dorthin führenden Flure bzw. Gänge (Ring-Gang und daran anschließende “Laubengänge”) sind aus nichtbrennbaren Materialien und feuerhemmend ((R)EI30) geplant.
Konstruktion und Tragwerk
Die Einstufung des Bauwerks in die Gebäudeklasse III eröffnet die Möglichkeit, das Gebäude im Wesentlichen in Holzbauweise zu erstellen und somit zu einer nachhaltigen guten CO2-Bilanz beizutragen. Die Holzbauweise wiederum eröffnet die Möglichkeit eines hohen Grades an Vorfertigung und Systematisierung von Bauteilen, somit Bauzeitverkürzungen und auch hier in der Konsequenz Einsparungen bei Kosten und Emissionen. Für die Häuser 2, 3 und 4 schlagen wir deshalb eine Konstruktion aus folgenden Elementen vor:
Decken: Brettsperrholz BSP ca. 20 cm; Unterzüge: auf deckengleichen Unterzügen in Stahl (z.B. Peikko Delta-Beam o. Pfeiffer Hybrid-Beam), Stützen (im Inneren): Holz (BSH) ca. 20/20 cm; tragende Rahmenkonstruktion (in Fassadenebene): Holz (BSH) ca. 10/20 cm; aussteifende Innenwände (gleichzeitig Tafel-Wände der Unterrichtsräume): BSP ca. 16 cm, Holzbeplankt 2x 20mm (Elektro-Installation) .
Die U-förmigen Wände und Podeste der Außen- bzw. Fluchttreppen sowie die Wände und Decken in den Sanitär- und Technikbereichen (“Blocks”) werden wegen ihrer Brandschutzanforderung oder ihrer Nutzung als Nassbereichen in Stahlbeton-Fertigteilen ausgeführt und dienen gleichzeitig als aussteifende Elemente: Der Ring-Gang um den Innenhof und die daran anschließenden Laubengänge im Außenbereich stellen eine eigenständige Struktur dar, die vor die einzelnen “Häuser” gestellt ist. Sie besteht aus “aufgelösten Wänden” aus verdichteten Stützenreihen. Auch auf der anderen Seite des Ringgangs lagert die Decke auf einer Reihe von Stützen, die hier vor den Fassadenstützen bzw. den massiven “Block”-Wänden der einzelnen “Häuser” stehen und in deren Wandverkleidungen weitgehend integriert sind. Die Stützen bestehen aus Stahl, die Decken aus StBFertigteilen (R30).
Die Dreifach-Sporthalle über dem Mehrzweckbereich und dem darunter befindlichen Technik-Sockel stellt einen Sonderbereich dar. Hier ist die gewählte Konstruktion bestimmt von großen Spannweiten und hohen Anforderungen an den Schallschutz sowie die bauordnungsrechtliche Einstufung als Versammlungsstätte. Für das Grundvolumen der Dreifachsporthalle (OKF +7m, LRH 7m, L >45m) kommt das Prinzip der wandartigen Träger zur Anwendung:
Die Seitenwände an den Schmalseiten – nebst des dort anschließenden Treppenraumes – werden in voller Gebäudehöhe in Betonbauweise hergestellt.
Die Querwände der Musik-Übungsräume wirken – neben den Wänden des Treppenraumes – gebäudeaussteifend in Längsrichtung. Zwischen diesen Seitenwänden spannen über die Längsseite Fachwerkträger in Stahlbauweise, die in den Drittelspunkten – also alle 15m – durch Stützen unterstützt werden. Diese Stützen sind im EG straßenseitig und hofseitig präsent und stecken die ansonsten offene Quartiersterrasse im Freien bzw. das Foyer von Aula und Mensa im Inneren ab. Dabei nimmt der Träger an der belichteten Nordfassade der Sporthalle, deren volle Höhe von 7m ein und seine Dreiecksstruktur bildet gleichzeitig den Rahmen für eine sehr leichte und transluzente Fassade als Luftkissen-Membran-Konstruktion. An der Längsseite im Gebäudeinneren nehmen Fachwerkträger jeweils die volle Höhe des 1.OG und 2.OG ein. Im 1.OG eröffnet sich hier aus dem Ring-Gang der Blick in das Foyer der Aula und Mensa. Im 2.OG signalisiert die markante Struktur den Übergang zwischen Ring-Gang der Schule und längsseitigem unabhängigen Erschließungsgang der Dreifach-Sporthalle. Den Doppelsaal von Aula und Mensa überspannt eine insgesamt 1,60m hohe Deckenkonstruktion bestehend aus folgendem Aufbau: Sporthallen Schwingboden. Betondecke, blockverleimte LVL-Binder, Akustik Deckenelementen.
Die Binder im Abstand von 2,5m haben im zentralen Feld eine Spannweite von 16,20m und liegen hier auf der Reihe von tragenden Fassadenstützen des Saals auf. Die ca. 8,10m über die Fassadenebene hinauskragenden Trägerenden werden an die Fachwerkträger der Obergeschosse angehängt, so dass ein rigides Tragsystem gebildet wird.
Technische Gebäudeausrüstung
Alle wichtigen Nutzungsbereiche des Hauses sind ausreichend tagesbelichtet und verfügen über natürliche Querlüftung. Das thermische Raumklima und die Luftqualität werden durch hybride Systeme konditioniert. Für die Grundtemperierung der Räume ist ein Energieoptimiertes Niedertemperatursystem – je nach Raumart als Fußboden, Wand-, Decken- oder Betonkernaktivierung – ausgeführt. Das System deckt 60 bis 80 % des saisonalen Raumwärmebedarfs unter Hinzunahme der Geothermie. Es hält die Aufenthaltsräume auf einem Mindest-Temperaturniveau von 17 °C. Mittels reversibel ausgeführter Sole-Wasser-Wärmepumpe kann in den heißen Sommermonaten Kühlenergie über die o.g. Flächentemperierung den Räumen zugeführt werden. Für die Spitzenlastabdeckung im Heizfall ist ein schnell reagierendes System zuständig. Dieses liefert immer nur dann und immer nur so viel Wärme, wie es für die optimale Nutztemperatur erforderlich ist. Die Wärmeversorgung für das Spitzenheizsystem wird mittels Nahwärme aus der quartiersübergreifenden Energiezentrale bezogen. Bei Auftreten innerer oder solarer thermischer Gewinne substituieren diese die Leistung des Spit-zenlastsystems. Auf diese Weise kann nicht nur Heizenergie eingespart, sondern auch ein „Überschwingen“ der Raumtemperatur vermieden werden.
Auch die Belüftung der Räume erfolgt hybrid durch ein auf den hygienischen Mindestluftwechsel dimensioniertes mechanisches Lüftungssystem und die freie Fensterlüftung durch Einbindung der Personen. Die mechanische Zuluft-Führung, als Quell-, Misch- oder Verdrängungslüftung ist je nach Raumart so konzipiert, dass sich energetische Synergien zwischen mechanischer und freier Lüftung durch die Personen ergeben. Die dezentralen Lüftungsgeräte passen sich präzise dem hygienischen Mindest-Lüftungsbedarf an und erlauben gleichzeitig die konvektive Einbringung der Spitzenheizleistung.
Material und Farben
Dort, wo sich laut Brandschutzkonzept keine notwendigen Rettungswege befinden, kommt – auch im Außenbereich – das Material Holz zum Einsatz: an den Loggien und Balkonen der Compartments. Als Bodenbelag (Terrassendielen) und Fassade (Holzschalung). Das warme Material Holz steht in harmonischem Kontrast mit den kühlen Materialen Beton, Stahl und Glas. Im Innenraum ergänzen Linoleum-Böden innerhalb der Compartments und Fachbereiche die Komposition aus robusten, nachhaltigen, nachwachsenden und/oder recyclebaren Materialien, die sich naturbelassen und/oder chromatisch behandelt (Beton-/ Holz-Lasuren, Stahl-Anstriche, Glas-Bedruckungen, weitere durchgefärbte Oberflächen-Materialien bzw. -Beschichtungen für Wand und Boden) in ein abgestimmtes Farb- und Materialkonzept fügen: Jedes Haus repräsentiert sich in einer eigenen Farbgebung bzw. Farb-familie. Und zwar zum einen nach außen hin, über die Fassade, was das Gebäudevolumen – zusätzlich zu den volumetrischen Zäsuren - weiter optisch und städtebaulich in den Maßstab der Umgebung herunterbricht und einfügt. Und zum anderen nach innen: die “Blöcke”, die die Trennung, aber gleichzeitig auch das funktionale Bindeglied zwischen dem gemeinschaftlichen Innenhof bzw. Ring-Gang und den private anmutenden, intimeren Compartments sind, signalisieren wie ein Farbleitsystem den Benutzern der Schule über ihre Farbfamilie nicht nur die Richtung, in die sie sich aus dem Innenhof bewegen müssen, um zu ihren Klassenräumen zu gelangen, sondern - innerhalb des Compartments angekommen – auch den Ort, wo sie sich im Gebäudekomplex befinden.
Gebäudehülle / Fassade
Die Fassaden des 3-geschossiger Schulkomplex besteht aus tragende Holzprofilen in der auskragende BSH-Deckenplatten, wetterseitig mit Blech verkleidet als horizontales Verschattungselement, Witterungsschutz der Fassade (inkl. vertikale Sonnenschutzrollos) und zus. horizontaler Brandriegel; Fenstermodule (je nach Nutzung und Fest- bzw. öffenbaren Elementen mit verschiedenen Modulbreiten 270cm; 135cm; 101,25cm; 67,5cm usw., entsprechen dem Planungsraster von 8,10m x 8,10m); Der Verglasungsanteil beträgt max. 53%, Brüstungs- und Sturzelemente, raumhohe Verglasungen öffenbare Fenster in jedem zweiten Feld. Sonnenschutz (feststehend durch auskragende horizontale Geschossdecken und vertikale Fassadenprofile, beweglich über außenliegende Rollos). Im Ring-Gang besteht die Fassade aus tragenden Stahlprofilen, Sonnenschutzverglasung mit Lüftungsklappen im unteren und oberen Bereich, absturzsichernder Handlauf. Die Fassade des Sonderbereich Aula/Mensa verfügt über tragende Stahlprofile mit aufgesetzter Alu-Rahmen-Konstruktion. Zuluft erfolgt über beidseitige (innen/außen) Bodengitter - entlang der gesamten Fassaden, Abluft über Oberlichter mit Kippflügeln; Eigenverschattung durch Nordorientierung und große Überstände darüberliegender Gebäudevolumina; innenliegender Blendschutz und Verdunklung über Vorhänge (transluzent / lichtundurchlässige), gleichzeitig akustische Absorberflächen. Doppelflüglige Glastüren im 2,50m-Fassadenraster sorgen für großzügige Zugänglichkeit.
Die Dreifach-Sporthalle verfügt über massive Beton-Außenwände mit gedämmter, hinterlüfteter Fassade in vertikaler Holzschalung, innenseitig mit Akustik-Holzverkleidung.
Die transluzente Nordfassade wird als Luftkissen-Membrankonstruktion in Stahlfachwerkträger vorgeschlagen. Die Zuluft erfolgt über Bodenklappen entlang der gesamten Längs-/ Nordfassade sowie über südseitige Fenster im 3.OG/Staffelgeschoss und die Besuchergalerie. Die Abluft und Entrauchung erfolgt über Lüftungsgitter in den vertikalen Bereichen der Dach-Shed.