Sander Hofrichter Planungsgesellschaft mbH und Freianlage.de Landschaftsarchitektur

Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag

Städtebauliche Einbindung

Das bauliche Ensemble des Gymnasiums Schulstraße strukturieren den heterogenen Stadtraum und reagieren auf vorhandene Strukturen und Gegebenheiten des Grundstückes und seiner Umgebung.
Durch gezielte Setzung der klaren Bauvolumen werden auf dem Grundstück unterschiedliche Raumzonen geschaffen. Ein weitläufiger Vorplatz öffnet sich zur Stadt und dient dem Ankommen und Verteilen. Er ist die neue Adresse am Schulstandort Schulstraße und bildet das Zentrum des Areals. Von den beiden Bauvolumen eingerahmt, leitet er zu den jeweiligen Nutzungen Schule und Sport, sowie zum introvertierten Schulhof im rückwärtigen Bereich des Grundstücks. Dieser ist in unterschiedliche Rückzugsbereiche, Lern- und Spielzonen gegliedert und sorgt für einen geschützten und lebendigen Außenraum für die Schüler:innen.
Der ruhige Charakter der iranischen Straße bleibt durch die städtebauliche Anordnung erhalten.

Gebäude / Struktur Schule und Sport

Vorgeschlagen wird ein dreigeschossiges Schulhaus und ein Sporthaus mit zwei übereinander gestapelten Sporthallen, welche in einem Spannungsfeld zueinander stehen und die städtebaulichen Kanten der Schulstraße und der Iranischen Straße aufnehmen.
Durch die Ausrichtung der Sporthalle entlang der iranischen Straße wird das polygone Grundstück optimal zoniert und reagiert mit seiner Traufhöhe auf das gegenüberliegende jüdische Krankenhaus.
In den oberen Geschossen des Schulhauses befinden sich die Compartements und die Fachunterrichträumen. Das Erdgeschoss mit Mensa, Mehrzweckraum und Bibliothek öffnet sich zum öffentlichen Straßenraum. Verwaltung und Musik liegen im rückwärtigen Bereich zum ruhigen Schulhof gerichtet.
Eine der beiden Sporthallen ist um ein Geschoss abgesenkt. Großzügige Verglasungen ermöglichen Sichtbeziehungen und Einblicke vom öffentlichen Stadtraum auf die Hallenebene sowie ins Foyer. Der Erschließungsgang reagiert auf die unterschiedlichen Nutzungen der jeweiligen Geschosse. So liegt er im Erd- und 2.
Obergeschoss direkt an der Halle und wird zur Galerie, welche den Zuschauern einen Ausblick auf das Geschehen in der Halle bietet. Im 1.Obergesachoss liegt der Gang an der Fassade und öffnet den Blick auf den Vorplatz und das Schulgebäude.
Die beiden Gebäude basieren auf einem quadratischen Raster, welches eine standardisierte Elementierung als auch einen hohen Vorfertigungsgrad ermöglichen. Das Raster schafft ein hohes Maß an Flexibilität und die Möglichkeit einer späteren Umgestaltung oder Umnutzung.
Das Herzstück des Schulbaus bildet die zentrale Treppenanlage, welche als kommunikative Mitte dient. Sie wird durch die großzügige Dachlaterne mit Tageslicht versorgt. Von hier aus verteilen sich die Schüler:innen in ihre jeweiligen Compartements sowie Fachunterrichtsbereiche.
Im Erdgeschoss schließen an das Foyer direkt die Mensa und der Mehrzweckbereich als großzügiger Veranstaltungsraum an.

Compartement

Alle Compartements werden vom zentralen Treppenraum erschlossen. Die Nebenraumzone mit Schließfächern, Sanitärbereichen sowie den jeweiligen Teamstationen sind als Vorzone der einzelnen Compartements ausgebildet. Die Unterrichtsräume strukturieren das fließende Raumgefüge des Forums sowie den Teilungsräumen und schaffen eine hohe Transparenz durch Ein- und Ausblicke. Die Foren werden über Lichthöfe belichtet. Jedes Compartement erhält als ersten Rettungsweg eine unabhängige Fluchttreppe direkt aus dem Forum, somit muss die Haupttreppe nicht als Fluchttreppe fungieren. Zentral und mit Blick über das gesamte Compartment liegen die Teamräume mit Tageslicht an den Innenhöfen.

Konstruktion / Tragsystem / Ausbau

Schwerpunkte bei der Entwicklung der Tragstruktur für die beiden Gebäude sind neben der Funktionalität und Wirtschaftlichkeit insbesondere die Nachhaltigkeit, Flexibilität und Dauerhaftigkeit.
Darunter verstehen wir die Einbettung einer klar gegliederten, dem natürlichen Lastfluss folgenden und modularen Tragstruktur in die Grundrissgeometrie in allen Funktionsbereichen. Die Auswahl der verwendeten Baustoffe und Materialien erfolgt sowohl nach ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten als auch nach deren Eignung im Hinblick auf eine mögliche Vorfertigung einzelner Bauteile oder Bauteilgruppen.
Die wiederkehrende Compartement-Struktur basierend auf einem Raster von 8,8 x 8,8m im Grundriss der Schule ermöglicht eine modulare Tragstruktur. Die horizontale Aussteifung des Gebäudes erfolgt über die Stahlbetonwände der Treppenhäuser.
Punkt- und liniengelagerte Hohlkörperdecken ohne tragende Unterzüge oder Brüstungen bieten dabei eine maximale Funktionalität und Flexibilität. Die Verwendung eines solchen Deckensystems (mit sehr guter Ökobilanz) führt bei gleichen statischen Eigenschaften zu einer Reduzierung des Deckeneigengewichtes, der Durchbiegungen und letztlich der Gründungsaufwendungen.
Die meisten Stützen bzw. Wände werden als Geschossstützen direkt bis zur Gründung durchgeführt, wodurch der Umfang von aufwändigen und kostenintensiven Abfangkonstruktionen auf ein Minimum reduziert wird.
Das Gründungskonzept sieht eine elastisch gebettete Bodenplatte zur Minimierung von Setzungsdifferenzen vor. Die Innenwände zur Abtrennung der einzelnen Räume werden zu über 70% nichttragend ausgeführt. In den Flur- und Klassenraumtrennwänden wird zur Vandalismusprävention und zur bauphysikalischen Verbesserung und Nutzung von Speichermassen nichttragendes Mauerwerk eingesetzt.
Mit dem Einsatz von vorgefertigten Sandwichelementen als vorgehängte und nichttragende Fassade wird der modulare Gedanke fortgeführt und eine gestalterisch und bauphysikalisch hochwertige sowie nachhaltige Außenhülle geschaffen.
Als Nutzlasten für die Deckenkonstruktionen werden nicht nur die nach DIN geforderten 3 kN/m² (Schule) + 1,2 kN/m² (Trennwandzuschlag) = 4,2 kN/m² angesetzt, sondern wird im Sinne der Nachhaltigkeit und Drittverwendungsfähigkeit mit 5 kN/m² (inkl. Trennwandzuschlag) das Tragwerk ausgelegt.
Der nachhaltige und ressourcenschonende Gedanke der Tragkonstruktion wird auch in den Sporthallen fortgesetzt. Der Hallenbereich der 2-Feld-Hallen wird mit Fachwerkträgern überspannt. Die Dachhaut wird über ein Trapezblech ausgeführt, welches gleichzeitig den raumakustischen Anforderungen Rechnung trägt. Die Fachwerkträger werden auf Fertigteilstützen gelagert. Die Aussteifung der Konstruktion erfolgt über die Rahmentragwirkung und die Wände der Nebenräume.
Im Inneren der Schule und Sporthalle soll ein durchgängiges Farb- und Materialkonzept umgesetzt werden, das eine hohe Umweltverträglichkeit und Lebensdauer garantiert.

Gebäudehülle (Fassade/Dach)

Die Fassade besteht aus vorgefertigten Holztafelelementen, welche mit Aluminiumblechen vor Umwelteinflüssen dauerhaft geschützt werden. Die Stöße werden durch Lisenen abgedeckt, welche den außenliegenden Sonnenschutz, samt Führung aufnehmen. Die Brüstungselemente sind mit Lamellen versehen, welche die Sicht auf das dahinterliegende, farbige Vlies freigeben und so ein Spiel aus Farbe, Licht und Schatten darbieten. Der hohe Vorfertigungsgrad der Fassadenelemente ermöglicht eine kurze Bauzeit.
Holz-Alu-Fenster dienen raumseitig als Stimmungsträger und sorgen außenseitig mit einem hellen Eloxal für einen wertigen und langlebigen Ausdruck. Im Erdgeschoss wird die Fassade großflächig mit einer Strukturverglasung geöffnet.
Das nahezu vollständig verglaste Erdgeschoss bringt das Thema der Transparenz auf die Stadtebene. Hier präsentiert sich das Schulhaus der Stadt und dem Fußgänger. Die Profilierung der Fassade bildet die statische Stützenstruktur ab, ein Licht- und Schattenspiel rhythmisiert je nach Sonnenstand die Fassade. Die gelben Stoffrollos des außenliegenden Sonnenschutzes nehmen das Gelb des Vlieses hinter den Lamellen auf und tragen zur Farbgestaltung des Baus bei. Die Aluminiumfassade verleiht dem an der vielbefahrenen Schulstraße grenzständigem Gebäude ein qualitätsvolles und langlebiges Erscheinungsbild, welches durch die Sporthallen vervollständigt wird.
Die Dachflächen erhalten eine Dachbegrünung mit Retentionsspeicher. Die Speicherfunktion ermöglicht einen gleichmäßigen, verzögerten und gedrosselten Abfluss in die Rigole. Dadurch kann die Regenwasserversickerung optimal gesteuert werden. Ein Anteil des gespeicherten Regenwassers verdunstet auf dem Dach und wird direkt in den Wasserkreislauf zurückgeführt.

Freiflächen

Der Außenraum führt die städtebauliche Idee des Hochbaus fort und ordnet die einzelnen Funktionen im Außenraum mit großer Selbstverständlichkeit. Das Raumprogramm wird vollständig erfüllt.
Der wertvolle Baumbestand wird sensibel in die Planung integriert.

Vorplatz / Eingänge

Die städtebauliche Anordnung der Gebäude mit der „Fuge“ zwischen Schulhaus und Sporthalle bildet ein attraktives Entree, das als städtische Platzfläche gestaltet wird. Der vorhandene Baumbestand wird mit großzügigen Pflanzflächen eingefasst, deren elliptische Umfassungen als Sitzbänke dienen. Es ergeben sich vielfältige Sichtbezüge in das verglaste Erdgeschoss der Schule und in die verglaste Sporthalle. Der Sporthalle vorgelagert befindet sich der überwiegende Teil der erforderlichen Radstellplätze. Diese sind unter den Bestandbäumen angeordnet und mit einer Heckenpflanzung eingefasst.

Schulhof

Die Formensprache des Vorplatzes wird im Schulhof fortgeführt, wobei ein vielfältiger, lebendige Spiel- und Kommunikationsort entsteht. Hier befinden sich sowohl Angebote zur Erholung als auch zur aktiveren Betätigung wie Sport und Spiel. Im hinteren Bereich schließt sich ein naturnaher Schulgarten als Lern- und Naturerlebnisort an. An den Rändern des Grundstücks entstehen vielfältige naturnahe Strauch- und Baumstrukturen, wodurch abwechslungsreiche Aufenthaltsbereiche geschaffen werden. Die umlaufende Wellenbank trennt die Grünflächen vom Schulhof ab und bildet als „Lange Bank“ selbst eine hohe Aufenthaltsqualität.
Die Mensa erhält einen eigenständigen Freisitz mit der Möglichkeit, die Fläche auch mobil zu bestuhlen.
Die Befestigung der Außenflächen ist auf das notwendige Maß reduziert. Das Schulgrundstück ist vollständig eingefriedet.

Regenwasser

Das anfallende Regenwasser, das nicht direkt versickert werden kann, wird in eine Rigole geleitet und dort versickert. Zur Bewässerung der Pflanzen und des Schulgartens wird das Wasser in einer Zisterne zurückgehalten und als Gießwasser verwendet, überschüssiges Wasser kann zur Versickerung an die Rigolen weitergeleitet werden.

Vorgartenzone

Entlang der Iranischen Straße verläuft der als Vorgarten gestaltete Pflanzstreifen, der von niedrigen Hecken gerahmt wird und eine Schmuckbepflanzung erhält. Unterbrochen wird der Streifen nur im Bereich der Zugänge zur Schule und Sporthalle.

Verkehr, Stellplätze & Müll

Die drei Stellplätze für Menschen mit Behinderung und der eingehauste Standort für die Gartengeräte und Abfälle sind entlang der Zufahrt von der Iranischen Straße angeordnet. Die Radstellplätze mit Bügelparkern befinden sich beidseitig der Sporthalle auf einem ungebundenen Belag aus Wassergebundener Wegedecke.

Technisches Gebäudekonzept: Energie- und Lebenszykluskonzept

Das Energie- und Lebenszykluskonzept greift den Wunsch des Auslobers nach möglichst geringen Lebenszykluskosten bei möglichst hoher Nachhaltigkeit auf. Weil die Lebenszykluskosten wesentlich durch die Betriebs- und Verbrauchskosten während der Nutzung beeinflusst werden, kommt der Minimierung der Energiebedarfswerte eine besondere Bedeutung zu.
Aufgrund der wesentlich längeren Lebensdauer und der geringeren Betriebskosten sind Investitionen in die Gebäudehülle in der Regel stets wirtschaftlicher als Investitionen in die Gebäudetechnik. Eine optimiertes Energie- und Lebenszykluskonzept stellt deshalb das Gebäude bzw. die lebenszyklusoptimierte Fassaden- und Raumplanung in den Vordergrund.
Die Planung der Fassaden und die Anordnung der Räume innerhalb des Gebäudes sind auch im Hinblick auf das klimaangepasste Bauen von entscheidender Bedeutung. Die tageslichtoptimierte Fassadenplanung reduziert den Anlagentechnischen Aufwand für die Einhaltung des sommerlichen Wärmeschutzes und für das erforderliche Kunstlicht.
Der Wettbewerbsentwurf optimiert die vorstehend benannten Ansätze und das Raumprogramm in besonderer Weise, so dass die verbleibenden Energiekosten auf ein Minimum reduziert werden.
Die Deckung der verbleibenden Energiebedarfe soll vorrangig durch erneuerbare Energien bzw. durch ökologisch adäquate Ersatzmaßnahmen und durch die Nutzung örtlicher Ressourcen (Fernwärme) erfolgen.
Die generelle Zielstellung besteht in der Reduzierung des Energiebedarfs durch

  • passive Maßnahmen, welche grundsätzlich ohne anlagentechnische Maßnahmen zur Senkung der Energiebedarfe und -verluste beitragen,
  • Senkung der Energieverluste durch den Einsatz von Lüftungsanlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung sowie
  • teilweise regenerativer Energieversorgung aus Fotovoltaik.

Damit werden die Zielstellungen der BNB-Zielvereinbarung mit wirtschaftlichen Lösungen erreicht.

Umsetzung der BNB Vorgaben -Nachhaltigkeitskonzept

Das Nachhaltigkeitskonzept basiert auf dem konzeptionellen Ansatz des BNB- Systems für den Neubau von Schulgebäuden, wobei der Schwerpunkt auf folgende Kriterien liegt:

Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, Bedienungs- und Instandhaltungsfreundlichkeit der TGA

Im Rahmen notwendiger Anpassungen an eine geänderte Gebäudenutzung können in den Schächten schnell neue bzw. geänderte Medienleitungen verlegt werden. Ergänzt wird das Konzept der Anpassungsfähigkeit durch die geplante Raumhöhe in den jeweiligen Geschossen. Die geplanten Raumhöhen gestatten eine Anpassung der TGA an eine geänderte Raumnutzung.

Einflussmöglichkeiten durch den Nutzer

Umbau- und Recyclingfähigkeit

Um möglichst schnell und kostengünstig auf Nutzungsänderungen oder –anpassungen reagieren zu können ist es erforderlich, die technischen Anlagen nicht in der Baukonstruktion, z. B. als Betonkernaktivierung, anzuordnen. In Unterhangdecken oder in Trockenbauwänden angeordnete Ver- und Entsorgungsleitungen können schnell und kostengünstig umgebaut werden. Eine solche Installationsführung wird deshalb für den Neubau des Schulgebäudes vorgesehen.

Wärmeversorgung

Das Energiekonzept setzt hinsichtlich der Wärmeversorgung auf passive Maßnahmen zur Reduzierung des Energiebedarfs, so dass die Zielsetzung zum Kriterium 1.2.2 erfüllt wird. Der auf diese Weise verringerte Bedarf soll aus Fernwärme gedeckt werden.
Die von den Stadtwerken zur Verfügung gestellte Wärme erfüllt die Anforderungen und kann somit ohne ergänzende Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien genutzt werden. Es werden die Raumheizung, die Nacherhitzer der Lüftungsanlagen sowie die Warmwasserversorgung von Küche und die der Duschräume der Sporthalle versorgt. Die Wärmeabnehmer sind in räumlich unmittelbarer Nähe zur Wärmeübergabestation angeordnet.
Ergänzt wird die Wärmeversorgung über die Fernwärme durch einen Erdkollektor. Der Erdkollektor wird im Rahmen der Verfüllung der Baugrube im nun nicht mehr benötigten Arbeitsraum der Baugrube angeordnet. Im Erdkollektor wird die Außenluft für die Belüftung der Klassen- und Kursräume ohne aktive Anlagentechnik vorgewärmt (Winterfall) bzw. vorgekühlt (Sommerfall). Durch die Nutzung der Erdwärme werden die Verbrauchskosten der RLT-Anlage Klassenräume reduziert und gleichzeitig der sommerliche Wärmeschutz verbessert.

Raumlufttechnik

Die Erfüllung der BNB-Kriterien ist in gering besetzten Räumen mit hohem spezifischem Raumvolumen mit Fensterlüftung und einem geeigneten Lüftungskonzept möglich. Diese Räume erhalten daher keine mechanische Lüftung. In allen Unterrichts- und Besprechungsräumen allerdings ist dies nicht ausreichend, die Zielparameter einzuhalten, dies erkennt auch die AMEV RLT-Anlagenbau 2018. Sie werden damit wie folgt mit zentraler mechanischer Lüftung ausgestattet. Alle Unterrichts- und Besprechungsräume erhalten eine Zuluftversorgung. Der maximale Luftvolumenstrom wird derart ausgelegt, dass für einen Zeitraum von min. 45 Minuten der CO2-Grenzwert von 1.000 ppm eingehalten werden kann. Zusätzlich ist eine vollwertige Fensterlüftung möglich, so dass auch das mögliche Kriterium des Nutzereingriffs jederzeit erfüllt wird. Im Sommer kann die Lüftungsanlage abgeschaltet werden für alle Räume mit Außenfenstern. Auch eine Nachtlüftung zum sommerlichen Wärmeschutz wird mit den Anlagen möglich. Die Abluft strömt aus den Unterrichtsräumen in alle öffentlich genutzten Bereiche über (WC, Flure etc.) und wird dort erst über einen Abluftanlage abgeführt. Es handelt sich somit um ein Hybrid-Lüftungskonzept mit Luftüberströmung und Mehrfachnutzung. Das Kriterium 3.1.3 der BNB-Zielvereinbarung kann damit erfüllt werden.
Im RLT-Zentralgerät befindet sich die Wärmerückgewinnung. Geplant wird hier mit einem Wärmerad, welches auch den Austausch von Feuchtigkeit ermöglicht und dadurch einer übermäßigen Trocknung der Außenluft entgegenwirkt. Zur Senkung der Verbrauchskosten der Lüftungsanlage wird für die Regelung der Luftmenge eine CO₂- Regelung in den Klassen- und Kursräumen geplant. Durch die CO₂-Regelung wird die Luftmenge fortlaufend der Belegung angepasst. Werden Räume nicht genutzt, so wird der Luftvolumenstrom bis auf einen unteren Grenzwert reduziert. Der untere Grenzwert ergibt sich aus dem Minimum des erforderlichen Luftvolumenstromes, der für die Aufrechterhaltung des Überströmprinzips notwendig ist. Die Lüftung für die Mensa bzw. den Mehrzweckraum (nach Versammlungsstättenverordnung erforderlich) wird aus demselben Lüftungsgerät sichergestellt. Aufgrund der regelbaren Volumenströme steht der erforderliche Volumenstrom zur Verfügung, da sich die Schüler ja während der Nutzung dieser Räume eben gerade nicht in den Unterrichtsbereichen aufhalten. Mit dieser Lösung kann eine weitere Lüftungsanlage vermieden werden.

Kälteversorgung

Durch die klimaoptimierte Fassadenplanung werden Kälteanlagen nur für jene Räume und Ausstattungen erforderlich, in denen die Raumtemperaturen einen definierten Maximalwert nicht überschreiten dürfen. Dies sind die Kälteanlagen für die Kühlung der Serverräume und gegebenenfalls die Kühl- und Tiefkühlschränke der Küche.
Für die Kühlung der Serverräume werden Klima-Splittgeräte eingesetzt, die mit Strom aus der Fotovoltaikanlage angetrieben werden. Zur Minimierung der Kältekosten werden Serverschränke mit integriertem Kälteanschluss (Liquid Cooling Package- LCP) geplant. Auf die energieintensive Kühlung der Räume selbst kann dann verzichtet werden.
Die Kühl- und die Tiefkühlschränke werden in der Regel mit eigenen Kälteanlagen ausgestattet, so dass für diese Anlagen nur der Wärmeabzug über die Lüftungsanlagen zu planen ist.
Ergänzt wird das Konzept der Kälteversorgung durch den Erdkollektor, der schon im Winter die Außenluft vorwärmt. Im Sommerfall wird die Außenluft durch den Erdkollektor vorgekühlt und ohne weitere Abkühlung in die Klassen- und Kursräume übertragen. Durch den Einsatz im Winter wird der Erdkollektor besonders effizient, denn im Winter kühlt der Kollektor das umgebende Erdreich. Diese Kälte wird nun im Sommer genutzt, um die Klassen- und Kursräume zu kühlen. Durch die Anordnung des Erdkollektors im Arbeitsraum der Baugrube kann der Erdkollektor ohne zusätzliche Tiefbaukosten errichtet werden.
Diese passive Außenluftkühlung der Zuluft für die Klassen- und Kursräume erfolgt nicht mit der Zielstellung der Erreichung einer Raumtemperatur von maximal 26°C im Sommer, dies ist mit der geplanten Größe des Erdkollektors nicht zu erreichen.
Vielmehr wird mit dem Einsatz des Erdkollektors die Zielstellung verfolgt, die Raumtemperaturen während der Schulzeit soweit abzusenken, dass auf Hitzefrei infolge Überhitzung der Räume verzichtet werden kann. Die passive Vorkühlung wird auch nur für die Klassen- und Kursräume geplant. Alle anderen Lüftungsbereiche (siehe Lüftungskonzept) werden ohne Vorkühlung mit Außenluft versorgt.

Brandschutzkonzept

Das Brandschutzkonzept des Schulneubaus lehnt sich an das Lernkonzept der Compartements an. Die Anforderungen der Auslobung werden mit dem Einhalten der Compatementflächen unterhalb von 800m² erfüllt. Somit liegen alle Unterrichts- und Teilungsräume am Forum ohne zusätzliche brandschutztechnische Unterteilung. Zur Sicherstellung der Rettungswege erhält jedes Compartement einen direkten ersten Rettungsweg in ein gesichertes Fluchttreppenhaus. Die platzsparenden Fluchttreppenhäuser in Form einer Doppelhelix ermöglichen eine effiziente Raumausnutzung bei einer brandschutztechnischen Trennung der beiden Rettungswege. Der zweite Rettungsweg erfolgt über die benachbarte Nutzungseinheit.
Die Mensa und der Mehrzweckraum und die Bibliothek werden als Versammlungsstätte ausgebildet mit großzügigen Ausgängen direkt ins Freie. Musik und die Verwaltung sind eigene Brandabschnitte.
Es sind keine Bypass Lösungen notwendig. Die Schule wird mit einer flächendeckenden Brandmeldeanlage ausgestattet.

Fazit

Mit zwei großmaßstäblichen kompakten Volumen reagiert der Entwurf auf die verschiedenartigen Anforderungen, die das Grundstück charakterisieren. Die klaren Kubaturen der beiden Baukörper schaffen ein prägnantes Ensemble und zonieren das polygone Grundstück in klare Bereiche. So entsteht eine zentrale Adresse, die identitätsstiftend ist und die öffentlichen Funktionen auf dem Grundstück betont und bündelt.
Die innere Struktur wird durch die räumlich autark funktionierenden Organisationseinheiten der Compartements bestimmt, die auf einem stringenten, quadratischen Raster basieren. Vernetzungen entstehen über die Compartementeinheiten hinweg. Räumliche Vielfalt, Transparenz, Durch- und Einblicke lassen einen Ort des schulischen Lebens und der Kommunikation entstehen.