KNERER und LANG Architekten GmbH, München/Dresden mit Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden/Berlin

Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag

1. Leitidee

Der Entwurf versteht die Vulkanstraße nicht als trennende Barriere, sondern als Chance, den Stadtraum neu zu ordnen und aufzuwerten.
Anstelle einer defensiven Abschottung wird eine räumlich differenzierte, urbane Kante vorgeschlagen, die:

  • das große Siedlungsgefüge des Fennpfuhls würdig abschließt,
  • eine robuste, lärmtolerante Fassung zur Gewerbeseite bildet,
  • und gleichzeitig eine einladende Adresse zur Straße entwickelt.
     

2. Ausgangslage

Die Analyse der räumlichen Situation zeigt:

  • Westen: Großmaßstäbliche Wohnsiedlung mit großzügigen, geschützten Höfen und hoher Aufenthaltsqualität.
  • Osten: Heterogenes Gewerbegebiet.
  • Dazwischen: Überwiegend versiegelte Parkplatzflächen entlang der Vulkanstraße.

Diese Konstellation bietet die Möglichkeit, das Übergangsgebiet neu zu definieren und qualitätsvoll zu besetzen.

3. Städtebauliche Strategie

Die städtebauliche Setzung folgt einem zweigliedrigen Prinzip:

1. Urbane Kante zur Vulkanstraße

  • Neubebauung als adressbildende Fassung, orientiert an der Maßstäblichkeit des Bestands.
  • Differenzierung durch gezielte Rücksprünge, Staffelungen und variierende Gebäudehöhen.
  • Robuste, lärmtolerante Gestaltung zur Gewerbeseite; aktive und einladende Fassaden zur Straße.

2. Hofgebundenes Wohnen im Inneren

  • Bewahrung und Weiterentwicklung der vorhandenen Hofstruktur der Großwohnsiedlung.
  • Geschützte, differenzierte Innenhöfe mit Spiel-, Aufenthalts- und Gemeinschaftsflächen.
  • Klarer Kontrast zwischen lebendigem Straßenraum außen und ruhigem Wohnen innen.
     

4. Nutzungskonzept

Die Erdgeschosse entlang der Vulkanstraße werden aktiviert durch:

  • Nahversorgung,
  • kleinteiliges Gewerbe und Dienstleistungen,
  • sozialräumliche Angebote.

Der Vulkanplatz wird als räumlicher und programmatischer Ankerpunkt ausgebildet:

  • Vermittler zwischen Gewerbe und Wohngebiet,
  • Aufenthalts- und Versorgungsplatz,
  • Treffpunkt für Bewohner:innen beider Seiten,
  • neue „Schauseite“ der Vulkanstraße.

Die Nutzungsverteilung folgt dem Prinzip kurzer Wege und guter Fußläufigkeit.
 

5. Lärmschutz und Wohnqualität

  • Straßenseitige Fassaden: Organisation mit Erschließungszonen, Nebenräumen und durchgesteckten Grundrissen.
  • Wohnräume, Balkone und private Freibereiche orientieren sich konsequent zur ruhigen Innenhofseite.
     

6. Mobilität und Freiraum

  • Mobilitätsprinzip: „Konzentrieren statt verteilen“.
  • Quartiersgaragen an den Rändern und entlang der Haupterschließungsstraßen.
  • Optimierte Straßenaufteilung der Vulkanstraße, gesteigertes Wohlbefinden für alle Verkehrsteilnehmenden
  • Innenbereiche weitgehend autofrei, fuß- und radverkehrsfreundlich gestaltet.
  • Reduktion von versiegelten Flächen
  • Vielfältige Grüntypologien zur Steigerung des Wohnumfeldes, Erhöhung der Biodiversität, Anpassung an den Klimawandel, Grünvernetzung über das Quartier hinaus
  • Rückhalt und Nutzung von Regenwasser für die Natur und zur Abkühlung des Wohnumfelds
  • Nachnutzung von anfallenden Abbruchmaterialien, für einen schonenden Umgang mit Ressourcen
     

7. Dach- und Freiflächen als Ressource

  • Großflächige Dächer der Garagen und Neubauten werden intensiv genutzt:
    • Begrünte Flächen,
    • Urban Gardening,
    • Spiel- und Sportangebote.
  • So entstehen zusätzliche ökologische, soziale und klimatische Mehrwerte.