Unser Konzept für ein modulares Stadtbausystem, aufbauend auf einem ca. 100m x 100m großen Grundmodul, geht von einem Modulsystem in zwei Schichten aus:
Die erste Schicht, die "primären Kacheln", bildet Bau- und Freiraumfelder mit dem zugehörigen Erschließungsanteil ab. Mit diesen Kacheln können verschiedene städtebauliche Grundszenarien ausgebildet werden.
Die zweite Schicht besteht aus den reinen Baufeldern, die in die primären Kacheln eingelagert werden können. Sie sind in unterschiedlichen Dichten mit unterschiedlichen Bebauungstypologien ausgebildet und können als zweite Ebene – "sekundäre Kacheln" – je nach Erfordernis und Umgebung, in die primären Kacheln eingesetzt werden.
Der beschriebene 2-Schicht-Aufbau erhöht die Flexibilität des Systems, macht es für viele Szenarien anpassbar und dementsprechend vielseitig einsetzbar.
Aus dieser Grunddisposition heraus wird ein städtebauliches Beispielszenario entwickelt, das eine Antwort auf die vorgegebenen Randbedingungen gibt und im Inneren prägnante Stadträume im Zusammenspiel aus Freiraum und Bebauung bildet.
Prägendes und identitätsstiftendes Merkmal ist dabei der in Ost-Westrichtung eingefügte zentrale Park, der mit seinen Funktionen als grüne Lunge, Frischluftkorridor, Wasserreservoir und Freizeitangebot das Herzstück des Quartiers bildet. Seine baulichen Ränder erhalten eine ihrer Lage zum Park und den dort verlaufenden Wegeverbindungen entsprechende Ausbildung. Ein polygonal ausgeprägter Solitärbau am westlichen Ende dient als Landmark nach Innen wie nach Außen.
Die primären Kacheln sind innerhalb des Quartiers derart kombiniert, dass sie sich jeweils um sapezifisch ausgebildete Quartiersplätze gruppieren, wovon zwei im nördlichen und zwei im südlichen Bereich des Modellquartiers angeordnet sind.
Das vorgegebene, fiktive Umgebungsschema dient als Grundlage des baulichen Konzeptes:
- Westen: Mobilität und urbane Dichte
- Osten: Privatheit und kleinteilige Siedlungsstrukturen
- Norden: landschaftliche Kulisse und klarer Siedlungsrand
- Süden: Gemeinschaft und urbane Synergieeffekte
Mobilität, Erschließung
Das Mobilitätsszenario für das neue Quartier geht von einem Minimum motorisierten Verkehrs innerhalb des Quartiers aus. Individuelle Bewegung erfolgt per Fahrrad oder zu Fuß - motorbetriebene Fahrzeuge werden in unmittelbarer Nähe der S-Bahn-Station im Mobilitätszentrum geordnet abgestellt. Die motorisierte Zufahrt bleibt Rettungsfahrzeugen und funktional notwendigen Ver- und Entsorgungsfahrzeigen vorbehalten. Die Verteilung privater Warensendungen basiert auf zentralen Abholstationen sowie einem Kiezkurier analog zu Pilotprojekten in anderen Berliner Kiezen.
Um das strenge Grundraster aufzulockern und räumliche Bezüge zu ermöglichen, durchzieht und vernetzt ein sekundäres Fußwegesystem die primären und sekundären Kacheln . Es sorgt für eine Durchlässigkeit der Baufelder, stärkt die Bezüge zwischen dem öffentlichen Strassenraum und den halböffentlichen Hofräumen und macht die Vielfalt der räumlichen Milieus in der alltäglichen Benutzung erlebbar.
Das feinmaschig entwickelte System aus Haupt- und Nebenwegen ist den Fußgänger:innen und Radfahrer:innen vorbehalten und entsprechend deren Bedürfnissen ausgeformt.
Nutzung
Das Quartier wird von Wohnnutzung verschiedenartiger Typologien geprägt. Die Palette reicht von Einfamilien-Stadthäusern am östlichen Rand, über Mehrfamilienwohnungen in blockrandefinierenden Bauformen bis hin zu Einzelgebäuden variierender baulicher Höhe mit 3 bis 10 Geschossen, je nach Lage innerhalb der Quartiersstruktur.
Gewerbe und Dienstleistungen werden dort situiert, wo stadträumliche Schwerpunkte vorgesehen und funktionale Nutzungsverdichtungen zu erwarten sind. Dies ist vornehmlich das Umfeld der S-Bahn-Station mit dem Mobilitätszentrum, das neben der gesamten Parkierung (KFZ, Fahrräder, Lastenräder etc.) auch Mobilitätsangebote wie Leihräder, Carsharing Stellplätze, Packstation sowie Reparatur- und Serviceangebote bündelt.
Unmittelbarer anschliessend wird eine gut erreichbare Kindertagesstätte mit einem geschützten Aussenbereich im Blockinneren untergebracht.
Die Quartiersplätze unterstützen in ihrer spezifischen Ausformung die Schwerpunktbildung und formulieren Kondensationskerne für künftige Kieze. Darüber hinaus stellen auch die Quartiersplätze natürliche Standorte für verschiedene Angebote gewerblicher Nutzung dar.
Entlang der nördlich des Parks verlaufenden Promenade mit nach Süden orientierten, den Gebäuden vorgelagerten Aussenbereichen sind gastronomische Angebote vorgesehen.
Niederschlagsbewirtschaftung
In Anbetracht der verstärkt auftretenden und sich bereits abzeichnenden Extremwetterlagen, liegt der Freiraumstruktur des Modellquartiers ein niederschlagsbasiertes Gestaltungsprinzip zugrunde:
Regenwasser wird vollständig im Quartier zurückgehalten und stufenweise einer lokalen Nutzung zugeführt. Der Ablauf in die städtische Kanalisation ist nur im äussersten Extremfall vorgesehen. Mehrfache Retentions- und Nutzungsstufen dienen dazu, Wasser innerhalb des Quartiers zu halten, zu nutzen und dem Grundwasserkörper verfügbar zu machen.
Zisternen bilden den Grundstein für die Bewässerung öffentlicher und wohnungsnaher Grünflächen - insbesondere in Dürreperioden eine wertvolle Basis für ein resilientes Quartier. In einer nächsten Retentionsstufe sammeln und leiten Systeme von Retentionsbeeten das Niederschlagswasser innerhalb der Quartiersstraßen, machen es für öffentliche Grünflächen verfügbar (z.B. durch Baumrigolen) und leiten darüber hinaus anfallendes Wasser aus Starkregenereignissen dem zentralen Park zu. Hier werden Niederschläge gemeinsam mit vorgereinigtem Brauchwasser der umgebenden Baufelder einem zentral angeordneten, pflanzenbasierten Klärbecken zugeführt. Das derart gereinigte Wasser speist einerseits das Spiegelbecken am Quartierseingang und andererseits einen wechselfeuchten Naturbereich im östlichen Abschnitt des Parks.
Aussenanlagen
Bepflanzung und Gestaltung der öffentlichen Grünräume zitieren die glazial geformte und durch Gewässer geprägte Landschaft rund um Berlin. Als „Eiszeitintarsie“ bildet der zentrale Park einen funktional-ökologischen wie auch identitätsstiftend-atmosphärischen Ankerpunkt in der Landschaft. Der Park schliesst als prominente Adresse des Quartiers unmittelbar an die S-Bahn-Station an.
Die Gesetzmäßigkeiten des Wasserkreislaufs liegen der Parkgestaltung zugrunde. Sie verankern das Quartier mit der umgebenden Landschaft und stellen der Landschaft einen relevanten räumlichen Bestandteil der Stadtstruktur zur Verfügung….
Im Inneren der Bauflächen bilden die „Kiefernhöfe“ als gemeinschaftliche Freiräume das Pendant zu den öffentlichen Freiräumen. Auch hier steht eine regionale Landschaft Pate für die Ausbildung und Bepflanzung der Aussenanlagen. Spiel- und Grünbereiche verbinden sich zu sandigen Heidelandschaften, die von Kiefern locker überstellt sind.
Ein Großteil der Dachflächen wird mit einer Kombination aus Photovoltaik und extensiver Begrünung ausgestattet, ein kleinerer Teil mit Dachgärten.
Einbindung E-Mobilität in Energiekonzept-Nutzung der Batteriespeicher der Fahrzeuge
Weitere Inhalte zum Energiekonzept (vielleicht zu detailliert)
Abwärmenutzung Abwasser / Abwärmenutzung Gewerbe
Oberflächennahe Geothermie-Grundwasser/Erdsonden als Wärmequelle und zur freien Kühlung
Die grünen Korridore der Erschiessung sind in ostwestlicher bzw. nordsüdlicher Richtung durch zwei differenzierte Zonierungsprinzien charakteristiert:
- Ostwest: Muldenkorridore mit dezentraler Versickerung über begrünte Mulden, ausgebildet als lineare Parks mit Aufenthaltsqualität.
- Nordsüd: Rigolenkorridore mit baulich gefassten Pflanzbecken, urbaner Gassencharakter
Die Korridore einschließlich ihrer Erschließungs- und Freiraumstrukturen reagieren in Dimension und Ausformung flexibel auf den Städtebau und seine Nutzungen.
Die Wege in den Korridoren werden als Shared Spaces für Rad- und Fußverkehr ausgewiesen und sind zugleich für Rettungs- und Entsorgungsfahrzeuge nutzbar.
Energie, Ökologie
Es wird ein CO2-neutrales Quartier angestrebt, d.h es wird im Quartier nur soviel Energie verbraucht wie lokal, vor Ort, erzeugt werden kann. Nutzung von Umweltwärme aus Oberflächennaher Geothermie sowie Abwärmenutzung aus Abwasser in Kombination mit Wärmepumpen versorgen das Quartier über ein LowEx-Netz mit Wärme und Kälte (Gewerbe). Gebäudeintegrierte Photovoltaikanlagen auf den Dächern und an den Fassaden liefern erneuerbaren
Die Gebäude sollen, soweit möglich, in Holz oder Holzhybridbauweise erstellt werden und sorgen so für einen minimalen CO2-Fußabdruck für die Gebäudeherstellung.
Durch die teiloffene Struktur sowie den großen Park in Richtung Westen des Quartiers wird eine sehr gute Belüftung des Quartiers ermöglicht, ohne den Schallschutz gegenüber der Bahntrasse zu vernachlässigen. Das in Kombination mit intensiver Begrünung der Parks und Straßenzüge sowie Wasserflächen führen zu einer wesentlichen Verbesserung des Mikroklimas. Die Gebäude wurden hinsichtlich Tageslichtverfügbarkeit optimiert.