Kersten Kopp Architekten

Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag

Leitidee / Städtebau

Spandau erhält ein attraktives Gymnasium an der Rhenaniastraße. Ein dreigeschossiger Baukörper besetzt das Grundstück als ein sowohl in der Höhe als auch in der Geometrie vermittelnder Solitär. Zwischen Wohnbebauung im Westen und der Schule entsteht eine großzügige Fortführung des zentralen Parks nach Norden und damit eine Verbindung mit dem Park Am Rohrbruchteich. Durch die Positionierung des Baukörpers entsteht ausreichend Raum für einen Vorplatz an der Rhenaniastraße sowie einen großzügigen Eingangsplatz zwischen Schule, den Wohngebäuden und dem Freiraum von Schulhof und Park.
Der kompakte Baukörper integriert alle Nutzungen der Schule sowie die Sporthalle, so dass das Grundstück mit seinen unterschiedlichen Freiflächen ihn allseits großzügig umspülen kann.

Perforation

Das neue Schulhaus lässt in seiner perforierten Kubatur die innere Struktur der Räume bereits erahnen. Unterschnitte im EG betonen die Ein- und Ausgänge und verbinden das Gebäude mit dem Außenraum, Lichthöfe auf unterschiedlichen Ebenen lassen die Struktur der Cluster und deren Belichtung und Ausrichtung bereits erkennen.

Erschließung 

Der Haupteingang der Schule orientiert sich nach Westen zum neuen Eingangsplatz mit öffentlichem Charakter. Der Unterschnitt ermöglicht eine regengeschützte Pause. Im Nordosten befindet sich der Eingang der Sportfunktionen mit einem ähnlichen Motiv. Im Süden erhält die Mensa einen geschützten Terrassenbereich zum Schulhof.

Verteilung der Nutzungen

Der Baukörper gliedert sich in verschiedene Bereiche. Die Nutzungen sind klar verteilt und ermöglichen eine gute Orientierbarkeit im Gebäude: Die ggf. stadtteiloffenen Nutzungen sind im Erdgeschoss vorgesehen, in den zwei Obergeschossen befinden sich die Cluster, die Verwaltung und Fachräume.

Das schulöffentliche Erdgeschoss

Das Erdgeschoß hat mit seinen einladenden Nutzungen wie Bibliothek, Aula, Mensa, Musik und Sport den öffentlichsten Charakter und vermittelt diese auch in den Außenraum. Das Erdgeschoss ist sehr einladend, es gibt eine Vielzahl von Blicken durch das Gebäude. Eine kommunikative und breite Treppe dient als Alltagstribüne und kann mit dem Foyer zusammen genutzt werden. Die Mensa und die Aula bilden zusammen den Veranstaltungsbereich der Schule. Die Musikräume schließen direkt an. Lerninseln und Ausstellungsbereiche ergänzen das multifunktionale Angebot.

Neues Lernen in der Lernlandschaft, Compartments im OG1 und OG2

Die Compartments befinden sich in den Obergeschossen. Alle Unterrichtsräume sind an der Fassade mit Blick in die Parks zu allen Himmelsrichtungen ausgerichtet. Die Compartments organisieren sich jeweils um ein über einen Lichthof belichtetes, helles Forum. So entsteht ein attraktives Lernangebot mit vielen verschiedenen Lernsituationen für unabhängig arbeitende und unterschiedlich große Schülergruppen. Das Forum eignet sich als kommunikative Lernlandschaft, die wahlweise als Plattform für Präsentationen, Lernzone und Freizeit- und Rückzugsbereich genutzt werden kann. 

Die sich zum Forum und zum Lichthof hin orientierenden Teamräume gewährleisten die Einsehbarkeit der pädagogischen Flächen und damit die Aufsichtssituation. Mobile Wände und transparente Innenverglasungen begünstigen eine hohe Nutzungsvielfalt und eine stärkere und intensivere wechselseitige Wahrnehmung der Nutzer untereinander. Aus-, Ein- und Durchblicke über die Lichthöfe und in den Außenraum geben eine gute Orientierbarkeit und stärken das Gemeinschaftsgefühl der Schüler/Innen. 

Verwalten und Fachwissen

Die Verwaltung sowie das Compartment der Fachräume der Naturwissenschaft befinden sich im OG1. Im OG2 befinden sich die Kunsträume mit anschließendem Kunstgarten sowie die Lernwerkstatt Informatik.

Sport

Die Sporthalle ist in den Baukörper integriert und kann trotzdem separat von Vereinen in den Abendstunden genutzt werden. Am separaten Eingang an Rhenaniastraße befindet sich der Mehrzweckraum, der sowohl für sportliche Nutzungen als auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Die Umkleiden sind ebenerdig vorgesehen. Die Zuschauertribüne befinden sich im Obergeschoss und kann auch in den Schulalltag einbezogen werden.
Auf kurzem Wege sind die Außensportflächen im Süden zu erreichen. 

Freiraum

Das Gymnasium befindet sich im Kontext eines sich stark veränderten Gebietes und spielt als Verknüpfungsglied innerhalb des Stadtteils eine signifikante Rolle. Die Anlage bildet zusammen mit dem Park auf dem Nachbargrundstück den Kern einer neuen Nachbarschaft. Aufgrund der Lage bildet der Außenraum der Schule eine grüne Ader, die den Park mit dem naheliegendem Rohrbruchteich verknüpft. Diese ruhige und grüne Landschaft bildet eine Art Oase die den Schülern einiges an Sport- und Erholungsmöglichkeiten bieten kann, aber zugleich den Bewohnern des Quartiers eine attraktive und grüne Nachbaranlage bietet. 

Zwei breite befestigte Zugangswege auf beiden Seiten des Gebäudes leiten auf das Grundstück und bilden die Hauptachsen zu den Schuleingängen. Ergänzend bieten schmälere, wassergebundene Wege eine alternative Wegführung. Sie schlenkern durch den gesamten Außenraum um die verschiedenen Bereiche des Schulgebietes, sowie den Park, miteinander zu vernetzen. Wo die Wege aufeinandertreffen bilden sich kleine Quartiersplätze, ausgestattet mit robusten Sitzmöglichkeiten und weiteren Elementen, wie Trinkbrunnen oder Tischtennisplatten. Darüber hinaus finden sich über der gesamten Fläche kleine Sitz- und Kommunikationsnischen um den Schülern diverse Rückzugsorte im Freien anzubieten. Diese sind oftmals unter großen, schattenspendenden Bestandsbäumen platziert um die Aufenthaltsqualität zu stärken. 

Der Baumbestand des Areals bleibt Großteils erhalten, und wird teilweise mit jungen, standortgerechten Baumarten ergänzt um die idyllische Qualität der Parklandschaft ins gesamte Schulareal zu erweitern. Flankiert ist der Außenraum von zwei naturbelassenen Flächen die gleichzeitig als Versickerungsflächen dienen und die südlichen Ecken des Gebietes räumlich stärken.  

Neben dem Ballsport auf dem Kleinsportfeld werden die Schüler in den Pausen auch zum Basketball und Tischtennis amüsiert. Die Gymnastikwiese, welche sich zwischen der Turnhalle und dem Kleinsportfeld befindet, bietet eine großzügige Fläche für jegliche andere Bewegung. Im Westen des Gebietes befindet sich der multifunktionale Schulgarten. Mit zwei Geräteschuppen, einem Gewächshaus und diversen Hochbeeten ist der Bereich reichlich ausgestattet, und passt sich gestalterisch in die übergreifende Typologie des Gesamtareals. Darüber hinaus werden auf der restlichen Fläche des Schulgartens Obstbäume gepflanzt.

Mit der Gestaltung des Freiraumes wird für die Schülerinnen und Schüler eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufenthaltsbereichen geschaffen, die jeglichen Bedürfnissen Raum bieten. Mit dem Fokus auf wasserdurchlässige Beläge, vielfaltiger Bepflanzung und den ökologischen Ausgleichflächen steuert das Konzept zur Nachhaltigkeit bei, unterstützt das natürliche Regenwassermanagement und verbessert das lokale Klima. So wird das neue Gymnasium nicht nur stadträumlich an den übergeordneten Grünzug angebunden, sondern auch als klar ablesbarer Grünraum im Quartier sichergestellt. 

Nachhaltigkeit - Konstruktion, Materialität

Tragwerk
Im Sinne einer maximalen Flexibilität sowie einer elementierten und damit wirtschaftlichen und schnellen Bauweise wird das Tragwerk des Schulgebäudes als Skelettbau mit Betonfertigteilen geplant. Ein System aus Betonstützen und –balken schafft maximale Raumflexibilität. 
Holz-Beton-Verbunddecken und Holzrippendachplatten aus BSH-Rippenelementen d= 36 cm mit einem Aufbeton d=10 cm füllen die Felder des Betonskeletts aus. Durch den höhenbündigen Anschluss der Rippenelemente in Fassadenebene wird eine sturzlose Fassade ausgebildet, die zu einer sehr guten Tageslichtversorgung der Innenräume führt. Zur Aussteifung werden die Treppen- und Sanitärkerne als Betonwände d= 16 cm ausgebildet. Die Decken- und Dachplatten werden scheibenartig ausgebildet, so dass keine weiteren Pfetten oder Verbände erforderlich sind.
Für die Beschleunigung des Bauablaufes kommen weitgehend Betonfertigteile bzw. Halbfertigteile zum Einsatz (Fertigteilstützen und -balken, Betonhohlwände).
Die Trennwände zwischen den Räumen und zu den Erschließungsflächen werden aus nichttragenden Leichtbauwänden hergestellt. Die Flurwände, bzw. Wände zwischen Unterrichtsräumen und Forum werden zusätzlich mit einer Schrankzone ausgebildet. Durch die Trennung von tragenden und ausfachenden Bauteilen wird die größtmögliche Flexibilität für Anpassungen an zukünftige Nutzungsänderungen gewährleistet. 
Die Geschossdecken erhalten einen schwimmenden Estrichaufbau zum Trittschallschutz. 
Um die Eingriffe in das vorhandene Gelände möglichst gering zu halten, wird das Gebäude auf eine Flachgründung als Betonbodenplatte mit Streifenfundamenten gegründet. Durch die Verwendung des leichteren Baustoffes Holz für die Deckenelemente (ca. 80% Volumenanteil des Tragwerks), können die Gründungsbauteile gegenüber einem konventionalen Massivbau optimiert und somit die Verwendung von Beton auf ein minimales Maß reduziert werden. 

Das Tragwerk der Sporthalle wird aus Betonfertigteilbindern auf Betonstützen in Hallenquerrichtung gebildet, in die BSH-Rippenelemente eingehängt sind. Die Wände in den Umkleide-, Geräteraum- und Technikbereichen werden aus nichttragendem Trockenbauwänden hergestellt.

Hülle / Sonnenschutz
Die Fassaden werden durch ein System aus in das Stahlbetonskelett eingesetzte hochwärmedämmende Holzrahmenbauelemente mit eingesetzten Holz-Fensterkonstruktionen mit 3-Scheiben-Verglasungen und Dreh-Kipp-Öffnungsflügeln gebildet und ermöglichen so großzügige Bezüge zum Außenraum. Die Fensterkonstruktion ist so ausgebildet, dass flexibel Trennwände angeschlossen werden können und damit unterschiedliche Raumaufteilungen möglich sind. Innerhalb eines Rasters sich abwechselnde Festverglasungen und Öffnungsflügel ermöglichen unabhängig von der jeweiligen Raumaufteilung eine gute Versorgung mit natürlicher Belüftung sowie Nachtauskühlung pro Raum.
Die Holzrahmenbauelemente werden von außen mit einer hinterlüfteten Schale aus vorvergrauten Lärchenholzprofilen, innenseitig mit 3-Schichtplatten verkleidet und mit Zellulosedämmung ausgeblasen. Durch die Holzbauweise kann die komplette Stärke der Außenwandkonstruktion zur Gebäudedämmung herangezogen werden. Dies ermöglicht die Erreichung eines hohen Dämmstandards bei moderaten Bauteilstärken. 
Die sturzlose Außenwandkonstruktion ermöglicht eine gute Tageslichtversorgung der Räume. Individuell steuerbare außenliegende Ausstellmarkisen schaffen einen effektiven Sonnenschutz bei gleichzeitigem Ausblick. Als Blendschutz kommen innenliegende Vorhänge zum Einsatz, die für eine behagliche Innenraumatmosphäre sorgen.

Die lichtdurchlässigen Flächen der Gebäudehülle sollen ein Höchstmaß an Tageslichtversorgung durch blendfreies gleichmäßiges Licht und geringe Leuchtdichtekontraste bieten. So werden optimale Nutzungsbedingungen sowie eine angenehme Raumatmosphäre  geschaffen und gleichzeitig der Energieeinsatz für künstliche Beleuchtung minimiert.

Der sommerliche Wärmeschutz wird durch die außenliegenden Sonnenschutzanlagen, thermisch träge schwere Fußbodenkonstruktionen sowie eine effektive Nachtauskühlung gewährleistet.

Die Sporthalle erhält ein Oberlichtband mit motorisch zu öffnenden Fenstern hinter einer Struktur aus vertikalen Lärchenholzprofilen, die dem Blendschutz dienen.

Dach
Die Dachkonstruktionen aus Rippenplatten erhalten einen Retentionsdachaufbau mit Gefälledämmung und extensiver Dachbegrünung zur Befeuchtung des Mikroklimas und Temperaturabsenkung durch Zwischenspeicherung des Regenwassers auf der Dachfläche. Zusätzlich wird eine mit der Dachbegrünung harmonierende PV-Anlage auf der Dachfläche angeordnet.

Die Terrassenflächen werden mit einem Betonsteinplattenbelag versehen.

Ausbau - Materialien
Die Materialwahl reagiert nachhaltig und angemessen auf die Schulnutzung. Das Gebäude wird aus robusten und langlebigen Materialien gebaut. Massive Bauteile sollen weitestgehend unverkleidet bleiben, um sie als Wärmespeicher zu aktivieren und damit die thermische Stabilität des Gebäudes zu verbessern. Im Innenbereich führen Kontraste aus warmen organischen und robusten mineralischen Oberflächen die Materialsprache der Fassaden konsequent fort. 
Linoleumböden in den Unterrichtsräumen, Leichtbauwände teilweise mit Holzoberflächen und Möbeleinbauten aus Holzwerkstoffplatten sowie Akustikdecken aus Holzwolleplatten kontrastieren mit den mineralischen Oberflächen der Nutzestrichböden der Zentral- und Erschließungsbereiche. Beton- und Holzwände bleiben sichtbar. Leichtbauwände werden in einem hellen Farbkanon gestrichen. Durch die Wahl natürlicher Materialien entstehen eine hohe Behaglichkeit und ein hoher Innenraumkomfort.

Baustoffauswahl
Bei der Planung und Bauausführung werden möglichst nur Materialien und Bauteile verwendet, die hinsichtlich Gewinnung, Transport, Verarbeitung, Funktion und Beseitigung eine hohe Gesundheits- und Umweltverträglichkeit sowie eine hohe Lebensdauer aufweisen. Die Baustoffe sind i.d.R. recyclingfähig oder verrottbar. Es werden beispielsweise keine PVC-haltigen Baustoffe sowie nur halogenfreie Kabel verwendet. Auf diese Weise werden geringstmögliche Lebenszykluskosten erzeugt.
Für die Betonbauteile wird die Einsatzmöglichkeit von Recyclingbeton geprüft.

Raumakustik
Um die Raumakustischen Anforderungen einzuhalten sowie eine akustische Behaglichkeit zu erzielen, werden in den Aufenthaltsräumen sowie in den Verkehrsbereichen zwischen den Brettschichtholzrippen Holzwolleplatten als Absorberflächen eingebaut. TGA-Leitungsführungen werden in die Akustikdecken sowie Einbaumöbel integriert.

Barrierefreiheit
Die Schulneubauten werden durchgängig barrierefrei geplant:

  • Erreichbarkeit des Gebäudes / Behindertenparkplatz / barrierefreier Hauptzugang
  • Horizontale und vertikale Erschließung (Aufzug)
  • Lage, Anzahl und Ausstattung barrierefreier Sanitär- und WC-Räume
  • Orientierung im und außerhalb des Gebäudes durch die übersichtliche Struktur der Baukörper und ein kontrastreiches Farbleitsystem

Brandschutz
Das Konzept des baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Brandschutzes für das Gebäude wird durch eine gezielte Einteilung in Brandabschnitte Rechnung getragen, die den Strukturen der pädagogischen Nutzung folgen. 

Der Entwurf gliedert den Baukörper in den Obergeschossen in kleinere, beherrschbare Brandabschnitte. 
Diese Abschnitte folgen der Logik der Trennung in Compartments. Hochfeuerhemmende bzw. feuerbeständige Wände und Geschossdecken bilden gleich mehrere, ausreichend sichere Raumabfolgen, die überschaubar sind und mögliche Gefährdungsbereiche gut einsehbar gestalten. Jedem Brandabschnitt ist ein vertikaler Fluchtweg (Treppe in Treppenraum) direkt zugeordnet. Der zweite Rettungsweg führt in den benachbarten, vom Brand nicht betroffenen Abschnitt. Dadurch können horizontale Rettungswege – z.B. für Inklusion – angeboten werden und die maximalen Rettungsweglängen werden verkürzt. 

Compartments
Die Brandabschnitte der Compartments weisen Größen von ca. 750 bzw. 350-375qm auf. Die Rettungswegelängen unterschreiten das zulässige Maß von 35m. In den Clustern sind keine notwendigen Flure auszubilden, so können Möbel, z.B. aus Vollholz, für Lernnischen, Kommunikationsbereiche o.ä. verwendet werden, ohne die erforderliche Sicherheit einzuschränken.

Wirtschaftlichkeit

Ein kompakter Baukörper, ein gutes Verhältnis BGF/NF sowie eine angemessene Materialwahl ermöglichen niedrige Investitionskosten. Eine dauerhafte, robuste und anpassungsfähige Konstruktion führt zu niedrigen Lebenszyklus- sowie Unterhalts- und Betriebskosten (Reinigungs- und Reparaturfreundlichkeit) und stellt einen Beitrag für die nachhaltige Nutzung des Gebäudes dar. 

Nachhaltigkeit - Energie und Klimakonzept

Das Gebäudekonzept orientiert sich an nachhaltigen Lösungen über die zu erwartende Nutzungsdauer. Dabei wird insbesondere den Anforderungen an Gesamtwirtschaftlichkeit, Ressourceneffizienz und Behaglichkeit Rechnung getragen. Im Ersten Schritt wird dazu der Energiebedarf minimiert, der dann mit optimal angepassten Systemen gedeckt wird. Thermische Hülle sowie das Gebäudetechnikkonzept werden so ausgelegt, dass ein sehr hoher Energiestandard (optional Nullenergiegebäude) erreicht wird.

Passive Maßnahmen
Architektur, Fassade und Gebäudetechnik sind optimal aufeinander abgestimmt. Um einen geringen Energieverbrauch bereits aus dem Gebäudekonzept ableiten zu können, werden zunächst passive Maßnahmen berücksichtigt:

  • Hervorragende Wärmedämmung durch einen kompakten Baukörper mit gut abgestimmter Gebäudehülle
  • thermische Speichermasse durch schwere Aufbaukonstruktionen des Bodens; Die Speichermasse wird zur Nachtauskühlung und zum internen Wärmeausgleich optimal genutzt
  • hohe Tageslichtverfügbarkeit auf Grund hoher Transparenz / Transluzenz / sturzloser Fassade
  • Effizienter außenliegender Sonnenschutz, welcher thermische Lasten aus dem Gebäude fernhält und tlw. durch transluzente Elemente eine gute Leuchtdichtenverteilung schafft.

Wärmeversorgung
Als Grundkonzept wird eine Anbindung der Schule an das aufzubauende Nahwärme-Netz „Waterkant“ angeschlossen.
Die Wärmeversorgung erfolgt durch ein internes Verteilnetz (im Niedertemperaturbereich) zu den zu beheizenden Räumen. Diese werden mittels Fußbodenheizung auf die erforderlichen Raumtemperaturen erwärmt. Die Wärmeeinbringung in die Räume erfolgt dabei mittels Strahlungsaustausch.
Die Wärmeverluste durch Fensterlüftung (Hybridlüftung) werden, trotz der bekannten Trägheit von Flächenheizsystemen, durch die relativ große Speichermasse schnell kompensiert. Somit kann auf ergänzende Heizkörper (HK) zur schnelleren Nacherwärmung verzichtet werden. Alle Aufenthaltsräume werden bedarfsabhängig geregelt und versorgt.
Einzelne Nebenräume und Flure erhalten örtliche HK nach Bedarf.
Die erforderliche Zuluft-Erhitzung der RLT-Anlagen erfolgt mittels separaten Anschlusses an der Heizverteilung.

Raumlufttechnik
Die Unterrichts- und Büroräume werden weitestgehend natürlich belüftet. Hierfür werden ausreichend große Öffnungsflächen vorgesehen. Wo erforderlich werden nach Erstellung eines Lüftungskonzeptes mit Simulation zur Unterstützung optional Lüftungsanlagen eingesetzt (Hybridlüftung). Die Auslegung der Außenluftvolumenströme erfolgt so, dass mittels mechanischer Lüftung während der Unterrichtszeit und zusätzlicher freier Lüftung während der Pausen, die hygienischen Anforderungen an die Raumluftqualität, gewährleistet sind. 
Zur Abführung des sommerlichen Wärmeeintrages ist, eine erhöhte Nachtkühlung mittels motorisch zu öffnender Fenster vorgesehen. Bei Bedarf kann hierzu die RLT-Anlage ergänzend mit verminderter Leistung und bedarfsgesteuert genutzt werden.
Wo erforderlich werden die Aufenthaltsräume (Küche, innenliegende Sanitärbereiche, Digestorien) mit einer mechanischen Lüftung ausgestattet. Durch den Einsatz hocheffizienter Wärmerückgewinnungssystemen in den Lüftungsanlagen kann mittels der warmen Abluft die kalte Außenluft vorerwärmt und somit deutlich Energie eingespart werden. Die RLT-Anlagen der Unterrichtsräume verfügen darüber hinaus über eine integrierte adiabate Kühlung, welche die sommerlichen Zulufttemperaturen reguliert. 
Durch das Abkühlen der Speichermassen in den Nachtstunden und einem vollflächigen außenliegenden Sonnenschutz bzw. einer Verschattung tagsüber kann ohne zusätzliche Kälteanlagen einer sommerlichen Überhitzung des Gebäudes entgegengewirkt werden. 
Alle übrigen Aufenthaltsräume sowie die Sporthalle werden natürlich belüftet. Zur Überwachung der Luftqualität werden alle Aufenthaltsräume mit einer sensorgesteuerten Lüftungsampel ausgestattet.

Warmwasserbereitung
Die Warmwasserbereitung erfolgt für bestimmte Funktionsbereiche (z.B. Duschen) über Solarkollektoren, wobei über Wärmetauscher in Kombination mit der entsprechenden Zirkulation eine permanente Warmwasserversorgung zur Verfügung steht. In den Bereichen wo Kinder die Zapfstellen nutzen bzw. nutzen können wird die Warmwassertemperatur auf maximal 45° C begrenzt. Dezentrale Warmwasserbereitung erfolgt in den restlichen Bereichen über elektr. Durchlauferhitzer.

Wasser und Abwasserversorgung
Die einzelnen Verbraucher werden nach dem Hausanschluss im Erdgeschoss an das Trinkwasserverteilnetz angeschlossen. Zur trinkwasserhygienisch erforderlichen Durchspülung werden die Sanitärobjekte im Leitungssystem eingeschleift. Wo eine kontinuierliche TW-Entnahme nicht sichergestellt werden kann, werden darüber hinaus automatische Spülarmaturen eingesetzt.
Das Gebäude wird an das Schmutzwassernetz des Versorgers angeschlossen. Die Küche ist über eine Fettabscheider-Anlage zu entwässern. Dafür erforderlich sind Fettabscheider, Probenahmeschacht sowie eine Doppelpumpenhebeanlage. Die Aufstellung erfolgt erdverlegt im Außenbereich.

Regenwasser
Der Regenwasseranfall wird mittels Zurückhaltung (Retention + Dachbegrünung) auf den Dächern vermindert sowie anschließend einer oberflächennahen Versickerung (Rigole + Mulden), auf den dafür zur Verfügung stehenden Flächen, zugeführt.

Beleuchtung
Durch die großzügigen sturzlosen Fensterflächen kann das Tageslicht optimal genutzt werden. Ergänzend dazu wird eine künstliche Beleuchtung vorgesehen, die sich in der Lichtstärke dem Tageslicht anpasst. Für die Beleuchtung werden hocheffiziente Langfeldleuchten (LED) entsprechend der jeweiligen Raumnutzung vorgesehen, die tageslicht- und präsenzabhängig gesteuert und somit als Ergänzung zum Tageslicht zugeschaltet werden können.

Photovoltaik
Auf den begrünten Dachflächen wird eine PV-Anlage (Solargründach) installiert. Der erzeugte Strom dient vorrangig der Eigennutzung.