Stadtplanung/Architektur Freiraum:
FAR frohn&rojas Planungsgesellschaft mbH, Berlin
mit L’AUC architects et urbanistes, Paris
und STUDIO MATHIEU LUCAS, Paris
FAR frohn&rojas Planungsgesellschaft mbH, Berlin mit L’AUC architects et urbanistes, Paris und STUDIO MATHIEU LUCAS, Paris
Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag
Auf gute Nachbarschaft!
Das Grundstück an der Vulkanstraße markiert den östlichen Abschluss der Großsiedlung Fennpfuhl und bildet zugleich den Übergang in die städtebauliche Struktur des Gewerbegebiets Lichtenberg. Ziel unseres Entwurfs ist, mit Hilfe einer klaren städtebaulichen und typologischen Struktur die Siedlung und den für sie charakteristischen kontinuierlichen Grünraum in Richtung Vulkanstraße hin fortzuführen und den Abschluss der Siedlung gegenüber der Vulkanstraße neu zu artikulieren. Die neue städtische Figur ist also zugleich Abschluss und Übergang.
Das Wettbewerbsverfahren verfolgt eine doppelte Zielsetzung: Einerseits soll geprüft werden, wie auf den Parkplatzflächen entlang der Vulkanstraße neuer Wohnraum entstehen kann, andererseits, wie diese Entwicklung mit einer verbesserten Nahversorgung (aktive Erdgeschosse) und großzügigen Freiräumen für das Quartier einhergehen kann.
Im Rahmen dieser wohnbaulichen Nachverdichtung und der damit einhergehenden Verbesserung der Nahversorgung stellen sich folgende wesentlichen Fragestellungen.
Wie lassen sich insgesamt 680 Wohneinheiten in die Großsiedlung integrieren, ohne die bestehenden Qualitäten wie z.B. die Belichtung und die Ausblicke der vorhandenen Wohnungen zu beeinträchtigen?
Wie lässt sich eine städtebauliche Figur entwickeln, die in ihrer Wirkung mit der Großform der Siedlung Fennpfuhl mit ihren Türmen und langen Riegeln maßstäblich harmoniert und gleichzeitig der kontextuellen und maßstäblichen Vielfältigkeit entlang der Vulkanstraße
gerecht wird?
Und wie können durch Nachverdichtung neue Formen des Wohnens und Arbeitens geschaffen werden, die das typologische Angebot des Quartiers stärken und diversifizieren?
Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, bedient sich unser Projekt einer klaren städtebaulichen Setzung und typologischen Differenzierung.
Türme und Terrassen
Entlang der Vulkanstraße schlägt unser Projekt an fünf strategischen Punkten städtebaulich klar verankerte und entsprechend ihrer kontextuellen Einbettung orientierte Hochhäuser vor. In ihrer Positionierung beeinflussen sie den Ausblick und die Belichtung des Bestands nur minimal. Die 20-geschossigen Türme greifen die im Quartier bereits bestehende Hochpunkt-Typologie auf und ergänzen damit das bestehende Ensemble aus drei Hochhäusern nördlich der Landsberger Allee, dem Punkthochhaus am Roederplatz, den Hochhäusern im Fennpfuhlpark sowie dem Hochhaus an der Ecke Möllendorff-/Storkower Straße.
Ergänzt werden die fünf Türme durch drei Terrassenhäuser, die als horizontale, urbane „Maschinen“ fungieren. Zur Quartierseite im Westen bieten sie urbane Erdgeschosse für vielfältige öffentlich zugängliche gewerbliche Aktivitäten; zur Vulkanstraße im Osten sichern sie den Parkplatzbedarf des Quartiers. Auf den terrassierten Ebenen der zur Vulkanstraße ansteigenden Terrassenstruktur entstehen Schrebergärten für bestehende Quartiersbewohner. In den obersten Geschossen der Terrassenvolumen sind Maisonette-Typologien mit privaten Gärten geplant. Sie bieten eine neue Wohnform im Quartier: familienfreundliche Reihenhäuser.
Städtebaulich bietet der Wechsel kontrastierender Volumen – Türme und Terrassenhäuser – großzügige Blickachsen und verhindert wesentliche Beeinträchtigungen der Ausblicke der bestehenden Wohnungen nach Osten. Mit ihrer klaren typologischen Differenzierung setzen die neuen Gebäude die für die Großsiedlung Fennpfuhl typische Struktur einfacher und prägnanter Volumen in einer großzügigen Parklandschaft fort. Bestandshochhäuser und Riegel werden durch die urbanen Terrassenhäuser und stadträumlich verankerten Hochpunkte ergänzt.
Linearer Park und aktive Erdgeschosse
Die kompakte Setzung erlaubt zwischen Bestand und Neubebauung die Gestaltung eines großzügigen, autofreien, in Nord-Süd-Richtung verlaufenden linearen Parks. Dieser wertet die Zugänge der vorhandenen Riegel auf. Er wird durch das Angebot aktiver gewerblicher Erdgeschosse entlang der Westfassaden der Terrassenhäuser und der Hochhäuser belebt und fungiert als Abschluss der Grünstruktur des Fennpfuhlparks nach Osten. Insgesamt entstehen 20.000 m² neuer Grünfläche – wodurch die versiegelten Flächen entlang der Vulkanstraße mehr als halbiert werden. Dabei bleibt ein Großteil der bestehenden Bäume erhalten, um das Potenzial des Baumbestands maximal in die Freiraumplanung des Projekts einzubinden.
Entlang der Vulkanstraße werden alle für die Erschließung notwendigen Funktionen, wie die Zufahrten zu den Parkplätzen in den Terrassenhäusern, organisiert. Die Vulkanstraße wird - wie in den ersten Planungen vorgesehen - verbreitert und bietet künftig zusätzlich einen Radweg. Die Mobility-Hubs lassen ein zukünftige Transformation zu einem produktiven Sockel, der sich zur Vulkanstraße und zum Gewerbegebiet hin orientiert, zu.
Baumdach und Freiflächenkontinuum
Die neuen Gebäude entlang der Vulkanstraße werden von einem ausgedehnten Baumdach umgeben, das auf einem 8 x 8 m großen Raster basiert. Dies gewährleistet die Schaffung einer einheitlichen Landschaft, die schattige Kontinuität entlang der Rad- und Fußgängerwege bietet und Zugangs- und Verkehrsbeschränkungen für Feuerwehrautos, Fahrzeuge usw. berücksichtigt, während gleichzeitig der Eindruck verstärkt wird, sich in einem großen Park zu befinden. Wo immer möglich werden zusätzliche Vegetationsschichten angelegt, um die Landschaft der weitläufigen Gärten aus dem Westen zu erweitern.
Unter dem Baumdach ist die Oberfläche an die Nutzung angepasst, mit einer durchgehenden mineralischen Oberfläche im Bereich der Gewerbenutzungen und der Umgebung der Wohngebäude. Eine einheitliche gepflasterte Oberfläche dient den Fußgänger:innen und Radfahrer:innen und macht den öffentlichen Raum um die neuen Gebäude herum als Kontinuum von Plätzen, Parkwegen und gemeinsamen öffentlichen Räumen lesbar. Nur wenige Zufahrtsstraßen im Westen sind asphaltiert. Ziel ist es, eine hohe Bodenpermeabilität zu erreichen. Der Boden ist überwiegend durchlässig, mit grasbewachsenen oder sandverfugten Pflastersteinen. Nur ausgewählte Verkehrsflächen sind undurchlässig.